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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns
Autoren: M Schmid
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reichen, dass Alex an nichts anderes mehr denken konnte, als sich in den nächstbesten Gegenstand zu übergeben, hatte er zudem das Gefühl, als würde jemand in seinem Kopf Pingpong spielen.
    Als könnte er die Schmerzen zurückdrängen, hielt sich Alex die rechte Hand an die Stirn und schob dabei seine blonden Haare zur Seite, die ihm vorne bis zu den Augenbrauen reichten, während sie hinten kurz geschnitten waren.
    „Oh Mann, mir ist so übel … und mein Kopf … er schmerzt unbeschreiblich.“
    „Du musst dich ruhig halten“, befahl seine Frau freundlich und betätigte im gleichen Atemzug den roten Klingelknopf für die Krankenschwester.
    „Ich habe die Schwester gerufen. Ich will unbedingt, dass sie dich ansehen.“
    „Was ist denn überhaupt passiert, Lisa?“, fragte Alex erneut.
    Er hatte noch immer keine Erinnerungen und die anschwellenden Kopfschmerzen waren nicht wirklich hilfreich, um diesen Zustand zu ändern.
    „Du hattest einen Autounfall. Gleich, nachdem du die Autobahn verlassen wolltest. Kannst du dich denn an nichts mehr erinnern?“
    Nein.
    Nein, das konnte er nicht.
    Lediglich der weiße Suzuki Swift war ihm in Erinnerung geblieben, und wie er ihm langsam gefolgt war. Danach herrschte Leere.
    „Papa. Papa endlich wieder wach.“
    Nun erkannte er auch die andere Stimme wieder. Es war seine zweijährige Tochter, die sich die letzten Minuten anscheinend zurückgehalten hatte. Doch nun, da sie ihr Papa endlich wieder beachtete, gab es für sie kein Halten mehr und sie fiel ihm stürmisch um den Hals. Es schmerzte zwar, aber auf der anderen Seite fühlte es sich unglaublich gut an. Denn er lebte und konnte weiterhin für seine Tochter da sein.
    Mehr musste er nicht wissen. Mehr war nicht wichtig … nun konnte er beruhigt einschlafen.
     
     
    Es war ihre erste Begegnung gewesen.
    Alex konnte sich noch sehr gut an die Einzelheiten erinnern. Alles hatte damit angefangen, dass er im Einkaufszentrum in Königswiesen war, um im Supermarkt noch schnell ein paar Kleinigkeiten für das Abendessen einzukaufen. Und dann sah er sie zum ersten Mal. Sie saß hinter der Kasse und lächelte ihn strahlend an.
    Zuerst waren ihm ihre nackenlangen, blonden Haare aufgefallen, die fransig geschnitten waren, was sie jünger machte, als sie tatsächlich war. Siebenundzwanzig, um genau zu sein.
    Dann sah er ihre blauen Augen, die regelrecht zu funkeln schienen und zu guter Letzt die kleine Narbe durch ihre linke Augenbraue. Sie fiel ihm deswegen auf, weil an dieser Stelle keine Haare mehr wuchsen. Später hatte Lisa ihm erzählt, dass sie diese Narbe mit vier Jahren bekommen hatte. Als kleines Mädchen hatte sie sich den Kopf an einem Eisengeländer angeschlagen, als sie mal wieder schneller unterwegs gewesen war, als ihre Augen mithalten konnten.
    Alex sah ihr aufgeregt und fasziniert zugleich zu, wie sie einen Artikel nach dem anderen über den Scanner zog und bei jedem Piepton schlug sein Herz für einen Moment höher. Er musste sie einfach ansprechen.
    „Hallo … ähm …“, Alex las hastig ihr Namensschild. „Frau Müller.“
    „Ach, meine Mutter ist auch hier?“, erwiderte Lisa und Alex’ bescheuerter Gesichtsausdruck sprach Bände. „Nenn mich Lisa, Frau Müller wird nur meine Mutter genannt.“
    Sie lächelte ihn an und dabei kamen ihre weißen, makellosen Zähne zum Vorschein. Und dann, er wusste nicht wieso, konnte er einfach nicht mehr anders, als sie zu fragen.
    „Würdest du einmal mit mir essen gehen … Lisa?“
    In seinem Hals bildete sich ein regelrechter Kloß, der immer weiter anschwoll, bis Alex das Gefühl hatte, daran zu ersticken. Er löste sich erst, als sie antwortete.
    „Ja, sicher doch. Warum nicht?“
    Sofort hatte Alex das Gefühl, diese Frau lieben zu können.
    Wie recht er doch hatte.

Mittwoch, 14. Juli 2011
    19.30 Uhr, Krankenhaus
     
    Eine weitere Stunde Schlaf lag hinter ihm und er wurde von der Stimme seiner Frau und einer ihm unbekannten männlichen Stimme geweckt. Alex öffnete die Augen und sah nach rechts, wo Lilli in seinen Armen lag und fest schlief. Dann sah er nach links und erkannte zwei Personen, die sich angeregt unterhielten. Es handelte sich dabei um Lisa und, wie er an dem weißen Kittel unschwer erkennen konnte, einem Arzt.
    „Ich bin also in einem Krankenhaus?“
    Alex fiel es schwer zu reden. Sein Mund war staubtrocken, sein Magen rebellierte noch immer und auch seine pochenden Kopfschmerzen waren nicht vergangen.
    „Schatz, du bist schon wieder
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