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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039
Autoren: Chuck Palahniuk
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muss es schließlich tun«, sagt sie. »Schicksal.«
    Wir zerren beide an der Urne.
    Passagiere mit Sitzplätze in Reihe eins bis neun, bitte gehen Sie jetzt an Bord.
    Ich sage: Keiner muss hier sterben.
    Letzter Aufruf für die Passagiere von Flug 2039.
    »Das Flugzeug muss in Australien abstürzen«, sagt Fertility. »Ich irre mich nie.«
    »Keine Bewegung!«, brüllt einer der Sicherheitsleute.
    Wir wiederholen: Letzter Aufruf für die Passagiere von Flug 2039 nach Sydney.
    Als Sicherheitsleute uns schließlich umstellt haben, geht die Urne schließlich auf. Die sterbliche Überreste von Trevor Hollis fliegen überall umher. Asche zu Asche. Allen in die Augen. Staub zu Staub. In die Lungen. Trevors Asche umhüllt uns wie eine Wolke. Adams Pistole fällt zu Boden.
    Noch vor Fertility, noch vor den Sicherheitsleuten, noch bevor das Flugzeug abgelegt hat, packe ich die Pistole. Ich packe Fertility. Okay, okay, okay, okay, wir machen das, wie sie es geplant hat, sage ich und halte ihr die Pistole an den Kopf.
    Rückwärts schiebe ich mich mit ihr zum Gate.
    Ich schreie: Keiner bewegt sich.
    Ich bleibe stehen, lasse die Frau an der Sperre Fertilitys Ticket abreißen und zeige mit dem Kinn auf die offene Urne und Trevors überall verstreute Reste.
    Könnte das vielleicht jemand aufsammeln und dieser Frau hier geben?, sage ich. Das ist ihr Bruder.
    Umringt von Sicherheitsleuten, die mir ihre Pistolen auf die Stirn gerichtet haben, schaufelt ein Schalterbeamter Trevors Asche, so gut es geht, in die Urne zurück und gibt sie dann Fertility.
    »Danke«, sagt Fertility. »Das ist mir alles ziemlich peinlich.«
    Wir gehen jetzt ins Flugzeug, sage ich, und dann fliegen wir los.
    Rückwärts gehe ich mit ihr den Gang zum Flugzeug hinunter und frage mich währenddessen, wer an Bord denn nun wirklich der verrückte Entführer sein wird.
    Als ich das Fertility frage, lacht sie.
    Als ich frage, warum sie lacht, sagt sie: »Das ist einfach zu komisch. Du wirst schon früh genug dahinter kommen, wer der Entführer ist.«
    Ich sage: Sag es mir.
    Im Flugzeug haben sich die Passagiere alle in die hintere Hälfte verzogen. Sie sitzen mit gesenktem Kopf da und schluchzen. Auf dem Gang vor dem Cockpit liegt ein Haufen aus Brieftaschen, Armbanduhren, Laptops, Handys, Diktiergeräten, CD-Spielern und Eheringen.
    Die Leute sind gut gedrillt.
    Als ob das irgendetwas mit ihnen zu tun hätte.
    Als ob es hier irgendwie um Geld ginge.
    Ich sage der Crew, dass sie die Türen schließen soll. Immerhin bin ich oft genug geflogen und weiß deshalb, was jetzt alles kommt. Ich sage: Bereiten Sie alles vor zum Start.
    Unmittelbar vor uns sitzt ein fetter pakistanischer Typ in blauem Anzug. Zwei weiße Collegetypen. Ein chinesischer Typ.
    Ich frage Fertility: Wer? Wer ist denn nun der Entführer?
    Sie kniet neben dem Haufen der Opfergaben und wühlt darin herum, steckt sich eine hübsche Damenarmbanduhr und eine Perlenkette ein und sagt: »Das musst du schon selbst rauskriegen, Sherlock.«
    »Ich bin bloß eine unschuldige Geisel«, sagt sie und schlingt sich ein mit Diamanten besetztes Tenniskettchen ums Handgelenk.
    Ich schreie: Herhören! Bleiben Sie bitte ruhig, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass sich an Bord dieses Flugzeugs ein gefährlicher Terrorist befindet, der vorhat, es zum Absturz zu bringen.
    Jemand kreischt auf.
    Ich sage: Seien Sie bitte still.
    Ich sage: Bleiben Sie bitte alle unten, bis ich ermittelt habe, wer dieser Terrorist ist.
    Fertility nimmt einen Diamantring und steckt ihn sich an den Finger.
    Ich sage: Einer von Ihnen ist ein Flugentführer. Ich weiß nicht, wer, aber irgendjemand hier hat vor, dieses Flugzeug zum Absturz zu bringen.
    Fertility kichert vor sich hin.
    Ich habe das furchtbare Gefühl, einen Riesenwitz zu verpassen.
    Ich sage: Alles ganz ruhig bleiben.
    Ich sage dem Steward, er solle nach vorn gehen und mit dem Piloten reden. Ich will keinem hier wehtun, aber ich muss dieses Land unbedingt verlassen. Wir müssen hier weg und dann an irgendeinem sicheren Ort landen, irgendwo zwischen hier und Australien. Dort können die Leute dann alle aussteigen.
    Zu Fertility, die immer noch neben mir kichert, sage ich, auch sie müsse dann aussteigen.
    Wir werden diesen Flug zu Ende bringen, sage ich, aber nur ich und ein Pilot. Und sobald wir dann wieder in der Luft sind, sage ich, werde ich den Piloten mit dem Fallschirm abspringen lassen.
    Ich frage: Ist das klar?
    Und der Steward starrt in den Pistolenlauf und sagt:
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