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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten
Autoren: Linwood Barclay
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    Wedmore: Dann geben Sie also zu, dass Sie am Tatort waren?
    Justin: Draußen! Nicht drinnen.
    Wedmore: Wie sind Sie dann an den Scheck gekommen? Unterschrieben von Mr. Garfield? Ausgestellt auf Sie, in Ihrer eigenen Handschrift?
    Justin: Ich … ich …
    Wedmore: Wenn Sie etwas haben, einen Gegenstand, etwas, das beweist, dass Keisha da war und nicht Sie, dann her damit.
    Justin: Sie war voller Blut! Durchsuchen Sie ihr Haus. Finden Sie ihre Klamotten.
    Wedmore: Das haben wir getan, Justin. Wie haben nichts gefunden. Ihr Haus, ihr Wagen, alles sauber.
    Justin: Dann hat sie alles sauber gemacht! Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man jemanden umgebracht hat! Man macht sauber!
    Wedmore: Haben Sie das gemacht, Justin? Alles sauber gemacht, nachdem Sie Mr. Garfield umgebracht hatten?
    Justin: Jetzt will ich einen Anwalt.

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    Vierunddreißig
    D ann fliegen wir also zusammen nach San Francisco?«, fragte Matthew seine Mutter.
    »Ja, aber wir werden nicht bei meiner Cousine wohnen«, sagte Keisha. »Ich habe mir gedacht, wir suchen uns was Eigenes, vielleicht nicht direkt in der Stadt, weil’s da ziemlich teuer ist, aber ganz in der Nähe vielleicht. Mal sehen, ob’s uns gefällt. Vielleicht ziehen wir ganz hin.«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Junge.
    »Ich finde, wir brauchen einen Neuanfang«, sagte sie. »Ich kann jedenfalls nicht in dieses Haus zurück. Nicht nach dem, was dort passiert ist. Wir verbringen dort keine einzige Nacht mehr.«
    »Und was ist mit meinen Sachen?«
    »Die hole ich natürlich«, sagte Keisha. Sie hatte noch Gails fünftausend Dollar. Die durfte sie ganz offiziell haben. Es war kein Beweismaterial, das sie vernichten musste. Nicht wie dieses Scheckfitzelchen, das Justins Eltern ihr gegeben hatten, mit Justins Unterschrift hinten drauf. Sie hatte es in der Toilette hinuntergespült, bevor die Polizei kam. Und nachdem sie Justins Unterschrift auf den Blankoscheck kopiert hatte, den Garfield ihr am Vormittag gegeben hatte. Wie gut, dass sie damals für ihre Mutter die Unterschriften auf den Rentenschecks fälschen musste, dieses Training kam ihr jetzt sehr gelegen.
    Sie hatte gerade genug Zeit gehabt. Nur Sekunden nachdem sie das Geld und den Scheck in seine Jackentasche geschmuggelt hatte, war Justin zu sich gekommen. Dieser Teil der Geschichte war stichhaltig. Die Polizei hatte mehr gegen ihn in der Hand als gegen sie. Und Justins Eltern hatten auch noch keine Anstalten gemacht, sie wegen Betrugs zu belangen. Wahrscheinlich waren sie einfach zu beschäftigt damit, ihm einen Anwalt zu besorgen. Immerhin musste er sich wegen zweifachen Mordes verantworten. Oder Marcia Taggart wollte nicht, dass die Öffentlichkeit erfuhr, wie sie und ihr Mann sich hatten hinters Licht führen lassen.
    Nicht nur von Keisha, sondern auch vom eigenen Sohn.
    Ein guter Zeitpunkt, hier wegzugehen. Neu anzufangen. Ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Sich einen Job zu besorgen. Vielleicht als Kosmetikberaterin in einem großen Kaufhaus. Sekretärin wäre auch in Ordnung. Keisha besaß Organisationstalent, sie konnte ein Büro leiten, Korrespondenz erledigen, solche Sachen eben.
    Und wenn sie nicht gleich das Richtige fand, konnte sie immer noch, vorübergehend – nicht für immer, das war klar – ein bisschen handlesen. Oder Horoskope deuten.
    Wenn es ganz eng wurde, jemandem helfen, Verbindung aufzunehmen zu einem lieben Menschen, der schon im Jenseits weilte.
    Oder, nun ja, im Moment nicht auffindbar war.
    Den Menschen sagen, was sie hören wollten.
    Ihnen
Hoffnung
geben.
    Von irgendwas musste eine Frau schließlich leben.

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Über Linwood Barclay
    Linwood Barclay, geboren 1955, stammt aus den USA, lebt aber seit seiner Kindheit in Kanada. Er studierte Englische Literatur an der Trent University in Peterborough, Ontario, und arbeitete bis 2008 als Journalist. Im
Toronto Star,
Kanadas größter Tageszeitung, hatte er eine beliebte Kolumne. Sein erster Thriller,
Ohne ein Wort
(2007), war auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Mit Weil ich euch liebte und Fenster zum Tod konnte er an diesen Erfolg anknüpfen. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Toronto.

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Über dieses Buch
    Keisha schlägt sich als Medium durch. Die junge Frau studiert Todesanzeigen und gaukelt den trauernden Angehörigen vor, Verbindung zu den Verstorbenen aufnehmen zu können. Natürlich kostet das Geld: 5000 Dollar. Die meisten kaufen Keisha die Nummer ab. Auf den ersten Blick
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