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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados
Autoren: Caroline Lawrence
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Anführer sagen. »Und jetzt sind sie tot. Jetzt kriegen wir nichts mehr aus ihnenraus.« Er ging zu meinem Pa hinüber, schaute zu ihm hinunter & sagte etwas, das wie ein Spruch klang: »Und ich will zeigen, dass nichts Schön’res dir zustoßen kann als der Tod.« Dann lachte er, packte das Beil am Griff & zog es heraus.
    »Lass uns von hier verschwinden, Walt«, sagte die Jammer-Stimme. »Mir geht’s gar nicht gut.«
    »Yeah, Walt«, sagte der dritte Mann. Er war groß, & seine Stimme krächzte heiser. »Was immer du auch suchst, hier ist es nicht.«
    »Gottverd … mt«, sagte Walt. (Er benutzte das schlimme Wort, das mit V anfängt und mit MT aufhört. Aber das schreibe ich hier nicht.) Walt spuckte tabakgefärbten Speichel auf den Boden. »Es muss hier sein. Ich krieg’s nicht in meinen Kopf, wo’s sonst sein soll.« Es entstand eine Pause, und in diesem Moment der Stille war ich mir sicher, dass sie hören müssten, wie mein Herz hämmerte. Dann sagte Walt: »Na, was haben wir denn hier?«
    Ich schob mich ein Stückchen vorwärts, schaute hinunter & sah, was mir vorher gar nicht aufgefallen war. Auf dem Tisch stand eine Torte mit Schokoladenüberzug & roten Lakritz-Streifen darauf, die folgende Worte formten: ZUM 12. GEBURTSTAG FÜR PINKY. Es war eine Schichttorte: meine Lieblingssorte. Es musste Ma Evangeline ein Vermögen gekostet haben, hier draußen in der Wüste von Nevada an Schokolade zu kommen.
    »Die haben ein Kind?«, fragte Jammer-Stimme. Von oben aus konnte ich die blutige Schramme auf seinem Kopf sehen, die Ma ihm mit der Pfanne verpasst hatte.
    »’türlich haben die ’n Kind, du Idiot«, sagte Walt. »Derechten Ma von dem Kind gehörte doch das, was wir suchen.«
    »Vielleicht hat es das Kind«, sagte die Krächz-Stimme.
    »Ist Pinky ein Mädchen- oder ein Jungenname?«, fragte Jammer-Stimme.
    »Jungenname«, sagte der Heisere. »Ich kannte mal einen Pinky in Hangtown. Pinky O’Malley. Das war einer von diesen Albino-Typen. Weiße Haare und rosa Augen.«
    »Und was ist mit Pinky’s Saloon in Esmeralda?«, fragte der Weinerliche. »Der gehört ’ner Lady. Einer französischen Lady, glaub ich.«
    Walt hatte ein beängstigendes Bowie-Jagdmesser hervorgeholt und schnitt sich eine Portion von einem Tabakbrocken ab. Er sagte: »Haltet den Rand, ihr zwei. Ich versuch nachzudenken.« Er steckte sich den Tabak direkt von der Klinge aus in den Mund & kaute eine Weile drauf herum. Dann sagte er: »Gibt’s hier ’ne Schule in diesem verflohten Witz von ’ner Stadt?«
    »Dayton«, sagte der Heisere. »Ich glaub, unten in Dayton steht ein Schulhaus. Aber ich hab ein paar Kinder drüben bei der Kirche gesehen, als wir vorhin hier angeritten kamen.«
    »Schauen wir nach«, sagte Walt. »Wir müssen dieses Kind finden.« Er setzte sich Richtung Tür in Bewegung, und ich wollte schon vor Erleichterung aufseufzen. Dann blieb er stehen & drehte sich langsam zum Ofen um. »Einen Moment mal«, sagte er, »ich würd sagen, jemand ist hier gewesen, seit wir Mr & Mrs Prediger kaltgemacht haben.«
    »Was meinst du damit, Walt?« Jammer-Stimme berührtedie blutige Stelle auf seinem Kopf & zog seine Hand schnell wieder zurück.
    »Hier ist was verändert«, sagte Walt. »Jemand hat die Milch vom Herd genommen. Und ich wette, derjenige ist immer noch hier.«

KONTOBUCHBLATT 4

    Während sich Walt nach demjenigen umsah, der die Milch vom Herd genommen hatte, schloss ich die Augen & hielt den Atem an. Ich tat so, als wäre ich Teil des Deckenbalkens. Das Blut pochte in meinen Adern.
    Ich hörte, wie Jammer-Stimme sagte: »Ich glaub, das könnt auch ich gewesen sein, Walt.«
    »Bist du sicher?«
    »Yeah«, sagte Jammer-Stimme. Er klang ängstlich. »Hier ist keiner, Walt. Lass uns ausrücken. Die Leute aus der Stadt, die lynchen uns, wenn sie uns wie die Indianer angezogen bei ihrem skalpierten & toten Priester & seiner Frau finden.«
    Walt spuckte noch einmal. »In so ’nem Fliegenschiss von einem Kaff wie dem hier wären wir wahrscheinlich immer noch in der Überzahl. Aber wir müssen das Kind finden. Versuchen wir’s bei der Kirche.«
    Ich hörte an ihren Schritten, wie sie die Hütte verließen, doch ich hörte nicht, wie sich die Tür schloss. Nach einer Weile öffnete ich die Augen. Ich wartete noch einwenig länger, dann kroch ich den Balken entlang auf die Wand zu & benutzte den Fensterrahmen, um von meinem Versteck herunterzuklettern.
    Walt hatte recht gehabt. Temperance hier im Nevada-Territorium ist
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