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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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stärkeren Applaus aus dem Publikum. Dann trat Uli ans Mikrophon und bat noch einmal um Ruhe.
    »Und nun, freue ich mich, die beiden Hauptdarsteller unseres Films nach vorne zu bitten. Moon Parker und Lasse Paulsen!«
    Es gab einen tosenden Applaus und ich erhob mich mit wackeligen Knien. Ich sah meine Eltern ein paar Reihen vor mir sitzen, sah Lion und nickte ihnen allen kurz zu. Dann wandte ich den Blick nach vorne, stieg die zwei Stufen zur Bühne hoch, umarmte Uli, dann Karl und Krista und stellte mich neben sie. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass Lasse nicht nach vorn gekommen war. Auch Uli war überrascht, wiederholte seinen Namen, aber nichts geschah.
    »Weiß jemand, ob Lasse heute hier ist?«, fragte Uli ins Mikrophon.
    Keine Antwort.

30.
    Wir verließen alle wieder die Bühne, bis auf Uli, der den Film ankündigte. Ich war wie in Trance. Ich hielt mich an Karls Rücken fest, wenn er sich setzte, musste ich mich nur daneben fallen lassen. Es wurde dunkel, der Vorhang wurde aufgezogen und der Vorspann begann. Ein Flug über die Landschaft, um Leipzig, das Kinderheim von oben. Die Titel, Stille, dann Rockmusik. Der Film packte mich sofort. Ich hatte befürchtet, dass ich die Kameras im Geiste sehen würde und niemanden auch nur ein Wort glauben würde. Aber es war nicht so. Ich sah Krista und mich in diesem Zimmer, aber das waren nicht Krista oder ich. Nur jemand, der mir ähnlich sah. Ansonsten war da das Heimkind Ida, das in einer anderen Welt lebte.
    Ich war erleichtert, als sie Birk zur Flucht überredete. Gespannt verfolgte ich alles, als ob ich nicht wüsste, wie es ausging. Die Rangelei der Jungs auf dem Flur, die nächtliche Flucht und Ida, die sich verletzt hatte. Man sah sofort, dass sie sich in Jack verlieben würde, schon verliebt hatte.
    »Moon?«
    David hockte im Gang neben mir. Er flüsterte, ich verstand kein Wort. Er zeigte auf den Ausgang, ich verstand immer noch nicht. Jetzt wollte ich den Film sehen. Auf der Leinwand rannte die Gruppe durch die Nacht.
    »Was?«
    David legte seine Hand auf meinen Arm, ich beugte mich zu ihm herunter. »Kannst du mal rauskommen?«
    »Jetzt?«
    »Es ist wichtig.«
    Um uns herum entstand ärgerliches Gemurmel. Wir störten. Ich stand gebückt auf. Karl sah auf.
    »Ich hole Popcorn.«
    »Jetzt?«
    Ich folgte David leise bis zum Ausgang und drehte mich um. Die Gruppe war in der Scheune angekommen. Ich liebte diese Szene. David und ich sahen einen Moment zu, wie sich die Gruppe umsah, sich ins Heu warf, herum alberte, dann tippte mich David sanft, aber energisch an und ich riss mich los.
    Vor dem Kinosaal standen Tische mit halbleer getrunkenen Gläsern, zwei Mädchen in weißen Blusen und ein Junge in einem weißen Hemd sortierten die leeren Sektflaschen in Kisten. David sah mich verlegen an.
    »Was ist denn los?«
    Er nickte in Richtung zweier Fotografen, die sich vor dem Eingang zum Kinosaal aufgestellt hatten.
    »Presse? Jetzt?«
    »Nein, es ist nur ... komm einfach.«
    Er ging betont entspannt die Treppe ins Foyer herunter. Die Art, wie David mich angesehen hatte, sein fast flehender Blick, der Hinweis auf die Fotografen. Etwas war wichtig, aber auch geheim. Es konnte nur um Lasse gehen.
    »Ist er hier?«
    David nickte und machte eine Kopfbewegung nach draußen. Ich folgte ihm zurück zu einem Nebeneingang. David zeigte auf die Straße.
    Ich weiß nicht, was ich erwartete, sicher nicht Lasse, der einfach so auf der Straße stand. Eher eine Stretch-Limousine mit verdunkelten Gläsern oder etwas anderes Spektakuläres, aber ich sah gar nichts. Ging es um etwas ganz anderes?
    David sah sich um, ob uns auch niemand gefolgt war, nahm mich an der Hand und führte mich an den Straßenrand zu einem Motorrad, auf dem jemand in schwarzer, staubiger Lederkleidung saß. Der Motoradfahrer klappte das Visier auf und lachte. Grüne Augen, lange Wimpern.
    »Lasse!«
    David räusperte sich. »Ich geh dann mal wieder.«
    Es war eine Enduro, sie war schwarz und von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Lasse lachte, zog den Helm ab und riss sich die schwarze Sturmhaube vom Kopf. Seine Zähne leuchteten in dem mit Staub bedeckten Gesicht.
    »Wo kommst du her?«
    Er schob seine Maschine auf den Bordstein und ein paar Meter bis zu einem kleinen Café am Rande des Potsdamer Platzes und bockte sie auf.
    »Sorry, der Film hat gerade angefangen, oder?«
    »Ja, es war gerade an dieser spannenden Stelle, wo sie in den Heuschober kommen.«
    Er grinste. »Tja, da fragt man sich,
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