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Flug durch die Sonne

Flug durch die Sonne

Titel: Flug durch die Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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hatten gemeinsam die Schule besucht, gleichzeitig ihre Abschlußprüfung abgelegt und waren dann gemeinsam in den Rat der Wissenschaften eingetreten.
    Und dann war Lawrence Starr befördert worden und hatte eine Dienstreise zur Venus machen müssen. Er, seine Frau und sein vierjähriger Sohn waren unterwegs zum zweiten Planeten, als das Piratenschiff angriff.
    Viele Jahre lang hatte Lucky sich immer wieder ausgemalt, was in jener letzten Stunde auf dem sterbenden Schiff vorgefallen sein mußte. Zuerst hatten die Piraten zweifellos die Hauptdüse am Heck zerschossen und anschließend die Luftschleusen aufgesprengt, um das manövrierunfähige Passagierschiff zu entern. Mannschaft und Passagiere mußten sich hastig die Raumanzüge übergestreift haben, um beim Aufbrechen der Schleusen nicht zu ersticken. Die Mannschaft war zweifellos bewaffnet gewesen. Die Passagiere hatten sich in den inneren Räumen zusammengedrängt. Frauen weinten. Kinder schrien.
    Sein Vater war keiner von denen gewesen, die sich verborgen hatten. Sein Vater war ein Mitglied des Rates. Er war bewaffnet gewesen und hatte sich unter den Kämpfenden befunden. Davon war Lucky überzeugt. Da gab es eine Erinnerung, einen kurzen Augenblick, der sich unlöschbar in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Sein Vater, ein hochgewachsener, starker Mann, stand mit hocherhobenem Strahler da, als die Tür der Steuerzentrale gesprengt wurde. Seine Mutter, das Gesicht feucht und von Ruß verschmiert, aber deutlich durch die Gesichtsplatte des Raumanzuges zu sehen, schob ihn in ein kleines Rettungsboot.
    »Weine nicht, David, es wird alles gut werden.«
    Das waren die einzigen Worte seiner Mutter, an die er sich erinnern konnte. Dann Donner hinter ihm, und er war gegen eine Wand gepreßt worden.
    Zwei Tage später fanden sie ihn in dem Rettungsboot, von den Signalen seines automatischen Radiosenders auf seine Spur gelenkt.
    Die Regierung hatte unmittelbar darauf einen Feldzug gegen die Asteroidenpiraten unternommen, und der Rat der Wissenschaften hatte die Aktion mit ganzer Kraft unterstützt. Bald mußten die Piraten am eigenen Leibe erfahren, daß es höchst unklug war, einen Angehörigen des Senats der Wissenschaften anzugreifen und zu töten. Was an Schlupfwinkeln in den Asteroiden aufgefunden wurde, fiel schnell angebrachten Sprengladungen zum Opfer, und beinahe zwanzig Jahre lang schien die Piratengefahr gebannt.
    Aber Lucky fragte sich dennoch oft, ob es ihnen je gelungen war, jenes spezielle Piratenschiff ausfindig zu machen, dessen Besatzung seine Eltern getötet hatte. Er würde es nie erfahren.
    Und jetzt war die Gefahr in weniger spektakulärer, dafür aber viel gefährlicherer Weise neu erstanden. Diesmal schien es sich nicht um vereinzelte Überfälle zu handeln, vielmehr machte das Ganze den Anschein eines organisierten Angriffs auf die Wirtschaft der Erde. Lucky war überzeugt, daß dahinter ein planender Geist, eine zusammenhängende Strategie steckte. Und diesen planenden Geist würde er finden müssen.
     
    Lucky blickte wieder auf das Ergometer. Die Aufzeichnungen waren jetzt deutlich und ausgeprägt. Das fremde Raumschiff war ihm jetzt nahe genug gerückt, um nach den ungeschriebenen Gesetzen der Raumfahrt ein Erkennungssignal zu fordern. Was das betraf, übrigens auch auf eine Distanz, auf die normalerweise ein Pirat bereits mit den Feindseligkeiten begann.
    Der Boden zitterte unter Luckys Füßen. Aber das war nicht der Einschlag eines Geschosses vom anderen Schiff, sondern vielmehr der Rückstoß eines abfliegenden Rettungsboots. Die Energieschwingungen des Fremden waren stark genug gewesen, um ihre Automatik auszulösen.
    Wieder ein Stoß. Und noch einer. Insgesamt fünf.
    Er sah sich das näher rückende Schiff genau an. Oft schossen Piraten derartige Rettungsboote ab. Diesmal freilich kümmerte sich das Schiff überhaupt nicht um die Rettungsboote. Es rückte noch näher, und dann zuckten seine Magnetklammern hinaus, hefteten sich an den Rumpf der Atlas, und plötzlich waren die beiden Schiffe miteinander verbunden.
    Lucky wartete.
    Er hörte, wie die Luftschleuse sich öffnete und dann wieder schloß. Er hörte das Klirren von Schritten und das schnappende Geräusch, das entsteht, wenn man einen Raumhelm absetzt. Dann waren Stimmen zu hören.
    Er regte sich nicht von der Stelle.
    Eine Gestalt tauchte unter der Tür auf. Der Mann hatte Helm und Handschuhe abgelegt, war aber im übrigen noch mit einem eisverkrusteten Raumanzug bekleidet. Das
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