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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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funkelten wild, dämonisch. Das Messer kam hoch, senkte sich, und wieder fuhr das kalte Brennen durch Joshua; diesmal riß ihm die Messerklinge die rechte Schulter auf, von vorn bis hinten ganz durch, und Bruno mußte wild an der Waffe zerren, ein paarmal, um sie wieder herauszubekommen. Joshua hob den linken Arm, um sich zu schützen. Die Klinge durchbohrte seinen Unterarm. Die Beine versagten ihm den Dienst. Er sackte zusammen, fiel gegen das Bett, glitt zu Boden, der von seinem eigenen Blut schon glitschig schien, und Bruno wandte sich von ihm ab, ging in den Korridor hinaus, verließ den Lichtschein der Taschenlampe, trat in die Finsternis. Joshua war plötzlich klar, daß er nicht einmal geschrien hatte; er mußte Tony warnen, versuchte, jetzt zu schreien, versuchte es wirklich, aber die erste Wunde schien sehr ernst zu sein, denn als er einen Laut von sich geben wollte, glühte der Schmerz in seiner Brust auf, und er brachte nur ein Zischen hervor, wie eine Gans.
    Ächzend setzte Tony seine ganze Kraft gegen den hartnäckigen Fensterriegel ein; plötzlich gab das rostige Metall nach – quiiiek – und flog auf. Er schob das Fenster hoch, und das Geräusch des Regens schwoll an. Wasser sprühte durch ein paar schmale Fugen in den Fensterläden herein und benetzte sein Gesicht. Der Riegel innen an den Läden schien ebenfalls festgerostet, aber Tony bekam ihn schließlich auf, schob die Läden weg, lehnte sich in den Regen hinaus und befestigte sie an ihren Knebeln, damit sie im Wind nicht gegen die Hauswand schlagen konnten. Er war dabei patschnaß geworden und fror, und es drängte ihn, weiterzusuchen, in der Hoffnung, dabei wieder warm zu werden.
    Nach einer weiteren Donnersalve, die von den Mayacamas ins Tal und über das Haus hinweg hallte, verließ Tony das Nähzimmer und lief in Bruno Fryes Messer.
     
    In der Küche öffnete Hilary die Läden und schaute auf die hintere Terrasse. Sie befestigte die Läden und hielt einen Augenblick lang inne, um auf das vom Regen niedergedrückte Gras und die vom Wind gepeitschten Bäume hinauszublicken. Am Ende der Rasenfläche, etwa zwanzig Meter entfernt, erkannte sie im Boden zwei Türflügel.
     
    Sie war so überrascht, diese Türflügel zu sehen, daß sie einen Augenblick lang an eine Einbildung glaubte. Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen durch den peitschenden Regen, aber die Türen lösten sich nicht einfach wie eine Fata Morgana auf, wie sie das erwartet hatte.
    Am Ende der Rasenfläche stieg das Gelände in einer letzten Stufe zu den senkrechten Felswänden an. Die Türen waren in den Hang eingelassen, umrahmt von einem Holzgerüst und mit Mörtel befestigten Steinen.
    Hilary wandte sich vom Fenster ab und eilte durch die schmutzige Küche, um Joshua und Tony schnell ihre Entdeckung zu zeigen.
     
    Tony wußte, wie man sich gegen einen Mann mit einem Messer verteidigt. Er war in Selbstverteidigung ausgebildet und schon einige Male in eine solche Lage geraten; aber diesmal überraschten ihn die Plötzlichkeit und der absolut unerwartete Angriff. Mit weit aufgerissenen Augen, das breite Gesicht zu einem widerwärtig starren Grinsen verzerrt, stieß Frye mit dem Messer nach Tonys Gesicht. Tony konnte sich noch halb zur Seite drehen; trotzdem fuhr die Klinge an seinem Kopf entlang, riß ihm die Kopfhaut auf, und das Blut quoll hervor. Der Schmerz tobte so heftig wie eine Säureverbrennung.
     
    Tony ließ die Lampe fallen; sie rollte davon, und die Schatten hüpften und schwankten.
    Frye war schnell, verdammt schnell. Er stieß erneut zu, als Tony in Abwehrstellung ging. Diesmal traf ihn das Messer voll, wenn auch in seltsamer Weise mit der Spitze voraus, über der linken Schulter durch Jacke und Pullover, durch Muskel und Knorpel, zwischen den Knochen hindurch und nahm diesem Arm auf der Stelle alle Kraft, zwang Tony in die Knie. Irgendwie fand Tony die Energie, seine rechte Faust vom Boden hochzuschwingen, in Fryes Hoden hinein. Der Hüne stöhnte auf und taumelte nach rückwärts, wobei er das Messer aus Tony herausriß.
    Ohne zu ahnen, was dort oben vor sich ging, rief Hilary vom unteren Treppenabsatz hinauf: »Tony! Joshua! Kommt herunter und seht, was ich gefunden habe.«
    Frye fuhr herum, als er Hilarys Stimme hörte. Er ging auf die Treppe zu und vergaß dabei anscheinend, daß er zwar einen verwundeten, aber lebenden Mann zurückließ. Tony stand auf, aber eine Explosion von Schmerz steckte seinen Arm in Flammen; er schwankte benommen. Der Magen
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