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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
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nach ihrer Hand gegriffen hätte.
    Mit dem Rücken zu ihm blieb sie stehen. »Ich muss mich wirklich …«
    »Das Feuer in Idaho.«
    Sie schloss die Augen angesichts der spürbaren Angst in seiner Stimme. Sie wusste, sie begriff, was es ihn kostete, darüber zu reden, aber verdammt noch mal, sie konnte es
nicht ändern, sie wünschte sich auch, dass die Dinge anders gelaufen wären.
    »Du hast mich danach gefragt, und ich habe dich ausgeschlossen. Ich habe dich ausgeschlossen, obgleich ich von dir das Gegenteil verlangt habe …«
    »Spielt keine Rolle …«
    »Doch«, sagte er grimmig. »Sogar eine große. Ich möchte dir davon erzählen. Ich möchte, dass du alles erfährst. Bitte … lass es mich dir erzählen.«
    »Warum?« Sie zwang sich, ihn anzusehen »Warum jetzt?«
    »Weil ich es erzählen muss.«
    Alles in ihr wurde weich, und sie seufzte, ergriff seine Hand.
    »Ich war nicht der Leiter der Gruppe, die umgekommen ist.« Er starrte auf ihre Hände. »Ich hätte es sein sollen, ich wollte es sein, aber es herrschte das reine Planungschaos, und manchmal, besonders bei der Feuerwehr, ist es sinnlos, sich mit Vorgesetzten zu streiten.«
    »Ich weiß, dass das, was passiert ist, nicht deine Schuld war.«
    »Ja.« Er rieb sich die Augen. »Wir waren seit drei Wochen dort. Irgendwo im Nirgendwo, mit Zelten und Armeeverpflegung. Wir waren erschöpft. Jenseits von Erschöpfung.«
    »Klingt wie ein Albtraum.«
    »Es war einer. Ich leitete eine Mannschaft auf der gegenüberliegenden Seite einer Brandschneise von Greg und den anderen. Meine Instinkte sagten mir, dass das Wetter sich ändern würde, was mein Navigationsgerät bestätigte, aber als ich dies dem Hauptquartier per Funk mitteilte, wiesen sie uns an, die Stellung zu halten. Sie... befahlen es.«

    Sie konnte sich nicht vorstellen, was er durchgemacht hatte. »Warum?«
    »Weil wir schon zu lange draußen waren. Allen Berichten zufolge standen wir kurz davor, das Feuer einzuschlie ßen, und das Hauptquartier stand unter Druck von Seiten der Regierung.« Er atmete tief durch. »Also folgte ich dem Befehl mit blindem Gehorsam wie ein Soldat, trotz meiner heftig protestierenden Instinkte. Die Kaltfront kam auf uns zu, die Winde fegten durch die Canyons, und es gab kein Entkommen für uns.«
    Es tat Lyndie schrecklich weh, mit ansehen zu müssen, wie er litt. »Du hättest nichts anderes tun können. Nicht unter dem Druck, unter dem ihr standet.«
    »Wenn der Terminplan nicht geändert worden wäre, wenn der Wetterbericht über die Kaltfront alle bis zum letzten Mann an der Front erreicht hätte, wenn ich auf mein Gefühl gehört hätte, wenn wir alle nicht so erschöpft gewesen wären. Er hob eine Schulter. »Sehr viele Wenns, aber ich bin es leid, darüber nachzudenken, davon zu träumen. Fehler sind gemacht worden, Menschen sind gestorben. Es war … eine Tragödie, eine schreckliche Tragödie. Aber ich lerne, damit zu leben. Lerne offenbar sogar, darüber zu reden.« Er lächelte sie so traurig an wie nie zuvor. »Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    »He! Hier sind wir …« Brody, der neben Tom und dem wartenden Jeep stand, winkte ihnen zu, herüberzukommen. Die Spannung in der kleinen Gruppe war spürbar, sein Hilferuf unüberhörbar.
    Lyndie sah Griffin an. »Er braucht dich.«
    »Ja.« Er sah so hin- und hergerissen aus, dass Lyndie beschloss, es ihm leicht zu machen. Sie ging zum Jeep.
    Und es ging ihr prima. Es ging ihr prima damit, dass
Griffin sich wegen etwas gequält hatte, was nicht seine Schuld war. Es ging ihr prima damit, dass sie ihn nach dieser Reise nie wieder sehen würde. Es ging ihr rundherum prima, und sie setzte ein kühles, ausgeglichenes Lächeln auf, um es zu beweisen.
    Aber in ihrem Inneren begann sie zu trauern.
    Tom hatte Nina gepackt und sie in die Arme gezogen. Als er sie endlich losließ, drehte er sich um und nickte Griffin zu, der sich neben seinen Bruder gestellt hatte. Tom lächelte auch Lyndie sehr freundlich an, und ihr eigenes frostiges Lächeln erwärmte sich für einen Moment. »Danke, dass du sie mir zurückgebracht hast«, sagte er.
    »Genau genommen wusste ich nicht einmal, dass ich das tun würde.« Sie legte Brody die Hand auf die Schulter. »Brody hat das alles arrangiert; den Flug, die Lieferungen, alles, also solltest du ihm danken.«
    Tom sah Brody an. »Oh, zu ihm komme ich noch.«
    Brody straffte sich noch etwas mehr und lächelte schwach.
    »Papa«, warnte Nina. »Nicht...«
    Tom brachte seine Tochter mit
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