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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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Massenverhaftungen wieder in den Fabriken saßen. Sie erreichten die Jungen in den Sweatshops in Kambodscha und Vietnam. Man hörte sie in den Gassen Dharavis und in den Wohnzimmern der Mechanischen Türken in Europa, den USA und Kanada. Sie erschienen in zahllosen Sprachen auf den Titelseiten großer Zeitungen und wurden überall im Radio gesendet.
    Für die Leute im Radio waren diese Worte wie eine Botschaft aus einer fremden Welt (»Hättet ihr gedacht, dass die Menschen, die diese komischen Spiele spielen, das alles so schrecklich ernst nehmen?«). Doch diejenigen, für die diese Botschaft bestimmt war, verstanden sie. In jedem Spiel wurde sie zum Schlachtruf der größten und am besten organisierten Gilden. An der Börse Shenzhens überlagerte sie andere gesprühte Botschaften an den verkritzelten Wänden. In China druckte man sie auf Englisch auf T-Shirts, in den USA auf Chinesisch. In L.A. verkauften Guatemalteken diese T-Shirts in den Internetcafés.
    Und einen Tag, nachdem sie den Hafen von Shenzhen verlassen hatten, hörten auch fünf Freunde – über die schmerzlich langsame Internetverbindung des Frachtschiffs – Nors letzte Worte. Fünf Freunde, die bei diesen Worten in Tränen ausbrachen. Fünf Freunde, die viel Kraft aus ihnen schöpften.
    Als das Schiff in den Hafen von Mumbai einlief, versteckten sie sich im inneren Container. Wei-Dong hatte die Sicherheitsbestimmungen des Hafens gegoogelt und glaubte nicht, dass man hier Gaschromatografen für die Suche nach blinden Passagieren benutzte, wollte aber lieber kein Risiko eingehen. Also verschanzten sie sich in der luftdichten Kammer. Es war eng, die Toilette funktionierte nicht mehr, und wegen des rationierten Wassers hatte jeder von ihnen während der dreitägigen Überfahrt nur ein einziges Mal kurz duschen können.
    Als der Container von einem Kran angehoben und wieder abgesetzt wurde, purzelten sie erst wild durcheinander und klammerten sich anschließend am Boden fest. Sie hörten, wie die äußere Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, gefolgt von gedämpftem Gemurmel. Schließlich geriet der Container erneut in Bewegung: Offenbar wurde er auf die Ladefläche eines Lastwagens gehievt.
    Als sie die innere Tür vorsichtig öffneten, drang ihnen der würzige, staubige, scharfe, schwüle Geruch Mumbais in die Nasen. Durch das kleine Loch, das Wei-Dong vor einer Ewigkeit während seiner Überfahrt nach Shenzhen in die Decke gebohrt hatte, fiel Licht.
    Zugleich hörten sie das Hupen unzähliger Fahrzeuge. Laut dröhnende Motorräder. Das Knallen von Auspuffen. Und das ohrenbetäubende Warnsignal ihres Lastwagens. Mehrmals bremste der Truck scharf ab und fuhr bald darauf wieder an. Nach ein paar langsamen, schwerfälligen Kurven hielt er endgültig an, und der Motor erstarb.
    Alle fünf hielten den Atem an, lauschten auf die Schritte vor der Tür, die Gespräche auf Hindi, Männerstimmen. Hörten, wie der äußere Riegel des Containers geöffnet wurde.
    Dann flutete Tageslicht herein, heiß, mit wirbelnden Staubkörnern und dem Mief menschlichen Urins. Sie schirmten die Augen ab und schauten in die grinsenden Gesichter zweier Inder mit wilden Schnurrbärten und säuberlich gebügelten Hemden. Die Männer streckten ihnen die Hände entgegen und halfen einem nach dem anderen beim Aussteigen. Sie befanden sich in einer engen Gasse, die der Laster beinahe vollständig ausfüllte, sodass sie vor neugierigen Blicken geschützt waren. Wei-Dong konnte es kaum fassen, dass die Männer es geschafft hatten, den Laster in einen derart engen Raum hineinzumanövrieren.
    Die Männer deuteten ins Innere: Offenbar wollten sie wissen, ob sie alle Dinge, die sie brauchten, aus dem Container geholt hatten. Wei-Dong und Jie vergewisserten sich kurz bei den anderen und nickten schließlich. Nachdem die Männer ihnen zum Abschied kurz die Hand geschüttelt hatten, quetschten sie sich wieder in den Laster. Gleich darauf erwachte der Motor zum Leben, und der Truck, der eine dichte Dieselwolke hinter sich her zog, rollte los. Auf der Stoßstange prangte ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift bitte hupen .
    Als der Laster die Gasse verließ und eine unglaublich scharfe Rechtskurve nahm, hupte er zum Abschied ein einziges Mal.
    Während der Lärm und die Lichter der Straße wieder in die enge Gasse drangen, sahen sie einen Mann und ein Mädchen auf sich zukommen. Das Mädchen trug eine Art Schal wie einen Schleier um den Kopf, sodass er ihr Gesicht weitgehend
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