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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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verdeckte. Der Mann hatte kurzes, nach hinten gegeltes Haar und trug ein weißes, gebügeltes Hemd, das ordentlich in seiner schwarzen Hose steckte. Die beiden Gruppen blieben stehen und musterten einander eine Weile, bis der Mann schließlich die Hand ausstreckte.
    »Ashok Balgangadhar Tilak«, stellte er sich vor.
    »Leonard Goldberg«, erwiderte Wei-Dong. Sie schüttelten sich kurz die Hände.
    Nun hielt ihm auch das Mädchen die Hand hin. »Yasmin Gardez«, sagte sie und berührte Wei-Dongs Hand flüchtig.
    »Wir alle finden unseren eigenen Weg«, sagte Leonard. Er hatte nicht vorgehabt, das zu sagen, aber nun war es heraus, und Wing verstand es und übersetzte es ins Chinesische. Für den Augenblick waren alle weiteren Worte überflüssig.
    »Wir haben Unterkünfte für euch in Dharavi besorgt«, erklärte Yasmin, und Leonard übersetzte es den anderen. »Wir alle wollen hören, was ihr zu erzählen habt! Und wir haben Arbeit für euch, wenn ihr wollt.«
    »Ja, wir möchten arbeiten«, erwiderte Wing.
    »Das ist gut«, sagte Ashok knapp, und sie machten sich auf den Weg.
    Sie kamen neben einem Hotel heraus. In der Straße vor ihnen tummelten sich nicht nur unfassbar viele Menschen, sondern auch Autos, Dreiräder, Fahrräder und Laster aller Größen und Typen. Es ging zu wie in einem Bienenstock und ließ selbst Shenzhen wie ein ruhiges Plätzchen erscheinen. Einen Moment lang verschlug es ihnen die Sprache.
    »Mumbai ist eine geschäftige Stadt«, bemerkte Yasmin.
    »Wir können von Glück sagen, dass ihr für unsere Abholung gesorgt habt und uns jetzt begleitet!«, erwiderte Leonard und übersetzte den kurzen Dialog ins Chinesische.
    »Wir haben Freunde bei den Gewerkschaften der Verkehrsbetriebe und der Dockarbeiter. Den Gefallen haben sie uns gerne getan«, sagte Ashok gelassen und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Die Bettelkinder, die ihnen den Weg verstellten, ihnen die Hände hinstreckten und sie an den Ärmeln zupften, ignorierte er einfach. Doch Leonard kam alles ringsum wie ein verrückter Traum vor.
    Die Straße mündete in einen riesigen Hafen, in dem Fähren und Schiffe aller Art ankerten. Vor ihnen lag ein riesiger begrünter Platz von der Größe mehrerer Fußballfelder, der bis zum Meer reichte. Das Ende markierte ein gigantischer Torbogen voller Verzierungen und Türmchen. Ringsum wuselten Tausende von Menschen, die sich laut miteinander unterhielten, umher schlenderten, rannten oder fuhren, Waren verkauften, bettelten oder sich irgendwohin zum Schlafen zurückgezogen hatten.
    Die fünf blieben mit offenem Mund stehen. Die drei Tage im Container, in denen alles, was sie gesehen hatten, ganz nah gewesen war, zeigten jetzt Nachwirkungen: Es fiel ihnen schwer, den Blick auf große, weit entfernte Objekte zu konzentrieren und die unzähligen Eindrücke gleichzeitigzu verarbeiten. Yasmin und Ashok lächelten nachsichtig.
    »Das Gateway of India«, erklärte Yasmin, und Leonard übersetzte es mechanisch, völlig in eigene Gedanken vertieft.
    In der Nähe lag ein riesiges Hotel, das fast einem Tempel ähnelte. Der Größe nach hielt es durchaus den Vergleich mit den gigantischen Tagungshotels Disneylands aus, doch mit seinen Türmchen und den üppigen Fassadenverzierungen wirkte der klobige Bau ziemlich überladen. Leonard betrachtete es flüchtig, wandte die Aufmerksamkeit aber gleich wieder den Bettlern zu, die auf sie zukamen. Während er sie mit Gesten wegscheuchte, schimpfte Yasmin auf Hindi mit ihnen, was sie nicht sonderlich berührte. Sie grinsten nur und zogen sich ein paar Meter zurück, wobei sie etwas eindeutig Beleidigendes sagten, das Yasmin jedoch ignorierte.
    »Einfach unglaublich«, meinte Leonard und ließ offen, was genau er damit ausdrücken wollte.
    »Mumbai ist … « Ashok winkte ab. »Man muss es gesehen haben. Es haut einen um. Selbst die Gegend, in der unser bescheidenes Zuhause liegt. Wir fahren nachher mit der S-Bahn hin. Ich lebe gern hier.«
    »Und ich habe gern in China gelebt«, sagte Wing traurig.
    »Ich hoffe, ihr könnt eines Tages nach China zurückkehren«, erwiderte Ashok. »Ihr alle. Ich wünsche mir, dass wir alle irgendwann die Freiheit haben, an jedem beliebigen Ort der Welt zu leben, egal, wo es uns hinzieht.« Wing übersetzte es den anderen.
    »In China haben sie die Streiks niedergeschlagen«, bemerkte Jie, und Leonard übersetzte.
    Yasmin und Ashok nickten ernst. »Aber es wird neue Streiks geben«, versuchte Yasmin, Jie zu trösten.
    Durch die Menge
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