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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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seinem besten Freund zu tun. Sie beide hatten sich keine Versprechen gegeben und ewige Treue geschworen. Im Gegenteil, Adrian hatte seinen Heiratsantrag gar nicht schnell genug zurücknehmen können.
    Nein, sie hatte ihn nicht betrogen, sie …
    Clausing hatte sie einfach …
    Ja, was? Sag schon, was hat er? Dich, ohne lange zu fragen, im Sturm erobert? Dich mit seinem brennenden Verlangen überrumpelt? Vielleicht sogar vergewaltigt?
    Alles Blödsinn! Er war außergewöhnlich sanft und behutsam gewesen, er hatte sich viel Zeit gelassen, damit sie sich an seine Größe gewöhnen konnte, obwohl ihn seine Zurückhaltung sichtlich alle Anstrengung gekostet hatte. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er nicht bloß auf seine eigene Befriedigung aus war. Wahrscheinlich hätte er sogar aufgehört, wenn sie den ernsthaften Versuch unternommen hätte, sich gegen seine Annäherung zu wehren.
    Danach hatte sie sich nicht einmal schlecht oder schmutzig gefühlt. Letzten Endes hatte ihr Trotz über jegliche Bedenken gesiegt. Nein, sie wusste nicht, welches Gefühl eines Tages in ihrer Erinnerung an die Nacht mit dem schließlich vor ungezügelter Leidenschaft explodierenden Matthias Clausing überwiegen würde. Doch darum ging es gar nicht. Und Adrian würde das am allerwenigsten interessieren.
    Ein polterndes Geräusch auf dem Gang schreckte Suse auf. Das Schott flog gegen die Wand und mit breitem Grinsen auf seinem sonst so schönen Gesicht stolzierte der Kapitän in die Kammer des Kochs. Seine Augen blickten grimmig, was nichts Gutes verhieß.
    Mit einem überraschten Aufschrei sprang Suse auf die Füße und wich vor Clausing zurück, als er lässig einen Schritt weiter auf sie zukam, eine Hand auf dem Rücken.
    „Ah, meine Funkerin und unser geschätztes Köchlein in trauter Zweisamkeit. Ich wollte wirklich nicht stören. Allerdings gibt es da etwas, das ich noch loswerden wollte, bevor sich unsere Wege trennen.“
    Belustigt hob der Kapitän die Augenbrauen und erkannte, wie sich Panik in Suses Zügen widerspiegelte. „Was hast du? Mit einem Mal so ängstlich?“
    Er trat noch ein Stück näher. „Sieh mal, was ich gefunden habe.“
    Ganz langsam zog er seine Hand hinterm Rücken hervor. Ein triumphierender Ausdruck trat in seine Augen , während er am ausgestreckten Zeigefinger ein cremefarbenes Stück zarten Stoffes baumeln ließ.
    Suse stockte der Atem, als sie ihr seidenes Hemdchen erkannte, welches sie am Nachmittag überall in ihrer Kammer und im Waschmaschinenraum gesucht hatte.
    „ Es lag unter meiner Koje“, fügte er völlig überflüssigerweise hinzu und Suse wurde kreidebleich. „Muss dir im Eifer des Gefechts entfallen sein.“
    Sie wankte zurück, spürte aber bereits im nächsten Augenblick Adrian, der ebenfalls aufgestanden war und sich schützend wie eine felsenfeste Mauer hinter ihr aufbaute.
    „Hast du es ihm etwa gar nicht erzählt?“, fragte Clausing mit hinterhältigem Grienen.
    Wie auch immer Suses Nachthemd unter die Koje seines Freundes gekommen sein mochte, was immer sie ihm hätte erzählen sollen und sich möglicherweise zwischen den beiden abgespielt hatte – Adrian wusste es nicht. Eigentlich wollte er es auch gar nicht erfahren. Mehr als alles andere verschlug ihm die ungewohnte Kaltschnäuzigkeit seines Freundes die Sprache. Seine Finger legten sich um die schmale Hand seiner Frau und streichelten mit behutsamem Druck über ihre Gänsehaut. Lass dich nicht provozieren. Ich stehe nicht nur hinter dir, sondern zu jedem einzelnen Wort, das ich gesagt habe. Bleib ruhig.
    „Natürlich. Ich habe es schon vermisst“, erwiderte sie in einem erstaunlich gefassten Ton und nahm Clausing das Hemd aus der Hand. „Danke, Kaptein.“
    Da der Alte keine Anstalten zu gehen machte, setzte Adrian seinerseits eine betont lässige Miene auf und erkundigte sich freundlich: „Ist sonst noch etwas, Matt’n?“
    „Du hattest mir versichert , über allen anderen, freilich sehr viel angenehmeren Beschäftigungen deine eigentliche Arbeit an Bord nicht zu vernachlässigen. Kannst du mir also verraten, was dieser klammheimliche Abgang vorhin zu bedeuten hatte?“
    „Aye, Käpt’n. Ich werde eine schriftliche Stellungnahme dazu abgeben.“
    „Das ist das Mindeste, was ich von dir erwarten kann“, erwiderte Clausing in herablassendem Ton und musterte Suse ungeniert.
    „Meine Kündigung.“
    Clausing wendete nun doch den Kopf ab und taxierte seinen Freund. Er schien überrascht, vielleicht sogar
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