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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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  000 Ergebnisse» steht in grauer Schrift über der ersten Seite. Wolfgang Kubicki grinst diabolisch und greift sich unbewusst in den teilerigierten Schritt. Zur Kontrolle gibt er den Namen «Philipp Rösler» in das Suchfenster ein. Wiederum etliche Minuten später: «3   140   000 Ergebnisse». Die noch eben so erfolgreich sich neu versteifende Morgenlatte schnurrt in sich zusammen.
    Mit zittrigen Fingern versucht Wolfgang Kubicki erneut sein Glück. Er ergänzt die fünfzehn Buchstaben der ersten Eingabe um fünf weitere: genie – Genie! «282   000 Einträge, huharrrharrr. Da muss sich der Import-Schlitzi aber mal ganz warm anziehen», frohlockt es unter dem stahlgrauen Bürstenschnitt. Schon leicht angeekelt, es überhaupt eintippen zu müssen, gibt er in das Google-Fenster die Wörter «Philipp Rösler Genie» ein. Wamm! 1   090   000 Einträge. «Ja, brat mir doch einer ’ne Hafenhure, Scheiß-Google, verbieten, abschaffen!» Das Modem am Medion-Rechner fliegt durch den altdeutsch getäfelten Living-Room mit Blick auf die graunasse Förde. Vor Wut stürzt WoKu, wie ihn seine Freunde im Saunaclub nennen, den dritten Latte mit Schuss in den liberalen Schlund.
    Als die Schleswig-Holstein-Ausgabe des World Wide Web wieder zusammengefriemelt ist, hat sich das diabolische Grinsen regeneriert: Wolle Kubi, wie ihn seine Freunde von den FDP-Fallschirmjägern nennen, hat das Verkaufsformular von eBay geöffnet und bei Artikelbezeichnung «Rösler» eingegeben. Als er dann «Kategorie vorschlagen lassen» antippt, erscheint «Porzellan und Keramik». «Huharrharr: Scheißhaus», grölt der eisgraue Freidemokrat in den noch eisgraueren Vormittag. «Startpreis: ein Euro, kein Mindestgebot.» Wampun Kabuki, wie ihn seine indianischen Freunde aus Bad Segeberg nennen, kopiert noch eben schnell die Artikelnummer und öffnet danach sein E-Mail-Programm. Eine halbe Stunde später ist es so weit, und das Schreiben geht raus, adressiert an den größten Presseverteiler der Welt, den der schlimme Hengst, wie ihn seine dritte Frau bisweilen nennt, noch von Jürgen Möllemann geerbt hat. Jetzt regnet die Artikelnummer über Deutschlands Medien herab. «Bild.de» verkündet nach vierzig Minuten: «Rösler für einen Euro bei eBay». «Spiegel Online» folgt, zwei Stunden danach hat es noch die letzte Provinzzeitung gemeldet.
    Als drei Tage später – kurz vor Schluss – das Angebot für Rösler blamablerweise erst bei 12,80   Euro steht, schüttet die Presse erneut kübelweise Häme über den FDP-Parteivorsitzenden aus. In einer Kieler Villa tippt ein zufriedener Egomane «13,40   Euro» und drückt die Entertaste. «Den kauf ich mir», flüstert Wotan Kubicki, wie ihn seine Feinde nennen.
     
Kurz erklärt: Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein ist ein Land nördlich von Hamburg und durch dieses, insbesondere in Gestalt des Elbtunnels, von der Zivilisation abgetrennt. Ministerpräsidentinnen sammeln Hüte und hoppeln bei RTL um die Wette (Heide Simonis), Spitzenkandidaten verlieben sich in Sechzehnjährige (von Boetticher), andere werden in Badewannen tot aufgefunden (Barschel). Dieses Land ist total crazy drauf, hat den Deutschen aber auch so vernünftige Gestalten wie «Werner» geschenkt.

69. ROGER WILLEMSEN
    Don’t call me «Rodscher»
     
    Roger Willemsen sitzt in Valldemossa neben der Kartause von Frédéric Chopin und löffelt etwas Kaviar auf seinen Toast. «Herrlich!» In seinen Händen hält er ein schmales Reader’s-Digest-Bändchen mit den versautesten Stellen der Weltliteratur. Vor ihm liegt ein handgeschöpfter Bogen Büttenpapier, darauf ein paar hingeworfene Zeilen.
    So recht will Roger Willemsen heute nichts gelingen. Wie an jedem Urlaubsmorgen ist er auch an diesem zeitig aus den Federn gesprungen und hat bei offenem Fenster eine halbe Stunde lang moderiert, um fit zu bleiben. Er hat sich für ein paar Monate nach Valldemossa zurückgezogen – es gilt, dem neuen Manuskript den letzten Schliff zu verpassen. Eigentlich hat Roger Willemsen noch nicht einmal den ersten Satz – aber als professioneller Leser weiß er, dass Kritiker oft nur diesen zur Kenntnis nehmen und darin ihr ganzes Urteil begründen.

    Jaja, der Intellektuelle: zu blöd, um einen Wasserschlauch zu halten – aber wissen, was Adorno an Hegel kritisierte. Ach, geh mir doch los, alles Spinner!
    «Nach Brodem ringend, umschlang Gonzuela die fordernden Hüften ihres Liebhabers und vergaß, was da alles so um sie herum in der
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