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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten
Autoren: Linwood Barclay
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hab Zeit. Er wird doch nicht wollen, dass sein Herzblatt Ärger kriegt.«
    »Nein«, sagte Keisha ausdruckslos. »Er denkt immer zuerst an mich.«

[home]
    Zweiunddreißig
    J ustin wollte nicht länger im Eingang warten. Unaufgefordert ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Sein Blick fiel auf die halbleere Bierflasche und die Reste der Cremerolle. »Hast du was zu trinken?«
    »Nein«, sagte Keisha.
    »Schöne Gastgeberin«, knurrte er. »Jetzt erzähl mir doch mal, was du getan hast, als du von Garfield weggefahren bist. Du musst ja furchtbar ausgesehen haben. Bist du in die Waschanlage gefahren und hast alle Fenster offen gelassen?«
    Sie gab keine Antwort. Sie stand am Fenster und hielt Ausschau nach Kirk.
    »Dann eben nicht«, sagte Justin. »Was ist mit deinem Freund? Was macht der so? Sagt er die Zukunft voraus, oder jagt er Aliens oder so ’n Scheiß?«
    »Er arbeitet auf dem Bau«, sagte Keisha. »Er musste eine Weile aussetzen. Wegen einer Fußverletzung. Aber jetzt kann er wieder laufen.«
    »Wie schön«, sagte Justin. »Ich freue mich schon darauf, Geschäfte mit ihm zu machen.«
    Keisha hörte ein vertrautes Rumpeln, dann sah sie, wie Kirks Pick-up in die Einfahrt bog. Soweit Keisha das erkennen konnte, war die Ladefläche wirklich leer. Kirk stieg aus und stolzierte auf das Haus zu wie ein Mann, der nicht nur Großtaten vollbracht hatte, sondern auch die entsprechende Huldigung dafür erwartete.
    Er sperrte auf und sagte: »Hey! Süße!«
    »Ich bin hier«, sagte Keisha.
    Er machte ein paar Schritte und ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Justin stand auf und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Hey, wie geht’s«, sagte er. Mit ratloser Miene schüttelte Kirk die dargebotene Hand. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Justin. Als ich das letzte Mal hier war, lagen Sie noch in süßem Schlummer.« Er grinste. »Ich musste ganz leise reden. Keisha wollte den Drachen nicht wecken.«
    Kirk verstand nur Bahnhof. Keisha hatte ihm zwar von der Nummer erzählt, die sie mit Justin abgezogen hatte, doch gesehen hatte er ihn nie. Allerdings hatte sie in dieser Erzählung ihren Anteil von zweitausendfünfhundert auf tausend reduziert.
    »Justin und ich haben dieses Ding zusammen gedreht«, sagte sie zur Erinnerung. »Seine Eltern haben mich engagiert, um ihn zu finden. Wir hatten das alles geplant.«
    »Ach ja, genau«, sagte Kirk. »Guter Plan.«
    »Ja«, sagte Justin und lächelte. »Ganz auf meinem Mist gewachsen. Ich habe Keisha gerade gesagt, wir sollten öfter zusammenarbeiten.«
    Kirk zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Vielleicht keine schlechte Idee. »Sind Sie deswegen hier? Neuer Plan und so?«
    »Nein, es geht um was anderes«, sagte Keisha.
    »Keisha sagte mir gerade, dass Sie über alles Bescheid wissen, was heute passiert ist.«
    Kirk sah ihn argwöhnisch an. Selbst er war nicht so beschränkt, etwas zuzugeben, ehe er wusste, was genau Justin wusste.
    »Möglich«, sagt er dann.
    Justin verstand sein Zögern. »Das mit Garfield. Ich weiß alles.«
    Kirk funkelte Keisha an. »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?«
    »Von mir hat er’s nicht«, sagte Keisha. »Er war
da
. Hat spioniert. Durchs Wohnzimmerfenster.«
    »Also bitte«, sagte Justin. »
Spionieren
ist doch etwas abwertend. Besonders, wenn man bedenkt, dass du dort warst, um ihn abzuzocken. Von spionieren kann wirklich keine Rede sein. Ich wollte meinen Horizont erweitern, sehen, wie Keisha ihren Quark verkauft. Wer konnte denn ahnen, dass sie von Quarkvertrieb auf Augenchirurgie umgestiegen ist?«
    »Wieso war er überhaupt dort?«, fragte Kirk.
    Keisha erklärte es ihm in kurzen Worten. Justin sei am Morgen bei ihr gewesen, habe gewittert, dass sie vielleicht zu Wendell Garfield fahren würde, und sei ihr gefolgt.
    »Genau«, sagte Justin stolz. »Und meine Mom sagt, mir fehlt jegliche Initiative!«
    Trotz aller Erklärungen blickte Kirk noch nicht durch. »Und was machen Sie dann hier, wenn es nicht um einen neuen Plan geht?«
    »Er ist hier, um mich zu erpressen«, sagte Keisha.
    »Was?«
    »Er will Geld, damit er nicht sagt, was er gesehen hat.«
    Reflexartig griff Kirk nach hinten und tastete nach der Ausbeulung unter seiner Winterjacke.
    »Wie viel?«, fragte er.
    »Viertausendfünfhundert«, gab Justin fröhlich Auskunft. »Das ist Keishas Anteil an dem, was wir meinen Eltern abgeknöpft haben, plus noch mal zweitausend.«
    Mist, dachte Keisha. Sie konnte sehen, wie Kirk
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