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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
Autoren: Dori Mellina
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zwei
Jahren kennengelernt.
    Bei Simona
war die Situation schon komplizierter, denn sie hatte eine Arbeit, bei der Frau
nicht mal eben kürzer treten kann: sie war Mutter von drei kleinen Kindern. Und
weil Kinder bekanntlich mit dem Ausstellen von Urlaubs- oder Krankheitsscheinen
eher geizig umgehen und Vertretungen in diesem Berufszweig spärlich besiedelt
sind, rechneten wir in absehbarer Zeit seitens Simona mit wenig Unterstützung.
Trotzdem war Simona aufgrund ihrer grandiosen kulinarischen Künste ein
geschätztes Mitglied unserer Agentur und ein wahre Freundin, auf die wir nicht
verzichten wollten.
    Der
sachliche Ruhepol unserer frischgeborenen Agentur war Michela. Als ich Michela
kennenlernte, leitete sie den deutsch-italienischen Stammtisch in München. Mit
ihrem Organisationstalent war sie für diese Aufgabe, die sie neben ihrer
Tätigkeit als Italienisch-Lehrerin ausübte, wie geschaffen. Sie erzählte mir
damals, dass sie die Deutschen wegen ihrer Disziplin und Willensstärke
bewunderte. Selber ist sie in Mailand aufgewachsen, wohin sie als Kleinkind mit
ihrer süditalienischen Familie und deren zahlreichen entfernteren Verwandten
gezogen war. Durch das, was sie hin und wieder über ihre Familie erzählte,
ahnte ich, dass es bei ihr zu Hause recht chaotisch zuging. Michela hatte sich
also als Gegenreaktion den geordneten Verhältnissen in Deutschland
verschrieben. Wie der Zufall so will, hatte sie sich in München jedoch
ausgerechnet in einen Süditaliener verliebt und den hatte sie nach kurzer Zeit
auch geheiratet. Die Entwurzelung hatte also nicht komplett stattgefunden und
der Kreis hatte sich doch noch geschlossen.
    Ich war
heilfroh, dass wir Michela in der Agentur dabei hatten, denn ihre
logisch-strukturierte   Herangehensweise war ein guter Ausgleich zum eher kreativen Ansatz von
uns drei anderen.
    Und zu guter
Letzt konnten wir zwischendurch mit einer Testperson direkt aus der Zielgruppe
rechnen, einer exzellenten Beraterin im Bezug auf italienische Klischees: Meine
Freundin Katrin.
    Ich kannte
Katrin seit meinem Auslandsstudium in einer kleinen norddeutschen
Studentenstadt. Unsere Freundschaft hatte zwar etwas holprig angefangen, aber
sie hatte sich im Laufe der Zeit prächtig entwickelt. Mittlerweile waren wir
schon viele Jahre befreundet, wir wohnten beide in München und sogar im
gleichen Haus. Nach Beendigung meines Studiums in Mailand hatte ich mich
überall beworben und ausgerechnet in München, wo inzwischen auch Katrin wohnte,
einen Job bekommen. Wir hatten uns sehr darüber gefreut, dass wir wieder
vereint waren, denn die Studienzeit hatte uns zusammengeschweißt.
    Jedenfalls
war Katrin von „Frag mich nach Sonnenschein“ so begeistert, dass sie uns ihren
leeren Keller als provisorisches Büro zur Verfügung gestellt hatte. Katrins
Keller war eher eine Art Souterrain-Raum, den man durch eine schmale Treppe
auch von außen erreichen konnte. Es war zwar klein und ein bisschen dunkel aber
für den Anfang war es perfekt. Und für Sonnenschein wollten wir ja selber sorgen.
    *
    In der
Münchner Italiener-Community hatte die Mund-zu-Mund Propaganda in den letzten
Wochen für Werbung gesorgt und somit hatten wir für unsere Agentur gleich einen
Interessenten gefunden.
    Heute, nach
dem kurzen Telefonat mit meiner Oma über spaßbefreites Leben, waren Michela und
ich auf dem Weg zu unserem ersten Auftrag.
    Die
Empfehlung war von Franco gekommen, einem Freund von uns. Wörtlich hatte uns
Franco gesagt „Geht zu Gino und schaut, was ihr da machen könnt. Der kann eine
Menge Hilfe brauchen“. Diese Worte hätten uns stutzig machen müssen.
    Gino wartete
in seinem Lokal bereits auf uns. Er sah ziemlich genau so aus wie Luciano   Pavarotti und er schwitzte auch so.
    „Ah, brave, brave [4] , dass
ihr gekommen seid“, kam er uns mit ausgestreckten Armen entgegen.
    „ Guardate , guardate [5] “, sagte Gino und zeigte stolz auf das Interieur seines Ladens.
    Michela und
ich folgten seiner Aufforderung und schauten uns zögernd im menschenleeren
Lokalum.
    Der Raum in
dem wir standen war schmal und lang. Alle Möbel waren aus dunklem, massivem
Holz und sahen so wuchtig aus, dass sie einem fast die Luft zum Atmen nahmen.
Eine vergilbte Gardine und altersschwache Pflanzen am Fenster erinnerten an
längst vergangene Zeiten.
    An den Wänden
klebten Poster von vergessenen italienischen Fußballstars neben Autogrammkarten
von Schauspielern, die bereits das Zeitliche gesegnet hatten.
    Eine große
Banderole
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