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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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weiter auf. Auch ich wollte glücklich sein, holte die Platte von Janis Joplin unter meinem Bett hervor und hängte sie endlich auf. Nun strahlte mich Janis jeden Morgen an und erinnerte mich daran, wie kurz das Leben war und das man es genießen musste. Jeden Tag. Manchmal gelang es mir.
    In der neuen Theatersaison spielte ich eine kleine Rolle in einem Fontane-Stück, die Proben machten mir Spaß und bei der ersten Aufführung saß Johann im Theater. Anschließend gingen wir auf einem Schiff essen, das direkt neben dem Theater ankerte. Es war ein konservatives Restaurant und wir waren überwiegend von Rentnern umgeben. Irgendwann schlug ich vor, dass wir in einen alten Film im Freiluftkino gehen sollten, das Waschhaus , ein angesagter Veranstaltungsort, lag gleich neben dem Theater. Johann war einverstanden, aber auf dem Weg dorthin blieben wir am Ufer hängen, setzten uns ins Gras und sahen den Lichtreflexen des Kinos zu und manchmal wurde der ein oder andere Dialogfetzen zu uns herüber getragen. Wir schwiegen und ich dachte, dass es dumm von mir war, auf etwas zu warten und mein Leben nur mit Träumen zu verbringen. Ich hörte Johanns gleichmäßigen Atem, ich mochte seine zurückhaltende Art. Ich beugte mich zu ihm und wollte ihn küssen, aber er zögerte.
    »Moon, du musst nicht denken, dass ich dich dränge«, sagte er und ich hätte schwören können, dass es die Stimme eines Grafen aus dem 18. Jahrhundert war. Ich war ungeduldig, er konnte warten. Ich war chaotisch und unzuverlässig, er war treu und ehrlich. War ich es überhaupt wert, mit Johann zusammen zu sein? Aber wir konnten auch nicht ewig so tun, als ob wir nur Freunde wären.
    Es wurde Herbst. Johann studierte, ich ging zur Schule, aber am Wochenende trafen wir uns öfter. Es wurde kälter, Johann musste mir oft seinen Mantel leihen und wir küssten uns, wenn er mich abends nach Hause brachte. Alles begann von vorn.
    Etwa zu dieser Zeit, kurz vor Weihnachten rief Anne bei mir an und teilte mir mit, dass man mich zu Synchronaufnahmen für »Heimweh« nach Berlin erwartete. Mein Herz, das ich doch so gut trainiert hatte spielte verrückt und begann wie wild zu schlagen. Würde ich Lasse treffen? Würden wir zusammen im Synchronstudio stehen? Ich bekam Ort, Tag und Zeit genannt, an dem die Synchronaufnahmen stattfinden sollten und stellte enttäuscht fest, dass Lasse für seine Aufnahmen nach Hamburg bestellt wurde. Allerdings würde ich vermutlich Krista wieder sehen, die genau vor mir im Synchronstudio in Berlin an der Reihe war.
    Es war ein regnerischer Tag als meine Mutter mich zum Synchronstudio nach Charlottenburg fuhr und vor einem unscheinbaren Gebäude absetzte. Ich dachte an die Sätze, die ich gleich wiederholen musste. Es war wirklich nicht viel. Die ersten Sätze waren aus der Szene im Zimmer mit Krista. Den zweiten und dritten hatte ich auf der Wiese mit Lasse gesprochen.
    Im Vorraum traf ich Krista. Wir begrüßten uns, ich hatte sie vermisst.
    »Ich komm mit rein ins Studio!«, rief sie und als ich dran war, begleitete sie mich in eine Art Minivorführraum. Hinter einer Glasscheibe saßen Inga, die Tonmeisterin vom Set und Uli. Sie winkten mich heran.
    Inga reichte mir Kopfhörer und Uli zeigte auf einen kleinen Monitor. Die Szene wurde abgespielt. Ich starrte auf den Bildschirm und wusste, gleich würde ich Lasse sehen.
    »Der Film ist toll geworden. Hast du mal Muster gesehen?«, fragte mich Inga. Ich nahm die Kopfhörer ab.
    »Nein.«
    Ich starrte wieder auf den Monitor. Lasse und ich auf der Blumenwiese. Der blaue Rock, das T-Shirt, seine Blicke. Ich war sofort dort, spürte seine Lippen, fühlte seinen Körper. Was hatte ich mir die ganze Zeit eingeredet und vorgemacht?
    Kristas Zug ging erst am Abend, also hatten wir ein paar Stunden Zeit. Sie holte ein Taxi und bestand darauf, mich auf einen Kaffee einzuladen. Sie sah verändert aus, hatte rote Haare, da sie in ihrem neuen Film eine englische Gräfin spielte, aber das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Wir fuhren zum Savignyplatz und setzten uns in eines der Cafés. Sie erzählte und unterbrach sich ständig, lachte und zog noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Doch dann stoppte sie ihre Erzählung abrupt und grinste.
    »Und jetzt zu dir, Moon! Was ist mit dir und Lasse?«
    Ich wurde rot. »Äh, was soll sein?«
    Sie sah mich prüfend an.
    »Ich dachte, da wäre etwas gewesen.«
    »Vielleicht.« Ich versuchte ein lockeres Lachen.
    »Aber es war wie bei dir. Der Dreh war vorbei
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