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Flut

Flut

Titel: Flut
Autoren: Daniel Galera
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Klar? Ist jetzt Schluss mit dem Quatsch?
    Sein Vater lacht.
    Tchê , Junge … hör zu. Was ich erledigen muss, hat ja gerade damit zu tun.
    Mit deinem Selbstmord.
    Ich mag das Wort nicht, deshalb vermeide ich es. Du kannst es aber gern benutzen, wenn du willst.
    Was soll ich jetzt tun? Die Polizei rufen? Dich einliefern lassen? Dir mit Gewalt die Pistole abnehmen? Dachtest du wirklich, das klappt so einfach?
    Es hat schon geklappt. Es ist, als wäre es schon vorbei.
    Das ist doch idiotisch. Du hast eine Wahl. Und wenn ich dich davon abbringe?
    Ich habe keine Wahl. Es wäre leichter für mich, und sehr viel leichter für dich, es so zu sehen. Meine Entscheidung ist nicht der Auslöser, sie ist Teil der Tatsachen. Es ist einfach eine Art zu sterben, mein Junge. Ich habe lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen. Setz dich wieder. Willst du noch ein Bier?
    Er läuft zurück zum Sofa und setzt sich wütend hin.
    Pass auf, stell dir Folgendes vor. Was wäre, wenn du oder sonst irgendjemand mich von nun an daran hindern wollten? Was für eine Nerverei das wäre. Ich würde versuchen, meinen Entschluss in die Tat umzusetzen, und ihr würdet versuchen, mich davon abzuhalten, keine Ahnung wie, indem ihr bei mir einzieht, mich überwacht, mich einliefern lasst, mich unter Medikamente setzt, dein Bruder würde extra aus São Paulo kommen, und deine Mutter würde mich wieder ertragen müssen. Wie dem auch sei, in jedem Fall wäre es der absolute Albtraum für alle Beteiligten. Merkst du, wie absurd das ist? Nichts ist lächerlicher, als jemanden zu etwas überreden zu wollen. Ich habe mein Leben lang in einem Beruf gearbeitet, in dem es um nichts anderes geht, es ist wie ein Krebsgeschwür. Niemand sollte je zu etwas überredet werden. Die Menschen wissen, was sie wollen, und sie wissen, was sie brauchen. Ich weiß das, weil ich immer ein Spezialist darin war, Bedürfnisse zu erzeugen und Menschen zu etwas zu überreden, daher auch die Auszeichnungen an der Wand. Versuch nicht, mir irgendetwas auszureden. Wenn du mich davon überzeugen würdest, mich nicht umzubringen, würdest du mich zu einem Krüppel machen, ich würde noch ein paar Jahre leben, wäre niedergeschlagen und krank und würde um Gnade winseln. Das meine ich ernst. Versuch es nicht. Jemanden zu überreden, nicht auf sein Herz zu hören, ist obszön, Überreden überhaupt ist obszön, wir wissen, was wir brauchen, und niemand muss uns Ratschläge erteilen. Was ich vorhabe, stand schon lange fest, bevor ich selbst auf die Idee gekommen bin.
    Ich hätte mehr von dir erwartet, Papa. Mehr als dieses debile Geschwätz. Dieses Opfer-Gehabe widert mich an. Das habe ich von dir gelernt. Und jetzt kommst ausgerechnet du mir genau damit.
    Lass mich dir noch was erklären. Wenn du anfängst, Blut zu scheißen, wenn du keinen mehr hoch kriegst und jeden verdammten Tag mit dem Gefühl aufwachst, die Schnauze voll vom Leben zu haben, dann bist du moralisch dazu verpflichtet, das Opfer zu spielen. Merk dir das. Und werd bloß nicht frech. Spielst du jetzt auf einmal den Helden? Das steht dir nicht. Du bist doch eher der vernünftige Typ, ein bisschen vielleicht sogar ein Weichei. Tut mir leid, aber ich war immer ehrlich zu dir. Ich weiß genau, wie du tickst. Ich hab dich schon oft gewarnt. Und lag ich irgendwann falsch? Na? Ich hab dir gesagt, du würdest deine Frau verlieren, und auchwie, und genau so ist es gekommen. Ich hab dir gesagt, dass die Leute dein Leben lang mit ihren Problemen zu dir kommen würden. Aber du machst dir wenigstens wirklich Gedanken um andere, auch wenn du dich nicht an ihr Gesicht erinnerst. Deswegen bist du ein besserer Mensch als ich und dein Bruder. Ich bin stolz darauf, und ich liebe dich dafür. Und jetzt brauche ich dich an meiner Seite.
    Oh Mann, Papa.
    Die Augen seines Vaters sind gerötet.
    Es geht um Beta.
    Was ist mit Beta?
    Er deutet mit dem Kopf zur Tür und stößt einen fast unhörbaren Laut aus. Die Hündin erhebt sich und läuft ohne zu zögern nach draußen.
    Du weißt, wie sehr ich diese Hündin liebe. Wir sind uns wirklich sehr nahe.
    Das kann ich nicht.
    Warum nicht?
    Ich kann mich nicht um sie kümmern. Und außerdem … Scheiße, ich kann das nicht glauben. Es tut mir leid. Ich muss jetzt gehen.
    Du sollst dich nicht um sie kümmern. Ich will, dass du sie zu Rolf bringst, nach Belém Novo. Nachdem ich … getan habe, was ich tun muss. Sag ihm, er soll ihr eine Spritze geben. Ich hab mich informiert, sie wird nicht
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