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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns
Autoren: M Schmid
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Krankenhaus versichert, dass sie wohl sofort in ein Koma gefallen war. Leider ist sie aus diesem nie wieder erwacht. „Zu hoher Blutverlust“, hatten sie gesagt. Alex war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal vierzehn Jahre alt gewesen.
    Ja, er verstand nur zu gut, wie es war, ohne seine beiden Elternteile aufzuwachsen. Doch zumindest hatte er Erinnerungen an sie. Lilli würde diese nicht haben. Dafür war sie schließlich noch zu jung.
    Die ersten blauen Schilder, welche die Ausfahrt Königswiesen anzeigten, traten in Alex’ Blickfeld. Er setzte den Blinker und lenkte auf die rechte Fahrbahn ein. Die letzten fünfhundert Meter folgte Alex einem weißen Suzuki Swift, ehe er nach der Dreihundertmetermarke den Blinker setzte und nach rechts auf die Abfahrt einbog.
    Alex bremste auf 80 km/h ab, ging geschmeidig in die Kurve und überlegte dabei, in welchem Supermarkt er wohl noch fahren sollte, um die versprochenen Lebensmittel zu besorgen. Sein Wagen folgte weiter der Kurve, während Alex tief in Gedanken versunken war.
     
    Zuletzt konnte er sich nur noch an die Splitter erinnern.
    Diese unzähligen, kleinen Fragmente.
    Dann kam die Finsternis.
     
     „Liebst du mich?“
    Die Frage irritierte ihn.
    Aber nicht, weil sie so plötzlich und unerwartet kam, sondern weil sie ihm keine Angst machte.
    Alex konnte sich nicht einmal erinnern, ob er eine Frau jemals wirklich geliebt hatte. Denn bei ihr war irgendwie alles anders. Es gab keine Zweifel, keine Ängste, es gab nur ihre leuchtend blauen Augen, in denen er eine wundervolle Zukunft sah, die keinen Platz für Furcht ließ.
    Da waren Lisa und er, gemeinsam im Garten ihres Hauses, genau wie jetzt; nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie es sich nicht in zwei Liegestühlen bequem gemacht hatten, um die Sonne zu genießen, sondern aufrechtstanden, und freudestrahlend ihren beiden Kindern beim Spielen zusahen.
    Alex blickte nach links zu seiner Angebeteten und betrachtete ihr Gesicht lang und ausgiebig.
    „Liebst du mich denn?“
    „Ja“, lautete ihre kurze, aber ehrliche Antwort. „Ja, ich liebe dich, Alex.“
    Nun wandte auch sie ihren Blick von den Kleinen ab und sah in das Gesicht ihres Geliebten.
    „Und ich liebe dich, Elisabeth Müller.“
    Alex grinste, da er genau wusste, was nun kommen würde. Er sah Lisas verärgertes Gesicht und das weiche Kissen unter ihrem Kopf, das sie ergriff, um es gleich darauf auf ihn zu schleudern.
    „Oh Mann, du weißt ganz genau, wie ich es hasse, wenn du meinen vollen Namen aussprichst“, schimpfte Lisa und versenkte das Kissen in Alex’ Gesicht.
    Er fing unter dem Kopfkissen an zu lachen, und als er es seiner Besitzerin zurückwarf, konnte er nicht anders, als ein weiteres Mal an ihre gemeinsame Zukunft zu denken.
    Ja. Dies war der Augenblick in seinem Leben, an dem er begriff, dass er diese Frau eines Tages heiraten und niemals wieder loslassen würde.

Mittwoch, 14. Juli 2011
    18.25 Uhr, ja … wo?
     
    Alex erwachte.
    Nachdem er die Dunkelheit verlassen hatte, war alles wie in einen grauen Schleier gehüllt. Er konnte weder erkennen noch begreifen, wo er eigentlich war.
    „Papa … Papa aufwachen.“
    Eine ihm sehr bekannte, hohe Stimme drang an sein Ohr und doch konnte er ihr keinem Namen zuordnen.
    „Endlich“, sprach eine weitere, ihm ebenfalls bekannte, feminine Stimme. Sie klang erleichtert. Wer sie wohl war?
    Was ist denn nur los mit mir? Wo bin ich eigentlich? Warum weiß ich nichts mehr? Ich meine … ich war doch …
    Er brach seine Gedankengänge ab und versuchte sich umzusehen. Dabei bemerkte er, wie sich der Nebel langsam zu lichten schien und seine Sinne zurückkehrten. Alex spürte ein Bett unter sich, das nicht seines war, und wollte sich zur genauen Betrachtung aufrichten. Doch sofort spürte er eine starke, wenn auch sanfte Hand auf seiner Brust, die ihn zurück ins Bett drückte.
    „Nein, Schatz, bitte nicht. Du musst dich noch schonen.“
    Es war erneut die Stimme dieser Frau und diesmal konnte er sich sogar an sie erinnern.
    „Lisa?“, fragte Alex verwundert in den Raum. „Bist du das? Wo bin ich hier? Was ist denn passiert?“
    Viele Fragen schwirrten gleichzeitig durch seinen Kopf und Alex konnte gar nicht sagen, welche Antworten darauf er zuerst hören wollte. Denn gerade machten ihm ganz andere Dinge Sorgen.
    Er hatte sich zwar nur kurz aufgerichtet, dennoch schien dies ausgereicht zu haben, um seinem Magen das Signal zu geben, extreme Übelkeit zu produzieren. Und als würde es nicht schon
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