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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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mit dampfenden Brotlaiben füllten.
    Ich stieß die Tür mit der Schuhspitze auf. Zentimeter um Zentimeter schlich ich hinein und schlüpfte hinter einen Stapel Plastikkisten.
    »Die kannst du jetzt hinausrollen«, befahl der grauhaarige Bäcker. »Und zwar ein bisschen dalli.«
    Seine jüngere Kollegin seufzte und schob den Wagen von der Küche in den Laden.
    In welcher Richtung lag wohl das Verwaltungsbüro? Auf Zehenspitzen kam ich hinter den Kisten hervor und schlich an dem Bäcker vorbei. Leise durchquerte ich den hinteren Teil des Ladens und sah mich um. Ich hatte kein Glück und konnte das Büro nirgends entdecken. Daher machte ich kehrt Richtung Bäckerei. Dabei ließ ich versehentlich den Beutel mitten in einem Gang fallen.
    Plötzlich hörte ich das Quietschen von Rädern. Der Brotwagen kam um die Ecke. Die jüngere Bäckerin war zurück. Ich hatte keine Zeit mehr, den Beutel aufzuheben. Ich machte einen Satz in den nächstgelegenen Gang und drückte mich an einen Ständer mit Spaghettisaucen. Der Wagen kam ratternd vorbei, gefolgt von einem Paar stampfender ausgetretener Turnschuhe. Der Beutel lag ihr direkt im Weg.
    »Brot ist draußen«, rief die junge Bäckerin. Sie blieb stehen und wischte sich die Stirn. Der Beutel lag jetztdirekt vor ihrem Wagen. Hatte sie ihn gar nicht gesehen?
    »Los, beeil dich!«, rief der andere Bäcker von hinten. »Du bist ja lahm wie ’ne Ente.«
    Die junge Bäckerin seufzte und schüttelte den Kopf. »Sklaventreiber«, murmelte sie.
    Ich starrte zu dem weißen Beutel hinüber. Wenn ich mich nur weit genug strecken könnte …
    Die Wagenräder fingen wieder zu quietschen an und sie bog zum Backbereich ab.
    Ich hielt den Atem an.
    Sie fuhr ahnungslos über den Beutel.
Holper, holper,
machten die Räder. Aber die Bäckerin schob weiter und sah überhaupt nicht nach unten. Im Schutz des lauten und ratternden Wagens streckte ich mich hinter ihr, schnappte den Beutel und huschte um die Ecke.
    Die Tür, die sich in dieser Ecke befand, war zu. Auf einem goldenen Plastikschild stand »Büro«. Erleichtert atmete ich auf und drückte die Klinke. Abgeschlossen.
    Was nun? Aus dem vorderen Ladenteil ertönten Stimmen und Schritte. Die Morgenschicht traf ein. Ich umklammerte den Beutel. Ich musste eine geeignete Stelle finden. Nicht einfach irgendwo. Einen Platz, wo man ihn fand, aber wo er auch sicher war. Die Schritte trampelten die Gänge entlang, die Stimmen wurden lauter. Ich rannte zur Hintertür.

Hoffnung
    A m späten Vormittag nahm Mama uns alle zu Grandma Rae mit, »um nach den Tieren zu sehen«, wie sie sagte, aber ich hatte den Verdacht, dass sie uns außerdem aus der Schusslinie haben wollte. Keiner hatte gemerkt, dass ich morgens weg gewesen war. Als ich zurückkam, saßen alle noch ganz verschreckt in ihren jeweiligen Ecken des Hauses.
    Als Mama uns zusammenrief, stiegen Sidda, Ben, ich und Jax ins Auto. Ben sah sich noch mal um, als wir losfuhren. Ein Blick in sein Gesicht und ich wusste, was er sah. Ich drehte mich nicht um.
    Grandma Rae und die Bienen mussten gewusst haben, dass wir kommen würden. Kaum waren wir bei Grandma vorgefahren, da stürzte Izzy von der Veranda und zog uns einzeln aus dem Auto, als habe sie uns Jahre nicht gesehen.
    »Essen steht auf dem Tisch«, verkündete sie und setzte Ben spielerisch ihren Strohhut auf. Heute war er ganz schlicht. Eine weiße Rose steckte mitten auf der Krempe.
    Drinnen war der Tisch gedeckt mit einem Berg Rührei und Speck und Pfannkuchen.
    »Brunch«, erklärte Großmutter. »Um den Tag noch mal neu anzufangen.«
    Faye und Dotty und Grandma wuselten herum, aus allen Richtungen wurden Gabeln und Teller verteilt. Keiner von uns hatte Hunger, aber wir wollten auch niemanden kränken und deshalb reichten wir die Teller einfach weiter und nahmen uns unsere Gabeln.
    Danach verteilten wir uns gewissermaßen. Ben holte ein Comic-Heft von der Veranda und Sidda ließ sich mit Dad vor dem Fernseher auf den Teppich fallen. Mama sank auf das Sofa. Sie tat so, als würde sie hinter Grandmas gestickten Kissen ein Schläfchen machen. Während Grandma Rae und die Bienen abräumten, wanderte ich ziellos umher. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Mein Körper war so müde, dass ich schon dachte, ich würde gleich umfallen. Aber meine Arme und Beine ließen das einfach nicht zu. Sie zappelten herum, während mir Lucas und seine Mutter einfach nicht aus dem Kopf gingen.
    Grandma Rae fand mich am Fenster. »Ruh dich doch ein bisschen
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