Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
Vom Netzwerk:
ich zu Sidda und Pearl, die hinter uns auf dem nassen Abhang saßen.
    »Warte, lass mich Mama holen. Sie weiß sicher, was zu tun ist.« Ich bettelte fast.
    »Es gibt etwas, das du tun kannst«, sagte Lucas und stand auf.
    Ich erhob mich ebenfalls.
    Er nickte in die Richtung von Lindys Töpferwerkstatt. »Ich brauch deine Hilfe.«
    »Alles, was du willst!«, rief ich.
    »Geh in die Werkstatt, morgen früh. Du wirst schon wissen, was zu tun ist.«
    »Was ist da?«, fragte ich.
    Lucas schüttelte den Kopf. »Warte bis morgen«, sagte er. »Ich vertraue dir.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles«, sagte er.
    Ich sah mir sein durchnässtes Hemd und sein schmutziges Gesicht an. Und wusste, was ich tun musste.
    »Warte hier«, sagte ich. »Ich muss dir noch was geben.«
    Ich rannte ins Haus und hielt erst vor meiner Kommode an. Ich holte das, was ich brauchte, aus der obersten Schublade, dann rannte ich wieder hinaus. Lucas stand am Gartenrand, schon halb im Holzhaus. Schon auf dem Sprung.
    »Nimm das hier«, sagte ich und streckte ihm die Kaffeedose entgegen.
    Er runzelte die Stirn. »Ich kann doch nicht deine Tierkasse annehmen, Franny.«
    Aber ich schob sie ihm erneut zu und er lehnte nicht mehr ab.
    »Ich kann dich sicher nicht anrufen oder dir schreiben, Franny. Eine ganze Weile nicht.«
    Ich nickte, Tränen brannten mir in den Augen.
    »Aber irgendwann mache ich es. Eines Tages, ich verspreche es dir.«
    Ich wollte noch sagen, er solle auf sich aufpassen, zurückkommen, er solle es versprechen. Aber ich nickte nur wie ein kleines Mädchen und die Tränen liefen mir einfach über die Wangen.
    Lucas nahm meine Hand und drehte meine Handfläche mit seinen rußigen Fingern nach oben.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken.
    »Nicht vergessen«, flüsterte er und fuhr die Linien nach. Und dann beugte er sich herüber und seine Lippen berührten meine, erst leicht, dann fest, und alle Verheißungen und Schmerzen des Sommers lagen in dieser Geste.
    Als ich die Augen wieder öffnete, verschwand er in der Dunkelheit.

Taxi
    W ährend wir immer noch wie erschlagen auf dem nassen Abhang saßen, fuhr Grandma Raes schicke schwarze Limousine hinter den Feuerwehrautos vor.
    »Dem Herrn sei Dank, dem Herrn sei Dank«, keuchte sie, eilte in ihrem Morgenmantel und in Hausschuhen von einem zum anderen und erdrückte uns fast mit ihren Umarmungen, Pearl eingeschlossen. Lockenwickler, die fast so groß waren wie Coladosen, schauten unter ihrem geblümten Kopftuch hervor und drückten mich in die Wange, als sie mich vorsichtshalber ein zweites Mal an sich zog. »Ich habe die Sirenen gehört und die Autos in diese Richtung fahren sehen. Und als dann keiner ans Telefon gegangen ist …« Sie tupfte sich die Augen trocken und wandte das Gesicht ab. Dann fiel ihr die Reihe von Käfigen auf, in denen die Patienten kauerten. Grandma Rae schüttelte mitleidig den Kopf und deutete auf ihr Auto. »Stell sie rein!«, befahl sie.
    »Was?«
    »Schnell, Mädchen, ehe ich es mir anders überlege.«Grandma Rae machte den Kofferraumdeckel ihrer Limousine auf.
    Sie konnte doch nicht im Ernst meinen, was ich vermutete. »Aber du kannst sie doch nicht ausstehen«, erinnerte ich sie. »Es sind dreckige, verwanzte, blöde, stinkende Tiere.
Wildtiere

    Grandma neigte den Kopf zur Seite und überlegte, dann nickte sie. »Ja, ja, das ist alles richtig. Aber sie sind
notleidend
. Du kannst sie in meinen Schuppen stellen. Nicht ganz so groß wie eure Scheune, aber schön dämmrig. Nun mach schon.« Sie deutete auf den Kofferraum.
    »Aber da drin ersticken sie doch!«, protestierte ich.
    »Ach herrje, das wollen wir ja nicht.« Sie seufzte und wischte sich mit ihrem mit Monogramm bestickten Taschentuch die Stirn. Mit solchen zusätzlichen Schwierigkeiten hatte Grandma Rae eindeutig nicht gerechnet, das war mehr, als die
Notleidenden
sonst von einem fordern konnten. Selbst von einem Christenmenschen. »Na gut, auf den Rücksitz. Aber verkratze das Leder nicht.« Grandma Rae riss theatralisch die Tür auf und hielt sich die Nase zu.
    »Aber Rae!«, rief Mama aus. »Das glaub ich jetzt nicht!«
    Grandma zuckte zusammen, als ich Speedy auf den Autositz setzte.
    »
Der Herr
wird wirklich stolz auf dich sein«, sagte Mama und drückte ihren Arm.
    »Es ist nur vorübergehend«, sagte Grandma warnend.
    Als der Rücksitz vollgeladen war, setzte sich Grandma Rae hinters Steuer. Sie stellte den Rückspiegel so ein, dass sie die Patienten nicht sehen musste. »Der Herr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher