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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH
Autoren: Felix zu Löwenstein
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ich noch einmal kurz ausholen. Ich will Ihnen noch einmal den Blick in ein Buch empfehlen, das ich im Zusammenhang mit der Erosionsproblematik im dritten Kapitel schon einmal erwähnt habe: das Buch »Dreck« [144] . Darin wird berichtet, dass es im antiken Rom in der Kaiserzeit üblich war, kostenlos Brot an die Einwohner der Riesenstadt zu verteilen (und grausame Zirkusspiele abzuhalten, um sie zu amüsieren: Brot und Spiele). Das war sehr sozial.
    Um all das Brot backen zu können, brauchte es eine ebenso billige wie effiziente Getreideerzeugung. Die fand nicht mehr, wie in den ersten Jahrhunderten des Römischen Reiches, auf kleinen Bauernhöfen statt, sondern auf gewaltigen Farmen. Die gehörten Patriziern, die in feingewebten Togen durch Rom wandelten, während ihre Aufseher mit Hilfe großer Sklavenmengen für den Weizen sorgten. Leider ereignete sich diese erste industrielle Form der Landwirtschaft ohne Rücksicht auf die Nachhaltigkeit der Produktion, und bald war der fruchtbare Boden in die Täler und Seen abgeschwemmt. Dort findet man ihn heute noch und kann ihn mit der Radiocarbonmethode dem Erosionszeitraum und mittels Pollenanalyse dem Ursprungsort zuordnen. In der Folge mussten römische Soldaten (unter ihnen viele der sozial mit kostenlosem Brot versorgten Plebejer Roms) nach Nordafrika aufbrechen, um dort neues Ackerland zu erobern. Die Felder Karthagos bildeten dann lange die Kornkammer Roms, bis auch sie durch Umweltzerstörung in den Zustand gerieten, in dem wir heute das nordafrikanische Arabien vorfinden.
    Warum ich das erzähle? Um deutlich zu machen, dass es gerade für die Armen viel zu teuer ist, wenn ihre Lebensmittel billig erzeugt werden. Und ich möchte zeigen, dass wir nicht Sozialpolitik auf Kosten der Natur und damit auf Kosten kommender Generationen machen dürfen. Oder anders gesagt: Wenn die Hartz- IV- Sätze nicht mehr ausreichen, um die Lebensmitteleinkäufe ihrer Empfänger zu bezahlen, dann müssen diese Sätze angehoben und nicht die Preise der Lebensmittel abgesenkt werden.
    Wenn das nicht ein ganz anderes Buch wäre, würde ich an dieser Stelle noch die Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen aufmachen. Eine Subventionierung der Lebensmittel durch ökologische Zerstörung, so viel steht fest, ist die teuerste aller Optionen. Die können wir uns garantiert nicht leisten!

Wer sich ändern muss? Sie. Und ich.
    Ein Buch hat den Vorteil gegenüber einem Zeitungsartikel, dass es Platz genug bietet, alle Aspekte eines Themas – oder wenigstens die wichtigsten – detailliert auszubreiten. Und es hat den Nachteil, dass der Leser von der Fülle der Informationen erschlagen und am Ende sogar entmutigt ist. Es wäre das schlimmste aller Ergebnisse dieses Buches, wenn das bei Ihnen jetzt der Fall wäre. Wenn Sie sagen würden: »Mein Gott, das ist alles viel zu komplex, ich selbst mit meinem Handeln kann nur Tropfen auf heiße Steine spritzen. Bitte lasst mich mit all dem in Ruhe!« Denn was ich von Ihnen will, ist genau das Gegenteil. Ich will bei Ihnen
Engagement
und
konsequentes Verhalten
wecken.
    Engagement
braucht es, weil sich in unserer Gesellschaft und in der politischen Landschaft nur etwas ändert, wenn die Menschen die Änderung kraftvoll einfordern und diejenigen, die dann Änderungen veranlassen, stützen. Das geht durch Argumente in Diskussionen, durch politisches Mitgestalten und durch das Kreuzchen auf dem Wahlzettel. Gerade von der Generation meiner Kinder, die heute zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, will ich das einfordern. Denn schließlich sind es doch sie und ihre jetzt allmählich hinzukommenden Kinder, die ausbaden müssen, was wir jetzt mit unserer Welt anrichten!
    Und
konsequentes Verhalten
braucht es, weil die Summe von individuellen Kauf- und Verbrauchsentscheidungen darüber bestimmt, was und wie produziert wird. Was das im Konkreten bedeutet, müsste sich eigentlich aus all dem ergeben, was ich bis hier geschrieben habe. Weil es aber Menschen gibt, die so wenig Zeit haben, dass sie von einem Buch nur die Einleitung und die letzten Seiten lesen, will ich mich hier an einer zusammenfassenden Auflistung versuchen:

Kaufen Sie Biolebensmittel
    Keine andere Produktionsform hat die Frage der Nachhaltigkeit in so umfassender Weise durchdekliniert wie der Ökologische Landbau. Es ist seit vielen Jahrzehnten immer weiter entwickelt worden, in Europa seit über 20 Jahren gesetzlich definiert und verfügt über ein eigenes Zertifizierungs- und
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