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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Tür hinter uns.
    »Wo warst du?«, wollte Pearl wissen, als ich mich im Wohnzimmer trocken rubbelte.
    Ich antwortete ihr nicht, sondern drehte mich nach meinen Eltern um, die unsere matschigen Spuren in der Diele wegwischten. »Habt ihr sie gesehen?«, fragte ich Dad atemlos.
    »Wen?«
    »Die Bienen!«
    Ich deutete zur Scheune, aber inzwischen lag die Einfahrt verlassen da und die Reifenspuren waren vom Regen fortgeschwemmt.

Feuer und Wasser
    D raußen am Himmel zuckten Blitze und schwarze Wolken rollten über unser Haus. Als das Licht ausging, hockten wir uns um das Kaminfeuer und reichten das Popcorn von Schoß zu Schoß. Ben schlief in Dads Armen ein und Mama streckte sich auf einer Decke neben mir aus.
    »Erzähl«, sagte sie.
    Und das tat ich.
    Ich erzählte ihr von dem Gestampfe nackter Füße im Staub, den pulsierenden Gesängen, von fliegenden Röcken und den heranrollenden Wolken. Sidda und Pearl rissen im Schein des Feuers ungläubig die Augen auf, aber das war mir egal. Mama nickte und ich wusste, dass sie mir glaubte. Als das Feuer erlosch, gingen wir zu Bett und lauschten dort dem Regen.
    Stunden später wachte ich auf. Vor meinem Fenster gewitterte es immer noch. Ich spähte hinaus. Unsere Scheune schien vor dem dunklen Himmel zu glühen. Orangefarbene und gelbe Linien zeichneten das Scheunendach nach und züngelten die Wände hoch. Aber Blitze waren das nicht.

    Ich kann mich nicht erinnern,
Feuer
gebrüllt zu haben, obwohl Daddy sagte, ich hätte das ganze Haus geweckt. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wer die Polizei rief oder wer als Erster nach draußen rannte. An das Gefühl in meinem Magen kann ich mich aber erinnern, wie mich Hitze, Schmerz und Angst überfielen, und an den Geruch nach nassem Gras, der mir in der Nase brannte, als ich in das Unwetter hinauslief.
    »Bleib zurück!«, schrie Dad und riss das Scheunentor auf. Durch den Rauch sah ich, wie Snort den Kopf zurückwarf und die Augen rollte, sodass das Weiße zu sehen war. Mama kam mit dem Feuerlöscher angerannt. Sie richtete ihn auf den Heuboden, wo die Flammen um sich griffen.
    »Rettet die Tiere!«, brüllte ich.
    Alle schrien durcheinander, als wir den Schlauch entrollten und die Pumpe in Bewegung setzten. Jax sprang aufgeregt um uns herum. Daddy zog Snort heraus und übergab ihn Sidda, die ihn in dem kleinen Pferch zwei Koppeln weiter in Sicherheit brachte. Pearl tauchte mit Eimern auf und reichte sie an Dad weiter, der sie über der Leiter ausleerte, an der sich die Flammen nach unten fraßen.
    Als die Wände von dem beständigen Strahl aus dem Schlauch überspült wurden, lief ich zu den Boxen und zerrte die Käfige aus der raucherfüllten Düsternis.
    »Franny, geh raus!«, schrie Dad. »Du bist in Gefahr!«
    Jemand tauchte hinter mir auf und packte mich. Es war Mama und sie umschlang mich mit einem Arm, während sie mit dem anderen die Mäuse aufraffte.
    »Beeil dich!«, rief sie.
    Wir leerten die erste Box und stellten die Käfige draußen ins nasse Gras. Zwei Kisten mit Mäusen und ein kleines Eichhörnchen. Mama war wieder drin bei der zweiten Box und packte Speedy. Hinter ihr quiekten die Opossums im Rauch.
    »Bleib bei mir!«, schrie Mama und rannte hinaus. Aber stattdessen stürzte ich zu den Opossums und riss an der Käfigtür. Der Riegel saß fest. Ich riss noch mal so sehr, dass der ganze Käfig wackelte, aber er ließ sich nicht öffnen. Die Opossums drinnen zitterten.
    »Alle nach draußen!«, schrie Dad. »Sofort!«
    Ich versuchte den Käfig auf meine Schulter zu heben, aber er war zu schwer. »Ich komme zurück«, sagte ich zu den Opossums. Mit der Hand über dem Mund rannte ich zur Tür und stieß mit Daddy zusammen, der mich hatte holen wollen.
    »Daddy!«, schrie ich. »Die Opossums! Die Käfigtür klemmt, wir müssen sie holen!«
    Er warf einen Blick in die Scheune, auf die Flammen, die an den Wänden entlangzüngelten, und zog mich hinaus. »Nein, Franny, es ist zu gefährlich.«
    Er hustete.
    »Wir können sie doch nicht zurücklassen!«, rief ich verzweifelt und sah mich nach Mama um.
    Die Tränen auf ihren Wangen schimmerten unheimlich in dem rötlichen Feuerschein. »Es tut mir so leid, Schätzchen. Es tut mir ja so leid.« Mama zog mich an sich und führte mich von der Scheune weg zu Sidda und Pearl, die mit Jax neben den Käfigen saßen. »Bleib hier«, befahl sie.
    Pearl nahm meine Hand und wir drückten uns aneinander. Unsere Gesichter flackerten im Schein der Flammen. Jax winselte und wand
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