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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Kontrollsystem.
    Ohne jeden Zweifel gibt es Verbesserungsmöglichkeiten bei den Biolandbau-Richtlinien und deren Umsetzung. Das wird immer so bleiben, und die öffentliche Kritik, die erhoben wird, wenn an irgendeiner Stelle Inkonsequenzen oder gar Fehlverhalten sichtbar wird, hilft, bei den Anstrengungen zur Verbesserung des Systems nicht nachzulassen.
    Teil-Zertifizierungssysteme sind keine zielführende Alternative. So gut und inhaltlich hochwertig ein Tierschutz- oder Klimaschutzlabel sein mögen – sie decken nur einen Teilaspekt ab und tragen somit nicht ausreichend zu einem Umsteuern der Landwirtschaft bei. Wenn jemand seine Tiere vorbildlich hält, hat er Großes für den Tierschutz geleistet. Wenn er aber bei der Produktion des Futters mit den gleichen Pestiziden arbeitet wie jeder andere konventionelle Betrieb auch, dann bleibt da ein gravierendes Problem ungelöst. Die Preise für Milch, Eier und Fleisch enthalten dann den Teil der Kosten, die sonst zu Lasten des Wohlbefindens der Tiere gehen würden. Aber nicht diejenigen, die für die Ökologie auf dem Acker entstehen.
    Und noch eines: Erschreckend oft begegne ich freundlichen Menschen, die mir versichern, dass sie »Bio« kaufen. Und im weiteren Gespräch meinen sie damit »… beim Bauern«. Ich erinnere mich an eine lange Unterhaltung mit einer Grünen-Stadtverordneten aus Darmstadt über Ökolandbau. Und am Ende sagte sie strahlend: »Ich kaufe immer beim Türken um die Ecke ein!«
    Ohne Zweifel ist der Türke um die Ecke ein ebenso freundlicher wie kompetenter Gemüsehändler und versteht sich darauf, ein reichhaltiges Sortiment attraktiv zu präsentieren. Doch wenn er nicht zufällig Bioprodukte verkauft, dann werden seine Tomaten und sein Salat ganz genauso gespritzt und gedüngt sein wie die in Plastik verpackte Ware des Discounters.

Kaufen Sie regional und saisonal
    Ich weiß, dass man auch im Februar schon Bio-Erdbeeren kaufen kann. Und ich habe keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass diese Erdbeeren korrekt nach den Vorschriften der EU -Bioverordnung produziert wurden. Wenn Sie unbedingt im Februar Erdbeeren essen wollen, weil Sie dann Geburtstag haben und das eben Ihr Höchstes ist, und wenn Sie nicht erhebliche Pestizidrückstände verzehren wollen, dann kaufen Sie auf jeden Fall Bio-Erdbeeren. Und wenn Sie meine Leidenschaft für Bananen und Kaffee teilen, dann sind Sie auch da auf ausländische Herkünfte angewiesen. Aber außerhalb solcher Ausnahmefälle sollten Sie das kaufen, was es hier in der Saison gibt. Es gibt da wunderbare Kalender, aus denen man entnehmen kann, wann was bei uns wächst. Fragen Sie mal Ihren Naturkostladen, ob er Ihnen so etwas nicht geben kann. Kaufen Sie also saisonal und, wenn möglich, von den Erzeugern Ihrer Region.
    Denn erstens spart das Transportenergie. Und zweitens lade ich Sie ein, egoistisch zu sein: Sorgen Sie durch den Kauf von Bioprodukten für eine intakte Natur, davon haben Sie am meisten.
    Machen Sie aber auch hier nicht den Fehler, zu glauben, dass alles, was man beim Lädchen um die Ecke und beim Bauern im Dorf kauft, regional und saisonal ist. Denn natürlich ist die Leberwurst des örtlichen Bauern, wenn er sie denn aus den eigenen Schweinen herstellen lässt, regional. Aber wie steht es mit seinem Futter? Stammt das vom eigenen Acker oder (wenigstens was das Eiweißfuttermittel betrifft) aus den Weiten Südamerikas? Und ist es Gentechniksoja? Und hat er sein Futtergetreide in einer vernünftigen Fruchtfolge und ohne Chemie in die Natur zu versprühen erzeugt? Wenn Sie auf klare Verhältnisse Wert legen – und das sollten Sie –, dann kaufen Sie regional, saisonal
und
Bio.

Werden Sie selbst zum Erzeuger
    Selbst wenn Sie nur ein Fensterbrett zur Verfügung haben, sollten Sie es dafür nutzen, um Ihre Küchenkräuter darauf zu ziehen. Wenn Sie einen eigenen Garten haben: Leisten Sie sich ein Gemüsebeet! Und wenn Sie in der Stadt eine Gartenbau-Initiative (Stichwort »urban farming«) finden, schließen Sie sich ihr an. Auf diese Weise werden Sie die Wurzeln Ihres Bewusstseins wieder dorthin ausstrecken können, wo Ihre Lebensmittel herkommen: in den Boden. Sie werden eine ganz andere Beziehung dazu finden, und das bleibt nicht ohne positive Folgen für Ihr Ernährungsverhalten. Und in der Summe aller selbstgenutzten Parzellchen aller Städte steckt eine gewaltige Produktionskapazität, die für die Ernährung der Menschen dieser Erde dringend erschlossen werden muss.
    Übrigens gibt es
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