Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
der Luft, sein eigener Herr, so war es besser.
     
    In Shepherds Warning ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Hilda Twegg besuchte donnerstags ihren Kurs; sie lernte Suaheli und stellte ihre Tropenausrüstung zusammen. Die Zuneigung, die sie und Rufus schon seit ihrer ersten Begegnung empfanden, hatte sich mit jeder Woche vertieft. Am Ende des Monats erübrigten sich alle Worte. Rufus war gekommen, hatte sie in seiner vagen, fragenden, ängstlichen Art angesehen, und sie war ihm heiter und lebenslustig um den Hals gefallen. Sie waren sich einig. Die Hochzeit sollte im März stattfinden, und dann ging es nach Afrika. Ihre mütterlichen Instinkte entfalteten sich wie eine Rose. Rufus Darling würde bemuttert werden wie kaum ein Forscher zuvor. Und Jocelyn Pentecost würde ihr Brautführer sein.
    Stell dir vor, dachte sie, du, Hilda Twegg, hast als Brautführer einen richtigen Autor.
     
    Auch Jocelyn konnte sich wieder dem Schreiben widmen. May kam ins Zimmer und setzte sich auf die Schreibtischkante. Sie griff nach seiner freien Hand. «Liebling, ist es nicht wunderbar, kein Flüchtlingslager mehr hier im Haus zu haben?»

    «Herrlich», sagte er und lächelte sie an, während sein schön geordnetes Wortgebäude für den folgenden Absatz in sich zusammenfiel wie die Mauern von Jericho.
    «Und ich glaube, daß dein Vater so besser dran ist», sagte sie.
    Jocelyn nickte weise. «Sie hätte ihn doch bloß gegängelt.»
    «Bestimmt hätte sie das.»
    Gedankenverloren kritzelte er mit seiner Feder. «Niemand hat es je gewagt, meinen Vater zu gängeln», sagte er.
    «Nein», sagte May.
    «Er hätte es nicht ertragen, sich in seinem Alter noch unterordnen zu müssen.»
    «Nein.»
    Glücklich schweigend saßen sie da. May seufzte zufrieden. «Daß wir das Haus wieder für uns allein haben, ist wohltuend wie ein warmes Bad. Am meisten hat mich gestört, wie rücksichtslos sie über deine Zeit verfügt hat. Du weißt, ich kann es einfach nicht haben, wenn man dich auch nur für eine Minute stört.»
    «Ich weiß», sagte er.
    Sie rutschte vom Schreibtisch herunter und gab ihm einen Kuß auf den Mund. «Du bist einfach ein Schatz», sagte sie ohne ersichtlichen Zusammenhang. «Halte dich nur dran», sagte sie. Und er nahm den Faden wieder auf.
     
    Gaylord lag bäuchlings im Heuschober. Er blickte hinaus auf den Fluß, der nun wieder ruhig und glatt dahinfloß. Der kalte November-Himmel war wolkenlos und heiter. Gaylord fühlte sich ein wenig betrogen. Es hatte eine Überschwemmung gegeben, eine richtige Sintflut mit allen möglichen Gefahren und Sensationen. Aber irgendwie waren ihm Gefahr und Sensation durch die Finger geglitten. Er hatte ja bestimmt getan, was er konnte. An ihm hatte es also nicht gelegen. Nur an den Erwachsenen! Die hatten einfach keinen Sinn für das Dramatische. Sie klebten am Alltag wie die Schnecke an ihrem Haus. Und wenn sich ihnen schon einmal eine gottgesandte Gelegenheit bot, der Langeweile zu entfliehen, dann nahmen sie sie nicht wahr. Für Paps war ein im Wasser verborgenes Riff nichts weiter als Carters alter Schweinestall; Mummi löste die Frage des Überlebens nicht etwa, indem sie Ratten oder Vögel fing und briet, sondern mit Haferschleim ! Es war wirklich alles maßlos traurig. Er überlegte, daß er eigentlich nicht älter werden wollte. Er optierte für ewige Kindheit, wie Peter Pan. Das Leben der Erwachsenen, besonders wenn Mrs. Twegg nun einen anderen heiratete, schien ja eine einzige grauenvolle Langeweile zu sein.
     

Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher