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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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Nase, die nach wie vor in allen
Regenbogenfarben leuchtete. »Du kannst froh sein, wenn ich dir nicht die Fresse
poliere.«
    Der
Junge machte ein paar Schritte zurück, schaute den Russen aber trotzdem ganz
offen an. »Ich brauch deine Hilfe, und zwar jetzt!« Er grinste schelmisch.
»Wenn du meinen Freund nicht nochmal sehen willst, dann würde ich an deiner
Stelle die Hacken in den Teer hauen.«
     
    ***
     
    Am Abend
schlenderte Sven langsam vom Hauptbahnhof in Richtung Sechslingspforte. Als er
an einem Fenster vorbeikam, fiel sein Blick, durch staubige Gardinen hindurch, in
ein Wohnzimmer. Die Tagesschau fing an, sogar den Gong konnte er durch das
dünne Glas deutlich hören. Hier draußen, auf dem Bürgersteig lag seine Welt,
die aus Hunger, Schmerzen und Haltlosigkeit bestand. Zwei, vielleicht drei
Meter entfernt saß ein Mann, schätzungsweise ein Mittfünfziger, dem seine Frau
in diesem Moment einen Teller reichte. Normalität, ein Leben, wie es sich
zweifellos viele wünschten und es trotzdem kaum zu schätzen wussten, solange
sie es hatten. Welten die räumlich so dicht beieinander lagen und doch durch
einen unüberwindbaren Graben voneinander getrennt wurden.
    Leise
Bedenken stiegen in Sven auf. In seiner Tasche steckten ein langes Messer und
ein Teaser, dessen blauer Lichtbogen ihm seltsam bekannt vorkam, als Oleg ihn,
nur ein kleines Stück vor seiner Nase, aufblitzen ließ. Er würde in diese
Pension marschieren, hoffentlich unbemerkt das Zimmer von diesem Monster
erreichen und ihn dann ...
    Genau
das war die Frage: was dann? Sollte er den Kerl sofort mit dem Teaser außer
Gefecht setzen und ihm danach das Messer mit einem verwegenen Stoß ins Herz
rammen? Oder sollte er ihn langsam zu Tode foltern, so wie dieses Schwein es
zuvor mit seinen Opfern getan hatte? Oder umdrehen ... Wegner sagen, dass er es
doch nicht fertigbrächte und lieber als Zeuge fungieren wolle?
    Sven
riss sich vom Alltagsidyll eines fremden Wohnzimmers los und stiefelte
entschlossen weiter. Sein bester Freund, wahrscheinlich der einzige, den er
jemals gehabt hatte, war tot. Sein Mörder hockte ein paar Ecken entfernt in
einer Pension, genoss seine Freiheit und dürfte, wenn überhaupt, mit einer
lächerlichen Strafe davonkommen. Gerechtigkeit stellte man sich anders vor und
genau darum ging es – um Gerechtigkeit!
     
    ***
     
    »Wie
lange wollen wir warten?«, erkundigte sich Hauser, klang jedoch, als ob er die
Antwort bereits wusste.
    »Bis
unsere Ablösung kommt, was morgen früh gegen sechs passieren wird.«
    Wegners
Telefon unterbrach die mürrische Debatte. Der Hauptkommissar knurrte ein paar
Mal in den Hörer und legte dann mit zitternder Hand sein Handy auf das
Armaturenbrett.
    »Es ist
so weit ... Vera liegt seit `ner Stunde im UKE und wird gleich in den Kreißsaal
geschoben. Sie hat schon Wehen!«
    Hauser
riss seine Tür auf und zog wenig später seinen Kollegen hinter dem Steuer
hervor. »Ich fahre, sonst kommt deine Tochter vermutlich als Halbwaise zur Welt
und Hamburg hat einen schwulen Oberkommissar weniger.«
    Mit
Blaulicht rasten die beiden, kurz darauf bereits, die Grindelallee entlang.
»Ich ruf gleich auf der zuständigen Wache an und sag dem Diensthabenden dort,
dass er regelmäßig eine Streife bei der Pension vorbeischicken soll.«
    »Aber
lass dir noch `ne halbe Stunde Zeit damit, dann sollte der Zauber hoffentlich
schon vorbei sein«, erwiderte Wegner abwesend.
    »Du
kannst dich auf mich verlassen, Manfred. Wenn ich die Sachen geregelt habe,
dann komm ich hoch und sitze vor dem Kreißsaal, bis ich deinen kleinen Quaker
höre ... das will ich mir doch nicht entgehen lassen.«
     
    ***
     
    Keinen
Augenblick zögerte Sven, als er dann den Eingang der Pension erreicht hatte.
»Zimmer 116«, murmelte er. So stand es zumindest auf dem Zettel, den er bereits
auf dem U-Bahnhof in einen Papierkorb geworfen hatte. Die Pension verfügte über
zwei Treppenhäuser, was zweifellos nur den Brandschutzvorschriften geschuldet
war. Beide waren eng und rochen grundsätzlich nach scharfen Putzmitteln, ohne
dass dies den Eindruck von Sauberkeit hinterließ. Sven kannte fast jedes der
Zimmer und verband keines davon mit angenehmen Erinnerungen. Der Portier
schaute nicht einmal auf, als er die Eingangstür quietschen hörte, sondern
nickte nur müde, als der Junge ihm »hab oben Kundschaft« zurief.
    Im
ersten Stock angelangt schlurfte er mit leisen Schritten über die billige
Auslegeware, auf der keine unversehrte Stelle zu
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