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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab
Autoren: Meister Derek
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geliefert.«
    »Na, na, na. Sagen wir, Ihr wart nahe dran … Taucht dieser Kerl mit einem Mal auf. Scheiße, direkt vor den Bolzen läuft er. Weil er meint, Euch vertrauen zu können. Das nenn ich Fügung. De Kraih hat nur noch abdrücken müssen.«
    »Und mein Haus, meine Kogge, die Brauerei?«
    »Hm. Ein Nebenverdienst. Ein bisschen Frohsinn in diesem Moloch aus Regen und Enttäuschung … Und bevor Ihr fragt: Nein, Euer Konvoi … Scheiße, irgendein hungriger Bauerndreck hat Euch überfallen. Tüks und Poling haben es bloß auf dem Weg zurück in die Stadt gesehen.« D’ Alighieri klatschte in die Hände. »Merda, jetzt aber genug ge… ge… Wie sagt Ihr …?«
    »Geschnackt?«
    »Geschnackt. Scheiße, genau.« Er wandte sich mit einer Geste an de Kraih, der daraufhin nickte. Er kratzte seine Y-Narbe, wischte sich den Regen vom Kinn und hob das Schwert. Seine schwarzen Lederschnabelschuhe ließen Schlammwölkchen in die Pfützen schießen, als er mit festem Schritt auf Rungholt zukam.
    Der sah nach links: Wasser. Nach rechts: Wasser. Er wich einen weiteren Schritt zurück und bemerkte, wie die Handwerker zu tuscheln begannen. Rückwärts. Geh. Spring ins Wasser. Du musst weg. Weg. Rungholt fiel beinahe, weil der Steg wackelte, als de Kraih die Bohlen betrat. Dennoch ließ er die Gnippe hochfahren, holte aus und entschied sich in dem Moment, als die Klinge seine Pranke verließ:
    D’ Alighieri.
    Er warf das Messer mit sattem Schwung. Selbst de Kraih war überrascht, dass Rungholt sich überhaupt wehrte. Die Gnippe zog knapp am Kopf der Krähe vorbei, fuhr durch den Regen, teilte Tropfen und raste auf den Florenzer in seiner Sänfte zu.
    Genau ins linke Auge, Wittenfresser …
    D’ Alighieri riss den Kopf zur Seite, so abrupt, dass die Träger wankten.
    Es war jedoch dieses Wegducken, das ihn verletzte.
    Nicht die Gnippe traf, sondern ein Armbrustbolzen.
    Er galt de Kraih, durchfuhr aber zunächst d’ Alighieri von hinten die Schulter und riss ein Loch, riss den Wittenfresser von seiner Sänfte und schoss weiter unbeirrt durch den Regen – in nie gesehener Schnelligkeit. Schließlich zerfetzte er de Kraihs Rücken und riss den Mann ins Wasser. Das Gesicht nach unten, trieb er neben dem Steg, während d’ Alighieris Wutgebrüll über den See hallte. Blitzschnell teilten sich die Männer auf und griffen an. Mit Schlachtgeheul stürmten drei auf Sinje und Marek zu, die auf einer der Hütten standen. Gleichzeitig liefen Poling, Meenkens und Tüks auf den Steg.
    Die Hölzer schaukelten wellenartig, Rungholt warf sich herum, glaubte jeden Moment zu fallen und kam sich vor, als tapste er nachts betrunken durch seine Diele. Um nicht aufs Wasser sehen zu müssen, konzentrierte er sich auf den Kraken und lief darauf zu.
    Auf dem Floß konnte er besser treten. Es schwankte nicht, die Hölzer bildeten eine in sich feste Fläche. So schnell er konnte, passierte er den massiven Kran, das Schwungrad und drückte sich zwischen den schlanken Fässern hindurch. Ein weiterer Bolzen sirrte durch die Luft und traf Meenkens am Bein, der alte Böttcher sackte wimmernd zusammen. Das Geschoss blieb einige Klafter weiter in den Bohlen des Floßes stecken.
    Als Rungholt gegen eines der schlanken Fässer stieß, pendelte es herum. Sie sind leer, dachte Rungholt erstaunt, dann tauchte er unter der Glocke ab, bemerkte überrascht, dass der Krakenkörper keine geschlossene Kugel war, sondern unten offen, und packte die Strickleiter. Im Fass über sich konnte er ein Brett zum Sitzen erkennen, ein paar kleine Spaten an der Wand, Ketten und Schaufeln.
    Ich kämpf auch damit, sagte er sich grimmig. Bei jeder Sprosse zuckte Feuerschmerz durch seinen Rücken, aber von dort oben würde er Poling und den anderen Mann abwehren können. Hoffentlich so lange, bis Marek die Übrigen erledigt hatte. Außerdem war er durch das dicke Holz einigermaßen vor den Armbrustern geschützt.
    Behände sprang Poling an die Leiter. Rungholt wurde durchgeschüttelt, klammerte sich fest. Während Rungholt bei jedem Schritt keuchte, war es für den drahtigen Schiffbauer ein Klacks, die Strickleiter hinaufzukommen.
    Rungholt packte das Sitzbrett und zog sich drüber, saß – Bein links, Bein rechts – endlich sicher. Hektisch griff er den Spaten, wollte ihn von der Wand … Er war festgebunden. Lederriemen. Wie aufmachen? Schnalle? Wo …?
    Polings Schwert krachte neben Rungholt ins Holz. Der Mann musste schlagen und sich gleichzeitig an der frei schwingenden
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