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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag
Autoren: Jeanine Krock
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Sache der dort lebenden Engel eintreten.
    Lucian schien glücklicherweise der gleichen Meinung zu sein. Seine Mahnung war nun bar jeglicher Leichtigkeit. »Nephthys, die Zeit der beiden läuft ab. Willst du nichts unternehmen?«
    Nephthys schien aus ihrer Erstarrung zu erwachen und ging langsam auf Arian zu.
    Zum ersten Mal seit vielen Tausend Jahren hätte ein aufmerksamer Beobachter ein Zögern, eine leichte Unsicherheit aus ihren Bewegungen lesen können.
    Nephthys hob die Hand, um sie an seine Wange zu legen.
    Er schrak zurück, als habe er einen Schlag ins Gesicht erwartet.
    In einer unglaublich hilflosen Geste ließ sie den Arm sinken. »Ich darf das nicht. Es wäre gegen alle Regeln!«
    »Es war auch gegen alle Regeln, dass sich Michael eingemischt hat. Die Gerechten waren so gut wie besiegt und Juna beinahe in Sicherheit.« Verärgert machte Lucian einen Schritt auf sie zu. »Hätte ich zu seinem Vater gehen und ihn um Hilfe bitten sollen? Dann, meine Liebe, wäre dein Plan nicht mehr aufgegangen.«
    Nephthys sah ihn kaum an, immer wieder glitt ihr Blick
zu Arian. Ihre Augen glitzerten, und Juna dachte schon, sie würde sich abwenden und ebenso lautlos verschwinden, wie sie gekommen war. Doch die geheimnisvolle Puppenspielerin, die hinter all den Ereignissen stand, die Juna und Arian in den letzten Monaten in Atem gehalten hatten, war auch jetzt für eine Überraschung gut. Sie hob die Hand und öffnete ein Fenster in die Vergangenheit. Bevor Juna hindurchsehen konnte, erwachte Arian endlich aus seiner Starre, zog sie an sich und hielt ihr die Augen zu.
    So blieb es Juna erspart, noch einmal die schrecklichen Sekunden zu erleben, bevor der Erzengel ihr das Leben genommen hatte. Jeden normalen Menschen hätte, da war sie ganz sicher, bereits bei seinem majestätisch-übersinnlichen Anblick der Schlag getroffen.
    »Michael, mein Freund. Du hast einen Fehler gemacht!« Nephthys machte aus ihrer Genugtuung kein Geheimnis, und Juna begriff überrascht, dass auch sie Gefühle hatte. Eine ziemlich emotionale Situation, wenn man bedenkt, dass keiner von euch ein Herz besitzen sollte.
    Nephthys hatte zweifellos gehört , was Juna dachte, dennoch lächelte sie ihr zu. »Komm!«
    Sie schaffte es nicht, sich ihr zu verweigern, folgte der Aufforderung erst zögerlich, dann aber freiwillig und voller Zuversicht.
    Nephthys legte beinahe freundschaftlich einen Arm um ihre Schulter, und Juna stellte kaum hörbar die Frage, die sie am meisten beschäftigte: »Wird Arian leben?«
    Nephthys nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie. Zuerst wollte sie sich gegen diese unerwünschte Intimität wehren, aber dann ließ Juna es geschehen und gab sich der Welle aus Emotionen hin, die sie überrollten, bis sie die
Kraft fand, obenauf mitzusurfen. Zu groß war ihre Hoffnung, dieser Engel, der ihrer aller Schicksal in seinen zarten Händen zu halten schien, könnte sie wieder zum Leben erwecken. Sie spürte eine Hand auf ihrer Stirn und gleich darauf einen stechenden Schmerz in der Brust.
    Hab keine Angst!
    Und plötzlich begann ihr Herz wieder zu schlagen, und Juna wusste: Es war nicht beschädigt. Das Blut rauschte durch ihre Adern, ein Brausen erhob sich in ihren Ohren, und sie wurde von einer unerwarteten Leichtigkeit erfasst. Rachiel lächelte mild, Arian streckte die Hand nach ihr aus, und das Letzte, was sie sah, war Lucians aufmunterndes Zwinkern. Nein, halt … Arians liebevoller Blick begleitete sie sicher in ein körperloses Nichts.
     
    Unruhig wälzte sie sich im Bett hin und her. Wenn Juna schlecht schlief, legte sie sich am liebsten auf den Rücken, faltete die Hände über dem Bauch und versuchte, die Aufgaben des kommenden Tages zu ordnen. Eine großartigere Methode, um einzuschlafen, gab es gar nicht. Regelmäßig erstellte sie ein erstklassiges Pflichtenheft für den nächsten Tag … das am folgenden Morgen vergessen war.
    Dieses Mal gelang ihr nicht einmal das. Sobald sie versuchte, sich auf den Rücken zu drehen, war irgendetwas im Wege. Vermutlich hätte sie die Betten sorgfältiger beziehen sollen, oder sie lag wieder einmal auf einer Nachthemdwurst. Als sie Arian das Phänomen der zu einem Knäuel werdenden Nachtbekleidung zu erklären versucht hatte, musste er so sehr lachen, dass sich einige seiner Federn aus den Schwingen gelöst hatten und zu Boden geschwebt waren. »Warum trägst du diese Nachthemden überhaupt? Wenn
du frierst … da weiß ich eine zuverlässige Methode, dem vorzubeugen.«
    Juna war
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