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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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sich ängstlich neben uns.
    »Ist ja gut, Junge«, sagte ich. Aber ich wusste, dass es nicht gut war. Ich sah mir die Scheune genau an. Die linke Seite rauchte nur, während die Flammen eher rechts loderten. Es gab doch die Seitentür. Noch hatte ich Zeit.
    »Wohin gehst du?«, fragte Pearl, als ich aufstand.
    »Schon okay, ich will nur nach Snort sehen.« Ich rannte weg, den Abhang hinunter, wo sich Snort in die hinterste Ecke des Pferchs verzogen hatte. Es war eigenartig still und ganz rauchfrei; Snort wieherte nervös. Ich hatte keine Zeit, ihn zu beruhigen. Im Schutz der Dunkelheit machte ich kehrt und schlich am Zaun entlang zurück zur Scheune. Beim Näherkommen spürte ich wieder die Hitze und den Rauchgeruch. Plötzlich hörte ich, wie neben mir etwas knackte, ein Zweig, der auf der anderen Seite desZauns brach. Ich drehte mich um und war schon darauf gefasst, Pearl hinter mir herlaufen zu sehen. Aber es war keiner da.
    Mama und Daddy standen vor der Scheune und hatten den Schlauch auf den Heuboden gerichtet. Sie sahen nicht, wie ich die Seitentür öffnete und hineinschlüpfte.
    Der Rauch war inzwischen dichter, verschluckte die Boxen und drang mir in die Lungen. Hustend ließ ich mich auf die Knie fallen und krabbelte zu der hinteren Box.
    »Ich bin wieder da!«, rief ich und eilte zu den Opossums. Sie hatten sich zusammengerollt und drängten sich in den hinteren Teil des Käfigs. Wieder versuchte ich, das große Ding auf meine Schulter zu heben, aber es ließ sich nicht bewegen. Ich zog und zerrte und hatte es zur Hälfte von dem Heuballen gewuchtet. Über mir brüllte das Feuer.
    »Er ist zu schwer!«, rief ich aus. Aber es war keiner da, der mich hören konnte. Niemand wusste, wo ich war. Immer wieder zerrte ich mit aller Macht. Mir blieb nicht viel Zeit. Schließlich kippte der Käfig nach vorne, stürzte auf mich drauf und gemeinsam fielen wir zu Boden. Die Opossums kullerten im Inneren herum.
    Ich konnte die Flammen durch die Deckenbalken hören. Sie brüllten vor sich hin und zischten und brutzelten. Ich versuchte, unter dem Käfig herauszukriechen, aber ich saß fest.
    Die Tierkinder sterben
, dachte ich.
All die Nachtlieder und das Füttern und das Aufpassen.
Und dann dämmerte es mir: Ich würde auch sterben. Ich schloss die Augen und schrie. Und auf einmal wurde mir leichter um die Brust und der Käfig hob sich langsam von mir.
    »Franny!«, rief eine Stimme.
    In dem rauchigen Nebel griff Lucas nach mir und zog mich hoch. Er konnte den Käfig herausreißen und wir rannten aus der Box und aus der Scheune, in der die Decke über uns ächzte, hinaus in die Nacht, wo mich meine Mutter ergriff und mein Vater mich vor Schreck anbrüllte. Feuerwehrautos hatten sich in der Einfahrt eingefunden und große Wasserfontänen ergossen sich über die Scheune. Aber es war nichts mehr zu machen. Wir sanken unter dem nassen Sprühregen zusammen und sahen zu, wie die Scheune vor uns einbrach.

Asche
    I m Gras kamen Lucas und ich wieder zu Atem und starrten wie gebannt auf die Scheune. Mama eilte ins Haus zurück, um nach Ben zu sehen, der die ganze Geschichte verschlafen hatte. Daddy, nun endlich beruhigt, dass wir in Sicherheit waren, lehnte sich erschöpft an den Zaun und sah den Feuerwehrleuten zu. Die ganze Scheune glühte vor unseren Augen rötlich auf und brach unter dem Druck der Wasserstrahlen aus den Schläuchen zusammen.
    Als Sidda mit Handtüchern kam, damit wir uns den Rauch und den Ruß aus den Gesichtern wischen konnten, wich der Bann von uns.
    »Wenigstens haben wir alle rausgeholt«, sagte Lucas und sah mich an. Er war klatschnass, die Haare klebten ihm an der Stirn und seine Wangen waren rußverschmiert. Er hatte noch nie so gut ausgesehen.
    »Du bist zurück.« Ich hustete und berührte ihn, um sicher zu sein.
    Aber Lucas schüttelte den Kopf. »Ich muss weg, Franny. Ich bin nur gekommen, um Mom zu holen.«
    »Heute noch?« Ich sah zu der brennenden Scheuneund der Reihe von Feuerwehrautos in unserer Einfahrt. Meine Gedanken überschlugen sich.
    »Mein Vater ist sturzbetrunken«, flüsterte er eindringlich. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Wo wollt ihr hin?«, fragte ich.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Bleibt hier. Wir helfen euch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dabei kann uns niemand helfen.«
    Ich fühlte mich überfordert. Und dachte nur an mich. Lucas wollte um jeden Preis seine Mutter retten und ich machte mir Gedanken um meine Fragen, die ich beantwortet haben wollte. Über die Schulter sah
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