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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition)
Autoren: Eliane Reinert
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atmete tief durch und spürte den Kräutergeruch, den ihr Haar ausströmte. Ich umarmte sie mit aller Kraft.
    Im Gegensatz zur ersten Version stieg sie, als sie ankam, nicht die Treppe zum Haus hinauf, sondern band ihr Pferd an einem Baum in der Nähe des Ladens fest und beobachtete ihn.
    Dort drinnen gab es wenig Licht aber viele Mysterien.
    Sie schob die Tür auf, die knarrte, als würde sie vor Angst schreien.
    »Seu Genésio!«, rief sie, während sie in der einen Hand den Revolver und in der anderen eine Spirituslampe hielt.
    Eine Taschenlampe wurde auf sie gerichtet. Sie stellte die Lampe auf den Tresen und zog anschließend die Papiere aus der Tasche. Der Revolver zitterte in ihrer Hand.
    Die Hand, die nicht die Taschenlampe hielt, war hinter dem Tresen versteckt und hielt ebenfalls eine Waffe.
    Mein Herz klopfte und ich schaute in alle Richtungen, um den Hexer auszumachen.
    »Dieser Hurensohn verpisst sich immer in den schwierigsten Situationen«, dachte ich.
    »Wenn Sie dieses Dokument unterschreiben, werde ich diesen Brief nicht der Polizei übergeben«, versprach sie und zeigte ihm die Kopie des Briefes.
    Er legte die Taschenlampe hinter den Tresen, ließ seinen Blick über den von der Lampe erleuchteten Brief wandern und fluchte, nachdem er zu Ende gelesen hatte, vor sich hin.
    Ein Geräusch an der Tür lenkte sie ab. Sie warf die Lampe um und ergriff schnell den Brief. Ich rannte an ihre Seite. Im selben Augenblick fiel ein Schuss. Ich fiel zu Boden und sah, wie sich die Schatten der Ware, die von der Decke herabhing, bewegten, als hätten sie ein Eigenleben. Alles bewegte sich über meinem Kopf wie Nachtvögel, die hin- und herflogen. Aber es waren nur Schatten.
    Und mitten in der Dunkelheit – die Angst.
    Schritte waren neben mir zu hören, und mein Kopf schien zu platzen. Ich strengte mich an, um zu erkennen, wer es war und war überrascht, als ich Mamas Gestalt sah.
    Die Tür öffnete sich und der Sicherheitsbeamte stürmte in Vicentes Begleitung herein.
    Hinter dem Tresen leuchtete das Licht einer anderen Taschenlampe auf, und in diesem Moment erkannte ich, dass noch eine weitere Person anwesend war. Sie stand neben der Tür zum Geheimgang.
    Genésio war verletzt, er stöhnte und fluchte. Ich hörte, wie er sagte: »Hol’s der Teufel!« Die Kugel hatte seinen rechten Arm getroffen.
    Meine Berechnungen waren richtig. Der Schuss war von jemandem hinten rechts abgegeben worden.
    Ich ging auf den Menschen zu, der die Taschenlampe hielt.
    »Wer ist dort?«, fragte der Polizeihauptmann.
    Ich ging näher auf ihn zu und erkannte einen jungen Farbigen mit hellen Augen.
    »Was, Sie! Sind Sie es wirklich?«, fragte ich den Hexer, der viel jünger aussah.
    Er sah mich nicht und schien mich auch nicht zu hören.
    »Wer sind Sie?«, hakte der Sicherheitsmann nach.
    »Ich bin João, der Sohn dieses Ungeheuers«, war die Antwort.
    »João!? Hexer?!«, schrie ich entsetzt.
    Der Hauptmann kam auf uns zu.
    »Sie haben gesagt, dass Sie kommen würden, und haben Ihr Wort gehalten«, sagte er und legte die Hand auf seine Schulter.
    Meine Mund stand offen, ich war sprachlos.
    Vicente lief zu Mama, um ihr zu helfen.
    »Warum habe ich das nicht erkannt!«, schrie ich und griff mir an den Kopf, während ich den jungen João betrachtete.
    Genésio hatte nicht bemerkt, wie er durch den geheimen Zugang gekommen war, den nur sie beide kannten.
    Er würde für die abscheulichen Verbrechen, die er begangen hatte und für die es erdrückende Beweise gab, verurteilt werden.
    Bevor er von der Polizei abgeführt wurde, schaute er seinem Sohn hasserfüllt in die Augen und fluchte.
    Ich setzte mich auf einen Kaffeesack und dachte über die Geschehnisse nach.
    »Alles vor meinen Augen!« Ich sah, wie João von seinem Großvater Vicente umarmt wurde.
    Ich erinnerte mich, wie ich neben dem Hexer auf der Tribüne in der Schule gesessen hatte; wie er geweint hatte, als João ertrunken war, bevor ich zurückkam, um die Szene zu verändern; wie er hemmungslos bei der Totenwache von Vicenta geweint hatte, als wäre sie seine eigene Mutter.
    Während dieser seltsamen Reise hatte ich mich, Tim, und den Hexer, João, begleitet.
    Ich sah zu, wie die Polizisten ihn beschützten und sein Vater in Handschellen abgeführt wurde.
    João hatte durch die Zeitung von den Ereignissen erfahren und anschließend die Polizei aufgesucht, die ihn informierte, wer der Hauptverdächtige war.
    Nachdem er verhaftet und verurteilt worden war, wurde Genésio von
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