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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition)
Autoren: Anke Greifeneder
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sie meine Identität lüftet.«
    Sieh mal an. Ulli Becker, die Seriöse. Das waren ja zwielichtige Spielchen.
    »Heißt das, Annabelle war beauftragt, mit dir rumzumachen?«
    Justus grinste. »Nee, also so übel bin ich dann doch nicht, dass man Annabelle zwingen müsste. Aber lass uns nicht mehr über Annabelle sprechen. Auch wenn das Ganze eingefädelt war, so habe ich mich nicht mit Ruhm bekleckert. Es gehören immer zwei dazu, und ich möchte meine Verantwortung nicht auf Annabelle abwälzen. Das wäre unfair. Ulli Becker wusste auf alle Fälle, dass sich Annabelle die Chance, mich zu trösten, nicht entgehen lassen würde.«
    Das musste ich erst mal alles setzen lassen.
    »Weißt du, was ich nicht versteh, Justus? Ich habe mir den Kopf zerbrochen, warum Ulli Becker auf Teufel komm raus versucht hat, den Film und euch in die Schlagzeilen zu bringen, ich dachte erst, dass der Film vielleicht so schlecht ist, dass der die Promotion braucht. Doch dann habe ich ihn zufällig in ’ner Sneak Preview gesehen und muss sagen, dass der Film gut ist. Der bräuchte das Tamtam gar nicht.«
    Wir gingen ein Stück weiter. Es war so still, so friedlich und kaum Menschen unterwegs.
    »Da hast du gut aufgepasst, Charlotte. Aber was wäre, wenn Ulli und ihr lieber Mann Uli kurz vor einer Scheidung stehen würden und sie finanziell alles rausholen wollte, was möglich war? Was wäre, wenn die beiden eine Zugewinngemeinschaft wären und sie für alles 50 Prozent bekommt? Wäre es da nicht ein Anreiz, den Film in aller Munde sein zu lassen, vor allem, wenn man hehre Pläne hat, selbst als Produzentin einzusteigen, da man ja sozusagen die Schauspielerschäfchen eh schon betreut? Würde das nicht Sinn ergeben?«
    Ich stand mit offenem Mund da.
    »Sag nicht, dass das so ist!«
    »Und ob!«
    Ha! Ulli und Uli, das Dreamteam. Hatte ich doch gleich gesagt, dass das nicht passt. Du, Ulli, ich find dich doof. Ich dich auch, Uli. Nomen est omen . Die Scheidung stellte ich mir lustig vor. Ich vertrete Uli Becker. Und ich vertrete Ulli Becker. Wir entscheiden heute im Fall der Eheleute Ulli und Uli Becker. War bestimmt der Knaller in deutschen Gerichtssälen. Gekicher hinter vorgehaltener Hand am Richtertisch. Ich hab heute den U-und-U-Fall, du weißt schon, Ulli gegen Uli Becker!
    Allein die Kennenlernphase der beiden musste ein echter Spaß gewesen sein.
    Du, Ulli, da hat ein Uli für dich angerufen. Oder der erste Liebesbrief. Liebe Ulli, ich liebe dich. Dein Uli. Ach, ich hätte noch tausend Situationen kreieren können, zum Beispiel bei der Hochzeit. Nimmst du, Ulli, diesen Mann, und nimmst du, Uli, diese Frau, äh ja – was denn jetzt, wer denn jetzt? Hiermit erkläre ich euch zu Uli und Ulli.
    »Worüber denkst du nach?«
    »Och, nichts Besonderes.«
    Justus sah mich lange an, und da war es wieder, dieses Kribbeln.
    »Sag, Charlotte. Kannst du dir vorstellen, dass wir es noch einmal versuchen, diesmal mit offenen Karten?«
    Ich zögerte kurz, nicht, weil ich nicht wollte – wenn es nach meinem Herzen gegangen wäre, hinge ich schon in diesem Moment an seinem Hals – nein, ich wollte die Bedingungen klarmachen.
    »Also, falls wir es noch mal versuchen würden, müsste sich einiges ändern. Ich habe lange nachgedacht, und irgendwie war bisher alles unglaublich aufregend, aber auch so surreal. Ich meine, du hast mich noch nie erlebt, wenn ich schlecht drauf bin oder krank im Bett liege, beschissen aussehe und richtig garstig bin. Wir haben noch nicht einmal ansatzweise einen Alltag zusammen erlebt. Ich meine, diese Aktionen, auf ’ne einsame Insel abzuhauen, mir nach Paris nachzufliegen, auf glamourösen Events zu sein – das ist superromantisch und genau das, was ich auch will, aber eben im richtigen Maß. Das ist wieder das Schokoladensyndrom: Jeden Tag schmeckt sie auch nicht. Ich möchte einfach, dass wir ein normales Paar sind, das sicher Dinge erlebt, die andere nicht so erleben können, die aber auch kein Drehbuch spielen oder ihre Masken auflassen, anstatt mit einer gewissen Bodenhaftung ihr Leben zu teilen. Verstehst du das? Keine Show mehr!« Unsicher schaute ich Justus an. Verstand er, was ich wollte?
    »Charlotte. Du sprichst mir aus der Seele. Weißt du, wie lange ich nach einem Menschen suche, bei dem ich mich endlich fallen lassen kann, ohne meine Vergangenheit erklären oder den tollen Justus Staufen markieren zu müssen. Bei dir habe ich gleich gespürt, dass du tatsächlich mich willst, und ich sage dir, mich haben zu
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