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Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt
Autoren: Eric Malpass
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ungenießbar, wenn er morgens nicht sein Doggy-Woggy bekommt.» Sie vergrub ihr Gesicht im Fell ihres Schoßhündchens. «Bist du mein süßes, süßes kleines liebes Hundi-Lämmchen?» Der Hund leckte eifrig ihr Gesicht.
    «O Gott», stöhnte Opa, der diesen Austausch von Zärtlichkeiten mit wachsendem Degout beobachtet hatte.
    «Möchten Sie vielleicht meine weiße Maus sehen, Mrs. Darling?» fragte Gaylord freundlich.
    «Nein, vielen Dank», sagte Mrs. Darling.

    Das Frühstück war beendet. «Es war köstlich, meine Liebe», sagte Mrs. Darling.
    «Freut mich», sagte May, während sie abräumte. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie ein Trinkgeld unter dem Teller gefunden hätte. Mrs. Darling zündete sich eine Zigarette an und erhob sich. Zu Jocelyn, der eben ins Zimmer trat, sagte sie: «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mr. Pentecost, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich jetzt ins Dorf rudern würden.»
    «Äh...» sagte Jocelyn. Wäre er eine Comic-strip-Gestalt gewesen, so hätte sich vor seinem Munde jetzt eine große Blase gebildet mit den Worten: Denkt: TABAK! Doch May sagte rasch: «Es tut mir leid, Mrs. Darling, aber mein Mann ist mitten in einer wichtigen Arbeit, sein Verleger ist schon ungeduldig...»
    «Oh! Sie sind Schriftsteller?» Sie betrachtete Jocelyn interessiert. Er nickte geschmeichelt. «Ich habe in meinem Leben viele Autoren kennengelernt», sagte sie. Sie blickte ihn nachdenklich an und überlegte offensichtlich, ob es sich hier um eine lohnende Novität für ihre Sammlung handelte. «Hardy war der netteste», sagte sie.
    «Ein Hardy bin ich allerdings nicht», sagte Jocelyn bescheiden.
    Mrs. Darling unternahm keinen Versuch, ihm zu widersprechen. Sie sagte: «Aber das alles ändert nichts an der Tatsache, daß ich heute noch nach Shepherds Warning muß. Was schlagen Sie also vor?»
    May erkannte plötzlich, daß sie noch nicht alle Trümpfe ausgespielt hatte. «Schließlich befinden wir uns ja wirklich in einer Katastrophensituation», sägte sie, «und Jocelyn wird schon irgendwie Zeit finden.»
    «Ausgezeichnet», sagte Mrs. Darling. «Ich bin bereit, sobald Sie es sind.»
    May sagte: «Ich glaube, im ist es recht gemütlich.»
    Mrs. Darling blickte sie verständnislos an. «...» Dann dämmerte es ihr. «Mrs. Pentecost, Sie wollen mir doch nicht etwa diesen unmöglichen Ausschank als Quartier vorschlagen?»
    «Natürlich nicht, liebe gnädige Frau, das kommt gar nicht in Frage», sagte Opa, der sich inzwischen eine Zigarre angezündet hatte und infolgedessen um einige Grade milder gestimmt war.
    «Wie wäre es mit dem in Ingerby», sagte May. «Ich... ich glaube, der hat sogar drei Sterne.»
    «Meine Liebe, Sie wollen mir doch nicht etwa zumuten, mich in die Nähe des Bergwerks zu begeben? Das würde mich zu sehr an D. H. Lawrence erinnern!» sagte Mrs. Darling schaudernd.
    «Es wäre ja nicht für lange», bemerkte May.
    «Lange genug, um meine Poren mit Kohlenstaub zu verstopfen! Nein.» Ihr Blick glitt von einem zum anderen. Und wieder dieses kurze, wetterleuchtende Lächeln. «Sie müssen mir ganz ehrlich sagen, ob ich Ihnen irgendwelche Ungelegenheiten bereite, aber ich fände es wirklich das beste, wenn ich für ein paar Tage bei Ihnen bleiben könnte.»
    «Wir haben ’ne Menge Schlafzimmer», sagte Gaylord.
    May sagte: «Da müssen Sie meinen Schwiegervater fragen. Das Haus gehört ihm.»
    Doch Opa, dieser Feigling, sagte mit Unschuldsmiene: «Aber nicht doch, May, du machst schließlich die ganze Arbeit. Ich finde, Mrs. Darling muß dich fragen.»
    «Oh, ich werde Ihnen bestimmt nicht zur Last fallen», versicherte Mrs. Darling. «Und sollten Sie das doch finden, dann brauchen Sie es mir nur offen zu sagen, und ich gehe. Aber Sie werden meine Anwesenheit gar nicht merken. Das verspreche ich Ihnen!»
    May dachte plötzlich: wenn ich nun Witwe wäre und hätte als einzigen Gefährten nur so einen kleinen dummen Hund und mein Haus stünde unter Wasser, würde ich mich da nicht auch zu Nachbarn flüchten? Würde ich mich da nicht auch nach etwas Wärme und Gesellschaft sehnen? Und in diesem Augenblick haßte sie sich selbst. Sie lächelte: «Natürlich bleiben Sie bei uns, Mrs. Darling. Wir sind sehr glücklich, etwas für Sie tun zu können!» Lieber Gott, betete sie, bitte, laß die Flut schnell zurückgehen, lieber Gott, schick einen Wind, der die Erde trocken weht.
    «Es regnet wieder», verkündete Gaylord heiter. «Es
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