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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH
Autoren: Felix zu Löwenstein
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handelt – nichts davon darf den freien Warenverkehr behindern oder einschränken. Diese »Nichts-darf-den-freien-Handel-belasten-Ideologie« muss dringend aufgebrochen werden, wenn nicht weiterhin die ökonomische Belohnung immer derjenige erhalten soll, der auf Menschenrechte oder ökologische Anforderungen pfeift. Auch diese Forderung ist keineswegs systemwidrig, sondern im WTO- Recht selbst verankert. Im Artikel 20 des GATT [142] wird explizit festgehalten, dass Handelsbeschränkungen zum Schutz der Natur zulässig sind. Und auch in der Präambel des Abkommens wird formuliert, es werde auch zur Förderung der Nachhaltigkeit installiert.
     
    Ein weiterer internationaler Rechtsbereich sei wenigstens erwähnt:
das Patentrecht.
Zunächst auf der Ebene des Europäischen Patentrechtes (weil es hier leichter durchzusetzen ist), dann aber auch in den weltweiten Patentabkommen, muss unbedingt und sehr schnell sichergestellt werden, dass Patente auf Lebewesen, seien es Pflanzen oder Tiere, nicht erteilt werden dürfen. Sie sind keine menschlichen Erfindungen, und sie zu patentieren bedeutet nichts anderes, als die wirtschaftliche Verfügungsmacht an etwas, das allen Menschen gehört, irgendwelchen Unternehmen zu übereignen. Dass dies keine theoretische Möglichkeit, sondern bittere Wirklichkeit ist, belegt die Vielzahl an Patentanträgen, die weltweit und auch beim Europäischen Patentamt in München dazu eingereicht worden sind. Gerade unlängst ist der amerikanischen Firma Monsanto ein europäisches Patent auf eine Melone erteilt worden, die gegen bestimmte Viruskrankheiten resistent ist. Die Erfindungsleistung von Monsanto besteht darin, die genetische Sequenz beschreiben zu können, die für diese Eigenschaft verantwortlich ist. Die Melone selbst gibt es in Indien schon seit langen Zeiten, und den dortigen Bauern sind ihre Eigenschaften wohlbewusst.
    Besonders problematisch ist, dass das Europäische Patentamt in München (das sich durch die Erteilung von Patenten finanziert, also an einer Ablehnung nicht interessiert sein kann) zwar schon mehrfach auf entsprechende Beschwerden hin solche Patente zurückgenommen hat, dass aber das Erheben einer Beschwerde so viel Geld kostet, dass es keineswegs in allen Fällen erfolgt. Denn schließlich hat man in der Regel keinen wirtschaftlichen Nutzen davon, Beschwerde gegen ein solches Patent einzureichen.

Königin und König Kunde
das Regieren ermöglichen
    Wir haben schon darüber gesprochen, dass ein gar nicht kleiner Anteil der Bevölkerung bereit ist, durch das Einkaufsverhalten einen Nutzen zu stiften, der über die unmittelbaren Eigeninteressen der Einzelnen hinausgeht. Ein Beleg für diese Behauptung ist der ganze Bereich des
fairen Handels,
der sich zunehmenden Interesses erfreut. Von 2006 bis 2009 ist sein Umsatz von 110 Millionen Euro auf 320 Millionen Euro angestiegen. Das sind zwar in Relation zum gesamten Lebensmittelmarkt winzige Beträge. Das Wachstum dieser Beträge, das auch in Zeiten der Rezession stattgefunden hat, zeigt jedoch ein wachsendes Engagement von Menschen, die realisiert haben, dass die Königsherrschaft der Kunden eine tatsächliche Option ist.
    Staatliche Regelungen können deshalb schon alleine dadurch etwas bewirken, dass sie für die Funktionsfähigkeit von Märkten sorgen. Am wichtigsten dafür: Transparenz. Kunden müssen wissen, aus was ein Produkt besteht und wie es hergestellt wurde. Und sie müssen sicher sein, dass drin ist, was draufsteht. Dieser simplen Anforderung genügt die Realität aber leider gar nicht. Oder glauben Sie wirklich, dass jedes Ei, das in einer Schachtel wohnt, auf deren Etikett ein Huhn durch grünes Gras läuft, auch von einer Henne gelegt worden ist, die weiß, wie sich Sonne anfühlt? Oder dass die Milch von Kühen stammt, die auf einer Weide grasen, wie sie auf der Milchtüte abgebildet ist? Klar, wer würde schon ein Schnitzel kaufen, wenn auf der Verpackung zu sehen ist, wie sich ein Schwein einen Quadratmeter Vollspaltenboden mit einem zweiten teilt! Aber gerade dass die Bilder so schamlos lügen, zeigt, dass die Produzenten der Produkte sehr wohl wissen, was ihre Kunden eigentlich haben wollen und was sie vor allem nicht haben wollen. Ein
Kennzeichnungsrecht,
das nicht nur für die Prosa des Rückenetikettes, sondern für die wichtigste Botschaft, also die Bilder, Wahrheit einfordern würde, könnte vieles in Bewegung setzen!
    Für eine informierte Entscheidung der Kunden ist Kennzeichnung wichtig. Sie
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