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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht
Autoren: Dale Brown
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betrachtete die zwischen tropischem Grün aufragende Skyline von Manila und fuhr fort: »Vielleicht hat unser Land diese leidvolle Erfahrung gebraucht, José. Es wird immer Verfechter der Überzeugung geben, Revolution und bewaffneter Kampf könnten mehr bewirken als Demokratie. Aber ich glaube, daß unser Volk gesehen hat, wohin die Abschaffung der Demokratie führt – zu einer zügellosen Gewaltherrschaft, die für viele Tod und Vernichtung bedeutet.«
    Das Lächeln blieb auf Mikasos Gesicht, als er hinzufügte:»Vor nicht allzu langer Zeit sind Sie selbst noch für den bewaffneten Kampf eingetreten, General, und ich glaube sogar, daß Ihnen die Unterstützung der Chinesen sicher gewesen wäre, wenn Sie sich zum Putsch entschlossen hätten.
    Könnte es etwa sein, daß José Trujillo Samar, der gefürchtete Dschungelkämpfer, doch an demokratische Werte glaubt?«
    Samar zuckte die Schultern. Trotz der fehlenden Wimpern und Augenbrauen war sein Gesicht finster und verschlossen.»Die Zeiten ändern sich, die Politik ändert sich, Politiker ändern sich … aber ich nicht.«
    »Gut, warten wir’s ab«, meinte Mikaso gelassen. Er nickte dem chinesischen und den beiden amerikanischen Offizieren zu. »Sind Sie dafür, alle ausländischen Truppen des Landes zu verweisen, José?«
    »Wir haben einen Fehler gemacht, denke ich, weil wir manche ausgeschlossen, aber andere eingeladen haben«, antwortete Samar, »Unser Land ist zu arm, als daß wir ohne Kontakte mit der übrigen Welt überleben könnten – vielleicht sollten wir versuchen, unsere Häfen allen ausländischen Kriegsschiffen zu öffnen. Warum sollen neben den Amerikanern nicht auch die Chinesen, die Vietnamesen oder die Russen Liegerechte in unseren Häfen erhalten ?
    Korrumpiert irgendein Gesellschaftssystem mehr oder weniger als andere?«.
    »Ein interessanter Vorschlag«, sagte Mikaso. »Sehr interessant … «
    »Ich weiß, ich weiß – von mir hätten Sie den nicht erwartet«, wehrte Samar ab. »Ich bin bloß ein kleiner unbedarfter Soldat, der sich als Politiker ausgeben muß.«
    »Sehen Sie sich selbst in dieser Rolle?«
    »Könnte ich bestimmen, was andere von mir denken sollen, sähe meine Rolle anders aus«, stellte Samar fest. Dann folgte eine lange, unbehagliche Pause, bevor er fragte: »Was haben Sie mit Teguina vor? Wollen Sie ihn mit aller Gewalt an den Galgen bringen?«
    »Eine gute Frage, José. Was würden Sie tun?«
    Der General zuckte mit den Schultern. »Ich habe in letzter Zeit mehr als genug Tote gesehen«, sagte er ausweichend.
    »Außerdem glaube ich nicht, daß Teguina letztlich Erfolg gehabt hätte – er ist zu egoistisch und raffgierig, um eine Revolution anzuführen … «
    »Wären Sie der Mann dafür?«
    Samar warf Mikaso einen irritierten Blick zu. »Sie reden wie irgendein Amateurpsychiater, Mr. President, und beantworten Fragen mit Gegenfragen.« Ohne auf Mikasos Anspielung einzugehen, fuhr er fort: »Ich finde nicht, daß blanker Schwachsinn den Galgen verdient. Das Zuchthaus Puerta Princesa wäre ein geeigneter Ort, an dem er den Rest seines Lebens verbringen könnte.«
    »Sehr gut!« stimmte Mikaso zu. Er holte tief Luft, atmete langsam aus und sagte dann: »Ich habe beschlossen, morgen im Parlament meinen Rücktritt zu erklären – aber erst nachdem ich Sie für den Rest meiner Amtszeit zu meinem Nachfolger ernannt habe. Was halten Sie davon, José?«
    Wegen der fehlenden Augenbrauen war schwer zu beurteilen, ob Samar auf diese Ankündigung auch nur halbwegs überrascht reagierte. Er nickte Mikaso charakteristisch gelassen zu und sagte mit der Andeutung eines Lächelns: »Eine kluge Entscheidung, Mr. President.«
Rosengarten des Weißen Hauses
Mittwoch, 2. November 1994,10.07 Uhr
    »Ich bitte um Aufmerksamkeit!« begann Oberst Michael Krieg, General Richard »Rat« Stones Adjutant. »Ich verlese den Text der Urkunde, mit der Patrick S. McLanahan das Distinguished Flying Cross der Luftwaffe verliehen wird.«
    General Stone stand im Rosengarten des Weißen Hauses vor McLanahan. Nur wenige Schritte von den beiden entfernt standen der Präsident der Vereinigten Staaten, der Vizepräsident, das halbe Kabinett, wichtige Senatoren und Abgeordnete sowie hohe Militärs. Vor der Treppe des Weißen Hauses waren zwölf Offiziere und Unteroffiziere angetreten –
    eine B-52-Besatzung von der Fairchild AFB im Bundesstaat Washington, eine B-1-Besatzung von der Dyess AFB in Texas und Cobb und McLanahan – , die dafür ausgewählt worden
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