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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Autoren: Unbekannter Autor
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hier aus konnte ich die Inschrift auf den Steinen erkennen, wenngleich ich sie nicht entziffern konnte. War das ein Zeichen? Bedeutete dies das Ende unserer Zeitreisenkarriere? »Würden wir uns hier langweilen? Könnte es einen weiteren Krieg oder andere Katastrophen geben, die wir berücksichtigen sollten? Woher kannst du überhaupt so viele Sprachen?« Ich war hellwach und zugleich bis auf die Knochen entkräftet. »Hast du auch ein Lexikon?«
    Cheftu zuckte mit den Achseln. »Keine Kriege, von denen ich wüsste. Ich verstehe alle diese Sprachen, weil sie miteinander verwandt sind.« Er zog die Stirn in Falten. »Von diesem Lexikon allerdings weiß ich nichts.«
    Ich seufzte. »Was hätte es für einen Zweck, hier zu bleiben?«
    Mein Mann zupfte an seiner Schläfenlocke. »Irgendwoher hat Echnaton einen Psalm Davids erhalten, den er umgeschrieben hat. Mich würde interessieren woher.« »Das kann ich dir sagen. Sie haben jahrelang miteinander korrespondiert.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von meiner Schwester. Irgendwann in meinem Jahrhundert wurde ein Haufen Steintafeln gefunden, ein Briefwechsel zwischen Ägypten und Israel. Wenn ich mich recht entsinne, wird darauf zum allerersten Mal der Name Israel erwähnt.«
    Cheftu sackte neben mir zu Boden. »Ach, na gut, so viel zu meinen Gründen, hier zu bleiben.«
    Ich lachte verhalten und kratzend. Das Licht lockte uns. »Woher sollen wir es wissen?«, fragte ich mich.
    »Welche Entscheidung wir auch treffen, sie ist nicht endgültig«, antwortete Cheftu. »Wir können jedes Jahr hierher kommen und uns neu entscheiden.«
    »Solange wir keine Kids haben.«
    Er sah mich fragend an und wiederholte auf Englisch: »Eine kleine Ziege?«
    Ich lachte. »Kinder. Yeladim.«
    Er zupfte an seinem Bart. »Ken, das wäre eine schwere Entscheidung.«
    Was wollte ich eigentlich? Hier hatten wir doch alles.
    Als ich vergangenes Jahr aus dem Jahr 1996 in diese verrückte Welt von Meerjungfrauen-Gottheiten, biblischen Gestalten und elektrisch geladenen Laden gesprungen war, hatte ich einzig und allein Cheftu finden und an seiner Seite leben wollen. Konnte ich denn sicher sein, dass ich ihn jedes Mal wieder finden würde? Würden wir es beide auf die andere Seite schaffen, wenn wir beide sprangen? Würden wir am selben Fleck landen oder würden wir einander suchen müssen? »Was wir hier haben, ist das, was der Ewigkeit am nächsten kommt«, sagte ich. »Hier kennen wir die Antworten; wir wissen, was wir tun, wo wir leben, wie wir arbeiten sollen.«
    Wir standen auf, ich schlang meinen Arm um seinen Leib und spürte noch durch seine Gewänder seine Muskeln. Er zog die Steine aus der Schärpe und warf sie auf den Boden. Entsetzt sah ich ihn an.
    »Jedenfalls sollten wir unsere Entscheidung nicht von irgendwelchen Steinen, sondern vom Gebet abhängig machen.«
    Ich sah auf die Steine. »Würden sie uns überhaupt helfen?« Meine Stimme klang rau, der Hals tat mir weh.
    »Was brauchen wir noch zu wissen?«, erwiderte er. »Hier haben wir alle Sicherheiten. Dort«, dabei blickte Cheftu sehnsüchtig auf das Portal, »alle Möglichkeiten.«
    Ich nahm seine Hand in meine. Ich brauchte den Himmel nicht zu sehen, um die Sternenkonstellation zu erkennen, die ich so gut kannte wie meinen Namen - Chloe. Ich wusste, dass sie am Himmel stand. Zum ersten Mal konnte ich den Raum im Portal geöffnet sehen. Dahinter lagen Risiken, Mysterien, Abenteuer. Dahinter lagen alle Potenziale, gute wie schlechte. Alles, was wir aus der Geschichte kannten und alles, was nirgendwo niedergeschrieben war; die Möglichkeit, dass wir zusammenbleiben würden, die Gefahr, getrennt zu werden; die Fortsetzung unserer bizarren Bestimmung oder deren Abschluss. Ich spürte das Gewicht meiner Worte, als ich sagte: »Die Stunde ist gekommen.«
    Cheftu küsste mich erst auf die Hand, dann auf den Mund und mir war klar, dass wir zusammenbleiben würden, ganz gleich, wie wir uns entschieden.
    Und letzten Endes zählte nur das allein.
    NACHWORT
    Das alte Israel hat mit dem heutigen Israel nicht mehr gemein als das moderne Judentum mit seinen antiken Wurzeln. Im Großen und Ganzen beruht die Handlung dieses Romans auf einer ganz normalen Bibel, wie man sie in fast jedem Hotelzimmer findet, gewürzt mit ein wenig kultureller Perspektive.
    Die uns verschlossenen Abschnitte der Geschichte werden allein durch die Schatten erhellt, die sie werfen. In den Jahren zwischen dem Raub der Bundeslade durch die Philister (Pele-sti) und ihrer
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