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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Überwachungsraum neben den Isolierräumen studierte Ripley die Kontrollkonsole. Er drückte einen Knopf, um die Kamera im Übergangsmodul zwischen dem Überwachungsraum und Isolierraum Nummer zwei zu aktivieren.
    Die Echtzeiteinspielung der Videokameras veränderte sich auf einem der sechs Bildschirme. Die sogenannte Singularität kauerte zwischen den Tresortüren aus massivem Stahl und hielt den Blick auf die äußere Barriere gerichtet wie eine Toowoomba-Spinne, die darauf wartet, dass eine arglose Beute durch den verborgenen Eingang ihres Unterschlupfs kommt.
    Als wüsste das Geschöpf, dass die Kamera aktiviert worden war, drehte es sich jetzt um und blickte zu dem Objektiv auf. Das enorm entstellte Gesicht war teilweise menschlich und sogar noch als das des Sicherheitschefs der Barmherzigkeit zu erkennen, obwohl der doppelt so breite Mund und die Mandibel, die unablässig arbeiteten, nicht das waren, was der Imker beabsichtigt hatte, als er Werner erschuf. Sein rechtes Auge sah noch aus wie eines von Werners Augen, doch sein leuchtend grünes linkes Auge hatte eine elliptische Pupille, wie das Auge eines Panthers.
    Der Computerbildschirm auf dem Schreibtisch, der bisher dunkel gewesen war, hellte sich jetzt auf, und Annunciata erschien. »Ich habe Kenntnis davon erlangt, dass Werner, dass Werner, dass Werner in Isolierraum Nummer zwei eingesperrt ist.« Sie schloss die Augen. »In Ordnung. Es ist getan.«
    Im Innern der Tresortür aus Edelstahl surrten Servomotoren. Die Schaltungen, die die Riegel zurückzogen, klickten, klickten, klickten.
    Im Übergangsmodul wandte das Werner-Ding den Blick von der Kamera über seinem Kopf ab und dem Ausgang zu.
    Ripley sagte entgeistert: »Annunciata, was tust du da? Öffne das Übergangsmodul nicht.«
    Auf dem Computerbildschirm öffneten sich Annunciatas Lippen einen Spalt weit, doch sie sagte nichts. Ihre Augen blieben geschlossen.
    Die Servomotoren surrten weiterhin, und die Schaltungen klickten. Mit einem leisen saugenden Geräusch begannen sich vierundzwanzig massive Riegel aus der Einfassung der Tresortür zurückzuziehen.
    »Öffne das Übergangsmodul nicht«, wiederholte Ripley.
    Annunciatas Gesicht wurde auf dem Monitor ausgeblendet.
    Ripley sah sich schnell auf der Kontrollkonsole um. Der Sensor für die äußere Tür des Moduls leuchtete gelb, was bedeutete, dass die Barriere sich langsam öffnete.
    Er berührte den Sensor, um den Prozess umzukehren.
Die Leuchtanzeige hätte auf Blau umschalten sollen, was bedeutet hätte, dass die Riegel ihre Richtung geändert hatten, doch sie blieb gelb.
    Das Mikrofon im Übergangsmodul übertrug einen eifrigen Klagelaut, den das Werner-Ding von sich gab.
    Die Bandbreite der Gefühle, die der Neuen Rasse zur Verfügung standen, war begrenzt. Der Imker offenbarte jeder sich formenden Person in jedem Schöpfungstank, dass Liebe, Zuneigung, Demut, Scham und andere der angeblich edleren Regungen in Wirklichkeit nur verschiedene Ausdrucksformen einer Sentimentalität waren, die Tausenden von Jahren eines verbohrten Glaubens an einen Gott entsprungen war, der überhaupt nicht existierte. Es waren Gefühle, die Schwäche begünstigten, die dazu führten, dass Energie an Hoffnung vergeudet wurde, und die den Verstand um die Zielgerichtetheit brachten, die erforderlich war, um die Welt neu zu erschaffen. Kolossale Dinge konnten nicht durch Hoffnung, sondern durch den Einsatz von Willenskraft erreicht werden, durch Taten, durch den erbarmungslosen und skrupellosen Gebrauch von Macht.
    Ripley berührte besorgt noch einmal den Sensor für die Tür, doch die Leuchtanzeige blieb gelb, die Schaltungen klickten weiterhin, und die Stahlbolzen zogen sich zurück.
    »Annunciata?«, rief er. »Annunciata?«
    Die einzigen Gefühle, die von Bedeutung waren, sagte der Imker, waren jene, die eindeutig zum Überleben beitrugen und zur Verwirklichung seiner grandiosen Vision von einem einzigen weltumspannenden Staat voller perfekter Bürger, die über die Natur herrschen, die Natur perfektionieren, Mond und Mars besiedeln, den Asteroidengürtel wirtschaftlich erschließen und schließlich im Besitz all der Welten sein würden, die sich um sämtliche Sterne im Universum drehten.
    » Annunciata! «
    Wie alle Angehörigen der Neuen Rasse hatte auch Ripley nur eine begrenzte Bandbreite von Emotionen zur Verfügung, die sich weitgehend auf den Stolz auf seinen uneingeschränkten Gehorsam gegenüber seinem Schöpfer und auf die Furcht in all ihren Formen
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