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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH
Autoren: Felix zu Löwenstein
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der Star, die Grüne Revolution war eingeleitet. Die Erwartungen waren hoch, und von Umweltproblemen hatte man noch nichts gehört. Es war die Zeit des Kalten Krieges, und die Vorherrschaft des Westens wollte man mit Hilfe der Grünen Revolution und Hungerbekämpfung – vor allem in Indien – sichern. Denn Indien war Sprecher der Blockfreien Staaten, selbst Wackelkandidat auf der Grenze zum kommunistischen Block. Die Grüne Revolution wurde als die demokratische Antwort auf die kommunistische Herausforderung gesehen, als das Gegenstück zu der kollektivistischen industriellen Landwirtschaft. Es war die Zeit des großen Aufbruchs in Afrika: die Unabhängigkeitserklärungen der antikolonialen Bewegungen in den ehemaligen portugiesischen Kolonien, Afrikas Suche nach einem Dritten Weg (afrikanischer Sozialismus, Ujamaa). Entwicklung schien machbar, nur eine Frage der guten Planung …«
    Die Hungernden der Welt 1969–2010
    Quelle: FAO, The 2010 World Hunger figures
    Als sich die 10 000 Fachleute an den Abstieg vom Gipfel und an die Heimreise zu den Menschen machten, über deren Zukunft sie debattiert hatten, stand das neue Ziel fest: Bis 2015 müsse die Anzahl der chronisch Unterernährten wenigstens halbiert werden. Dass zu diesem Zeitpunkt allen bewusst gewesen sein muss, dass man in die Rechnung eine starke Bevölkerungszunahme einzubeziehen hatte, zeigt, wie mutig und selbstbewusst diese Zielsetzung war. »Wir haben die Möglichkeit, das zu erreichen, wir haben das nötige Wissen. Wir haben die Ressourcen. Und wir haben mit der Erklärung von Rom und unserem Aktionsplan gezeigt, dass wir auch den Willen haben«, gab der FAO -Chef Jacques Diouf den Delegierten mit auf den Weg.
    Heute, 15 Jahre danach, ist Ernüchterung eingetreten. Trotz des Willens, trotz aller eingesetzten Ressourcen und Kenntnisse hat die Zahl der Hungernden fast eine Milliarde erreicht. Das sind ungefähr doppelt so viele Menschen, wie in der Europäischen Union wohnen.
    So unterschiedlich, wie Menschen und Kulturen sind, so unterschiedlich ist die Situation der Hungernden, die in dieser monströsen Zahl zu einem Block zusammengefasst werden. 40 % der Weltbevölkerung leben von weniger als zwei US -Dollar am Tag. Schon aufgrund ihrer geringen Kaufkraft sind sie ständig vom Hunger bedroht. Aber auch in eigentlich reichen Gesellschaften, bis hin zu den USA oder Ländern der Europäischen Gemeinschaft, finden sich Menschen, die unter- oder mangelernährt sind.
    Dennoch gibt es zwei hervorstechende statistische Merkmale, die zu kennen wichtig ist, wenn man bei den »food summits«, den Gipfeltreffen der Vereinten Nationen zur Welternährung, mitreden und globale Lösungswege für ein globales Problem finden will.
    Die absolute Zahl der Hungernden ist in Asien am höchsten, weil dieser Kontinent den größten globalen Ballungsraum mit der höchsten Bevölkerungsdichte darstellt. Die Weltgegend jedoch, in der nahezu alle Länder in der Rekordklasse auftreten, was den Anteil Unterernährter an der Gesamtbevölkerung angeht, ist Afrika südlich der Sahara. Der mit unendlich scheinenden fruchtbaren Flächen ausgestattete Kongo teilt sich dort die Spitzenposition mit dem kargen Eritrea.
Zwei Drittel der Hungernden leben nicht etwa in den Slums der Städte, sondern auf dem Land – also dort, wo das Essen erzeugt wird.
    Wo Menschen hungern, da gibt es zu wenig zu essen. Und wenn Menschen auf diesem Globus hungern, dann gibt es auf diesem Globus zu wenig zu essen.
    Diese naheliegende Schlussfolgerung lässt sich mit Zahlen untermauern, die jedermann leicht zugänglich sind. Im »Grain Market Report« – als Zusammenfassung für jeden im Internet abrufbar – kann man monatlich verfolgen, wie die Prognosen für die Produktion der wichtigsten Getreidearten lauten. Dort ist auch zu lesen, wie sich ihr Verbrauch entwickelt und wie es folglich um die Reserven bestellt ist, mit denen wir Menschen unser Brot backen und unsere Reisschüssel füllen können.
    2007, im Jahr vor den Hungerrevolten, wiesen diese Zahlen ein deutliches Defizit aus: an Hauptgetreidearten (Weizen und Futtergetreide) waren ca. 40 Millionen Tonnen weniger geerntet als verbraucht worden, im Jahr davor hatte die Lücke 13 Millionen Tonnen betragen.
    Eigene Zusammenstellung nach den Zahlen des Grain Market Report No. 411 des International Grains Council
    Entsprechend waren damals die Weltgetreidevorräte geschrumpft. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass sie in den Jahren danach
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