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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit
Autoren: Angela Planert
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braun-weiße
Vogelfedern. Solche Traumfänger hatte sie schon einmal in einem
Esoterikladen im Schaufenster hängen sehen.
    »Oh, danke!« Guido
glaubte an derartigen Hokuspokus. Das kitschige Ding war reine
Geldverschwendung, aber das musste sie ihm ja nicht auf die Nase
binden. »Hat das Geschenk einen besonderen Grund?«
    »Weißt du«, Guido
fuhr sich mit der Hand durchs Haar, »die Wände hier sind verdammt
dünn.«
    »Ja und?«
    »Ich höre dich
nachts öfter aufschreien.«
    »Ich schlafe in
letzter Zeit nicht sonderlich gut.« Liana spürte, wie ihr die Röte
ins Gesicht stieg. Oft wurde sie tatsächlich von ihrem eigenen
Schreien wach. Vermutlich war ihr Nachbar nicht der Einzige, der das
mitbekam. »Anscheinend hast du recht. Ich arbeite zu viel.«
    Er deutete auf den
Traumfänger. »Du musst ihn zwischen Bett und Fenster aufhängen.«
    »Aha.« Sie musste
sich Mühe geben, nicht loszulachen.
    »Das funktioniert
wirklich!« Guido streckte seine Schultern. »Das ist ein echter
indianischer Traumfänger. Nur die guten Wünsche und Gedanken
bleiben in ihm hängen. Die Schlechten verschwinden durch das Loch in
der Mitte.«
    »Ja, ja, wenn du
das sagst.« Liana nickte und legte das Geschenk beiseite. Sie lehnte
sich mit ihrer Tasse Tee zurück. »Danke.«
    »Ehrlich, Liana.
Ich habe auch einen Traumfänger. Seitdem schlafe ich viel ruhiger.«
Einen Augenblick lang schaute Liana Guido in die geröteten Augen,
doch er wich ihr nicht aus. Sie sollte einfach das Thema wechseln.
»Deine Augen sehen aber auch nicht viel ausgeruhter aus. Das kommt
wohl daher, wenn man die ganze Zeit vor dem Computer abhängt, statt
zu schlafen.« Dieses Ablenkmanöver fühlte sich nach einem kleinen
Triumph an.
    »Ich eh...« Er zog
die Stirn in Falten, als sei ihm gerade etwas aufgefallen.
»Raffiniert abgelenkt. Aber hör zu, das muss dir nicht peinlich
sein. Alpträume haben wir doch alle mal. Glaub mir, mit dem
Traumfänger wirst du bald besser schlafen.« Er klang von seinen
Worten überzeugt. Zum Schein wollte sie darauf eingehen.
    »In Ordnung, ich
werde ihn aufhängen.«
    »Ach, ich kenn dich
doch. Du brauchst immer handfeste Beweise, sonst bist du von nichts
und niemandem zu überzeugen. Aber eines Tages wirst auch du
erfahren, dass man nicht alles wissenschaftlich darlegen kann. Auch
du wirst begreifen müssen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde
gibt, die sich mit dem Verstand nicht erklären lassen.«
    Sie senkte ihren
Blick und hoffte, seine Predigt bald überstanden zu haben. Es gelang
ihr dann doch noch das Thema zu wechseln, danach wurde es dann ein
gemütlicher Nachmittag.
    Später betrachtete
sie sich im Spiegel. Guido hatte recht. Sie sah furchtbar aus. Dunkle
Augenränder entstellten ihr hübsches Gesicht. Ihre Haut schimmerte
gräulich. Sie sollte jetzt schlafen gehen.

    Liana zitterte, ihr
war entsetzlich kalt. Sie blinzelte. Das grelle Licht schmerzte,
deshalb wollte sie den Kopf zur Seite drehen. Aber irgendetwas hielt
sie an Stirn und Kinn fest. Sie musste die Augen geschlossen halten.
Wo war sie? Auch Hände und Füße, ja sogar über ihrer Brust und
ihrem Becken fühlte sie beengte Riemen. Sie lag auf einer harten und
kalten Unterlage, und sie war nackt. Lag sie etwa auf einem
Operationstisch? Sie konnte sich an keinen Unfall erinnern. Jemand
fuchtelte mit einem Speichelsauger in ihrem Mund herum. Welchen Sinn
sollte das haben?
    Liana bekam Angst,
panische Angst. »Hört auf!« Mit dem Mund im Schlauch klang das
allerdings nicht sehr überzeugend. Niemand reagierte auf ihren
Protest. Sie spürte einen brennenden Stich durch ihre Bauchdecke
unterhalb des Nabels. Liana stöhnte auf. Weitere Einstiche folgten.
Wozu diese Behandlung? Mit aller Kraft zerrte sie an den Gurten.
Vergeblich.
    »Sofort aufhören!«
    »Wir haben doch
gerade erst angefangen«, sagte eine Männerstimme mit slawischem
Akzent.
    »Schluss jetzt!«
Sie blinzelte erneut und sah nur in das grelle Licht. »Machen Sie
mich los, sonst verklage ich Sie.«
    »Das interessiert
uns nicht.« Die männliche Stimme rollte das ›r‹ ausgiebig über
die Zunge.
    »Lassen Sie mich
gehen!« Sie war nicht in der Lage auch nur einen Schatten zu
erkennen, zu blendend war das Licht.
    »Und diese
besondere Gelegenheit für die Wissenschaft verstreichen lassen?
Niemals!«
    Was faselte der Typ?
Oh Scheiße! Das war der blanke Horror. Jemand musste ihr doch
helfen! Sie holte tief Luft und schrie so laut und so schrill sie
konnte. Etwas Eigenartiges presste sich
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