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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht
Autoren: N. H. Senzai
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Spielplatzes.
    Fadi erschrak und sah sich nach einem Fluchtweg um. Er wollte nicht, dass jemand ihn fand. Er sprang von seinem Platz auf, um um die Ecke zu verschwinden und in die Schule zurückzulaufen, aber es war zu spät. Sie hatten ihn schon entdeckt. Er sah die Jungen auf sich zukommen und verdrehte entnervt die Augen.
    »He, Fadi«, rief eine näselnde Stimme. Es war Jon.
    Was will er von mir ?
    Als die Gruppe näher kam, erkannte Fadi Masud, Said, Ravi und Carlos aus dem Geschichte-Kurs. Bei ihnen waren noch sechs andere Jungen, die er nicht kannte.
    »Es ist Zeit«, sagte Masud. Er klang angespannt.
    »Hä?«, sagte Fadi.
    »In einer halben Stunde trifft Ravi sich mit Ike und Felix am Elizabeth-See«, sagte Masud.
    »Warum?«, fragte Fadi.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass ich diesmal bezahlen würde«, sagte Ravi. Seine Hornbrille saß schief in seinem geröteten Gesicht.
    »Und wie!«, sagte Said. Er ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie in die linke. »Wir alle werden die beiden erwarten.«
    Ein Triumphgefühl stieg in Fadi auf. Es war Zeit für Badal – seine Rache. »Warum habt ihr mir das nicht früher gesagt?«, fragte er mit wachsender Erregung.
    »Ich habe dich gestern Abend angerufen, Mann. Aber es war dauernd belegt«, erwiderte Ravi.
    »Oh«, sagte Fadi. Noor hatte fast den ganzen Abend telefoniert.
    »Und in der Cafeteria warst du heute Mittag auch nicht«, sagte Masud. »Aber egal, jetzt haben wir dich ja gefunden. Lasst uns gehen.«
    Fadi schnappte sich seinen Rucksack. »Ja, gehen wir.«
    Es war gar nicht so einfach, zehn Jungen im Gebüsch zu verstecken, aber irgendwie gelang es dann doch. Fadi und die anderen kauerten hinter belaubten Sträuchern, währe nd Ravi in der Nähe des vereinbarten Treffpunkts wartet e. Es war ein abgelegenes Plätzchen in einer versteckten Kurve eines Wanderwegs. Der See, auf dem fette putzmuntere Enten herumschwammen, war nur wenige Meter entfernt.
    Ravi stand zitternd da und spähte nervös ins Gebüsch. Wenn ein Zweig knackte, zuckte er zusammen.
    »Halte durch, Ravi«, flüsterte Fadi. Er hatte nicht den Mut gehabt, ihm zu erzählen, dass er bei dem Fotowett­bewerb überhaupt nichts gewonnen hatte. Aber Ravi ja auch nicht.
    Ravi schob seine Brille höher auf die Nase und nickte. Er starrte auf den Weg und spielte schicksalsergeben seine Rolle in dem Plan. In einer Hand hielt er eine Papiertüte, die angeblich Essensgeld für einen Monat enthielt, doch in Wirklichkeit war sie voller Murmeln.
    »Es ist drei Uhr achtundfünfzig«, flüsterte Masud, der nun schon zum fünften Mal auf seine Uhr schaute.
    »Sie verspäten sich«, murmelte Carlos.
    »Denen ist es doch egal, ob sie Ravi warten lassen«, s chimpfte Jon. Der sonst so sanftmütige Junge wirkte ganz aufgebracht.
    »Pst«, zischte Fadi. Er beugte sich vor, um durch eine Lücke im Gebüsch zu spähen.
    E s wurde ganz still, als Ike und Felix um die Ecke bogen .
    »He, Ravi«, rief Felix. »Hast du mein Geld dabei?«
    Ravi schluckte. »Ja«, piepste er und hob mit einem zitternden Arm die zerknitterte Papiertüte.
    Fadi konnte die Murmeln darin herumkullern hören. Er ging im Kopf noch einmal ihren Plan durch und machte sich bereit.
    Sobald Ike und Felix mit Ravi unter dem Baum standen, würden sie zuschlagen.
    »Also, worauf wartest du? Gib es her«, herrschte Ike ihn an. »Ich muss Videospiele kaufen gehen.«
    Ravi rührte sich nicht von der Stelle. Er hatte die strikte Anweisung, unter dem Baum zu bleiben. Die Stelle war perfekt für einen Angriff aus dem Hinterhalt.
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, fauchte Felix. Er ging auf Ravi zu, blieb vor ihm stehen und streckte die Hand aus.
    Ike stellte sich neben ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ravi drückte Felix die Tüte in die Hand.
    »Jetzt«, rief Fadi.
    Aus allen Richtungen sprangen Jungen aus dem Gebüsch und umstellten den Baum. Sie standen in einem engen Kreis, mit steinernen Mienen.
    »Was zum …«, knurrte Ike. Er und Felix wichen gegen den knorrigen Baumstamm zurück.
    Ravi lächelte erleichtert, huschte zwischen Carlos und Jon hindurch und stellte sich hinter sie. »Wir haben genug von euren Schikanen«, schrie er über die Schultern der beiden.
    Masud trat vor. »Wehe, wenn ihr noch einmal versucht, uns Geld abzunehmen oder uns zu schlagen und zu beschimpfen!«, drohte er.
    »Was wollt ihr dagegen tun?«, fragte Felix und richtete sich zu voller Größe auf. Er war mindestens fünfzehn Zentimeter größer als
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