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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns
Autoren: M Schmid
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fest. Immer wieder versuchte er sie durch Reibung aufzuwärmen, doch vergebens. Vielleicht rührten die kalten Hände auch von seiner Nervosität her.
    Er bog ins Wohnviertel ein, begutachtete angestrengt die Straßenschilder, fand das gesuchte Schild und sah sich nach einem geeigneten Parkplatz um. Er setzte den Blinker, scherte rückwärts ein und schaltete den Motor aus. Ihn durchfuhr ein eiskalter Schauer.
    Verdammt noch mal! Warum macht mich diese Frau nur so verrückt?
    Seit dem Moment ihrer ersten Begegnung hatte sich sein Charakter von Grund auf verändert. Normalerweise hätte er niemals eine wildfremde Frau einfach so angesprochen, doch bei Lisa war es anders gelaufen. Sie veränderte ihn, ohne dass er es beeinflussen konnte. Eigentlich wollte er immer alles unter Kontrolle haben, bei ihr war das nicht so.
    Kaum dass er ausgestiegen war, spürte er, wie sein Herzschlag stetig schneller wurde. Er stapfte durch den liegen gebliebenen Schnee, der mehr an ekligen Matsch als an flockiges Weiß erinnerte, direkt auf die Hausnummer sieben zu, wo Lisa im zweiten Stock wohnte.
    Er suchte ihren Namen aus den vielen kleinen Schildern heraus und klingelte. Der Ton vermischte sich kurz darauf mit dem Kratzen der Sprechanlage. Dann ertönte die Stimme der Frau, die sein Leben verändert hatte.
    „Hallo?“
    „Ich bin es, Alex.“
    „Komm rein.“
    Das Surren des Türöffners gab Alex den Weg ins Innere frei. Der Flur des Treppenhauses war einfach gehalten. Weiße Putzwände und eine graue Fliesentreppe mit einem weiß lackierten Eisengeländer. In der Mitte des Treppenaufgangs wuchs eine dunkelgrüne Palme empor.
    Er stieg die Treppe hinauf, nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal und erreichte somit recht zügig die zweite Etage und somit die Eichentür zu Lisas Wohnung. Sie stand bereits auf der Schwelle und lächelte ihn an.
    Oh Mann, dieses Lächeln bringt mich noch um den Verstand.
    „Da bist du ja endlich“, sagte Lisa und umarmte ihn herzlich. „Komm rein und wärm dich erst mal auf. Ich brauch noch einen Moment.“
    Wenn sie nur wüsste. Ihre Umarmung hat mich regelrecht aufgetaut. Hoffentlich hat sie davon nichts bemerkt.
    In dem kleinen Flur gab es praktisch nur ein längliches Schuhregal, einen eisernen Schirmständer und eine weiße Garderobe in Form einer Wolke. Alex zählte auf die Schnelle sieben Paar Schuhe, erspähte einen roten Regenschirm und zwei Winterjacken.
    Ziemlich verlegen wusste Alex nicht so recht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte, und wirkte dabei wie ein kleiner Junge an seinem ersten Schultag. Lisa war das genaue Gegenteil. Sie war die Ruhe selbst. Er bewunderte diese Frau immer mehr.
    „Willst du gleich los oder wollen wir erst noch schnell was trinken? Ich hätte noch zwei Flaschen Bier im Kühlschrank.“
    Alex war sprachlos. Bei dieser Frau hätte er vieles erwartet, aber dass sie ihm ein Bier anbieten würde ganz sicher nicht. Er nickte, wenn auch mehr aus Reflex anstatt als Begierde auf ein kühles Getränk. Lisa verschwand kurz in der Küche und kam mit zwei bereits geöffneten Flaschen zurück. Er nahm seine Flasche eher zögerlich entgegen.
    „Prost“, sagte Lisa und hielt ihm ihr kühles Bier entgegen. Mit einem leisen Klirren erwiderte Alex ihr Angebot und versuchte dabei, nicht allzu nervös zu wirken.
    Alex „genoss“ sein Bier, doch seine zittrigen Hände beruhigten sich dennoch nicht. Lisa hingegen wirkte absolut souverän, so als würde sie jeden Samstagabend nichts anderes machen, als sich mit einem wildfremden Kerl zu treffen.
    Nun, vielleicht tat sie das ja auch.
    Erst jetzt begriff Alex, dass er so gut wie kaum etwas über Lisa wusste. Okay, das war bei einer ersten Verabredung nichts Ungewöhnliches, dennoch hatte er bei Lisa das Gefühl, wirklich überhaupt nichts über sie zu wissen. Er hatte nur kurz hinter der Kasse mit ihr gesprochen und jetzt vielleicht drei Worte mit ihr gewechselt, mehr jedoch auch nicht.
    „Gefall ich dir nicht?“, fragte Lisa ungeniert und brachte Alex dadurch vollends in Verlegenheit. „Bin ich denn so hässlich, dass du nicht mal ein paar Worte herausbringst?“
    „Nei … nein … so ist das nicht …“
    Doch Alex brachte nur ein gequältes Stotterwirrwarr heraus, während sich Lisa köstlich zu amüsieren schien. Dann fing sie an zu lachen. Es war ein warmes, herzliches und ansteckendes Lachen.
    Erst als Alex die Situation begriff, konnte er sich langsam beruhigen und zu sich finden.
    „Machst du dich schon
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