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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht
Autoren: Dale Brown
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angehalten. Ziel jetzt in Reichweite. Ausführungsbefehl, Genosse Admiral?«
    »Der Ausführungsbefehl lautet … Drachenschwert, Drachenschwert«, antwortete Yin.
    »Verstanden, Genosse Admiral. Code verifiziert.«
    Gleichzeitig hallte die letzte Sechzig-Sekunden-Warnung durch alle Decks …
    Und dann war ein anderes Geräusch zu hören, das aber kein Warnsignal, sondern ein heulendes Kreischen war, das sich zu fast schmerzhafter Lautstärke steigerte. Als dieser Ton gerade körperlich unerträglich zu werden drohte, wurde die Hong Lung von einer spektakulären Detonation erschüttert, die im ganzen Schiff die Lichter ausgehen ließ, so daß nur noch die Notbeleuchtung brannte, und die meisten der Stabsoffiziere im Lageraum aufs Deck warf.
    Jon Masters hatte den zweiten NIRTSat in fast fünfzigtausend Kilometern Entfernung aus der Umlaufbahn geholt. Nachdem der Aufklärungssatellit seine empfindlichen Sensoren und Radarantennen ins schützende Gehäuse eingefahren hatte, wurde er von leistungsfähigen Steuertriebwerken genau im richtigen Augenblick abgebremst.
    Sowie der NIRTSat seine Umlaufgeschwindigkeit von siebenundzwanzigtausend Stundenkilometern unterschritt, verringerte sich die Bahnhöhe. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre richteten seine Steuertriebwerke den Hitzeschild nach vorn aus, so daß die Keramikkacheln zum Teil abschmolzen, während der NIRTSat wie ein Meteorit durch die Atmosphäre raste.
    Aber im Gegensatz zu einem Meteoriten blieb der NIRT-Sat weiter von Guam aus steuerbar. Sobald er genügend abgebremst war, aktivierte Masters wieder seine Sensorsysteme. Der Satellit befand sich weiterhin auf seinem genau über die Célebes-See und den Golf von Davao hinwegführenden Kurs. Masters brauchte nur noch dafür zu sorgen, daß der NIRTSat mit Radar und IR-Scanner den aus fünf Einheiten bestehenden Schiffsverband erfaßte. Als die Entfernung dann abnahm, identifizierte er den großen Zerstörer und steuerte seinen Satelliten direkt aufs Achterdeck der Hong Long.
    Der NIRTSat trug natürlich keinen Gefechtskopf – aber bei über Mach fünf besaß der hundertachtzig Kilogramm schwere und mit Titan armierte Satellit die Zerstörungskraft eines großen Torpedos. Beim Einschlag wurde das ganze Heck der Hong Lung unter Wasser gedrückt, bevor der Satellit die Decks über dem Maschinenraum durchschlug und einen der beiden Turbinensatze drei Meter rief durch den Schiffskiel trieb. Der Maschinenraum begann vollzulaufen, und der Zerstörer, der mit dem Heck im Wasser lag, hatte bereits schwere Schlagseite, bevor genügend Schotten geschlossen werden konnten, um den Schaden zu begrenzen …
    … und die wichtigste Folge war, daß durch den Stromausfall nach dem Einschlag der Start der Fei Lung-9 automatisch abgebrochen worden war.
    Yins letzter Versuch, sich zu rächen und doch noch zu siegen, war gescheitert.
    Kapitän Sun trat auf Admiral Yin zu, verbeugte sich tief und sagte: »Genosse Admiral, der Wassereinbruch ist kaum noch beherrschbar. Die Fregatte Jinjiang liegt längsseits. Wollen Sie nicht auf die Fregatte umsteigen, Genosse Admiral ?«
    Er bekam keine Antwort.
    Admiral Yin starrte blicklos vor sich hin. In seinem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander aus Erinnerungen, gegenwärtigen Überlegungen und Zukunftsängsten. Bei der Rückkehr in die Heimat, wo er sich vor dem Oberkommando würde verantworten müssen, stand ihm eine Katastrophe bevor. Er würde vor den Augen der ganzen Welt die Ehre verlieren. Die Kriegsgerichtsverhandlung und seine Hinrichtung würden brutal und öffentlich sein. Er würde bis zum Letzten gedemütigt werden.
    Yin sah zu Kapitän Sun auf und stellte fest, daß sein Betragen sich geändert hatte: Sun war nicht mehr ganz aufmerksamer Stabsoffizier, sondern schien jetzt in die Rolle eines Sekundanten geschlüpft zu sein, der darauf achtete, daß Yin seine Verpflichtung erkannte – und auch einlöste.
    Seine Verpflichtung … seine Truppen zum Sieg zu führen oder zu sterben.
    Sun wußte recht gut, welche Demütigungen den Admiral bei seiner Heimkehr erwarteten, und erinnerte ihn wortlos daran, daß er sich ihnen nicht auszusetzen brauche.
    Achtungsvoll schweigend, aber auch mit Respekt und gewisser Bewunderung sahen Kapitän Sun und die übrigen Stabsoffiziere zu, wie Admiral Yin Po L’un an seinen Privataltar in einer Ecke des Raums trat, davor niederkniete, die Pistolentasche an seinem Koppel öffnete, eine 7,62-mm-Pistole Typ 54 herauszog, die Mündung an seine
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