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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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bemerkte: »Dann lassen Sie uns doch Ihre Unhöflichkeit schlichte Ehrlichkeit nennen, wenn es Ihnen recht ist – oder das Produkt einer anderen Kultur –, und lassen Sie uns Ihre Einflußnahme mit Spitzfindigkeiten rechtfertigen, und lassen Sie sich soviel einfallen, wie Sie wollen – und um Himmels willen servieren Sie mir die unmöglichsten wildesten Urteile, damit auch ich umgekehrt Sie danach beurteilen kann. Sie führen sich auf wie ein Vizekönig in einer Kronkolonie «, behauptete ich, »und das paßt mir nicht. Ich habe alle Ihre Bücher gelesen. Ich habe aber auch die Ihres Großvaters gelesen – zum Beispiel Die Weheklage der Erdhure –, und Sie werden nie ein so großer Mann sein, wie er es ist. Er besitzt nämlich eine Eigenschaft, die man Mitgefühl nennt. Sie besitzen sie nicht! Alles, was Sie von dem alten guten Phil denken, gilt doppelt für Sie – in meinem Buch!«
    Der Hinweis auf seinen Großvater muß ihn an einem wunden Punkt berührt haben, denn er zuckte zusammen.
    »Und deshalb: lecken Sie mich am – Ellbogen«,fügte ich hinzu, oder etwas Ähnliches auf Weganisch.
    Sands spricht nicht genug Weganisch, um es begriffen zu haben, aber er gab sofort versöhnliche Laute von sich.
    »Bitte, Conrad, denken Sie an Ihre berufliche Sachlichkeit, und handeln Sie wieder dementsprechend. – Srin Shtigo, warum gehen wir nicht zur Reiseplanung über?«
    Myshtigo lächelte blaugrün.
    »Und schrauben Sie die Feindseligkeit auf ein Minimum herunter?« fragte er. »Na schön, machen wir.«
    »Dann ziehen wir am besten in die Bibliothek, dort ist es ruhiger, und wir können den Kartenschirm benutzen.«
    »Gut.«
    Ich fühlte mich ein wenig stärker, als wir uns erhoben und zur Bibliothek gingen, denn dort oben war Dos Santos, und er haßt Weganer, und wo Dos Santos ist, da ist immer auch Diane, das Mädchen mit der roten Perücke, und sie haßt alle und jeden; und ich wußte, George Emmetts würde auch da sein und Ellen; und vielleicht würde später Phil hereingewandert kommen und zum Sturmangriff ansetzen; und dann war ja auch Hasan noch da – er redet nicht viel, er hockt nur da und raucht sein Unkraut und starrt dumpf vor sich hin.
     
    Ich hatte gehofft, Hasans Erinnerungsvermögen würde auf Eis liegen oder vielmehr irgendwo hoch droben in den Wolken schweben.
    Meine Hoffnung erstarb, als wir die Bibliothek betraten. Er saß kerzengerade da und schlürfte Limonade.
    Er war achtzig oder neunzig oder noch älter, er sah aus wie etwa vierzig, und er konnte immer noch einen Dreißiger spielen. Die Sprung-Samser-Behandlung war bei ihm auf höchst williges Material gestoßen. Das ist nicht oft der Fall. Sie versetzt manchen Leuten einen akzelerierten anaphylaktischen Schock, und nicht mal eine intracardiale Adrenalinexplosion würde die Leute dann noch zurückholen; andere wieder bleiben bei fünf oder sechs Dezennien stehen. Aber ein paar ganz seltene Typen werden tatsächlich jünger, wenn sie die Behandlung durchmachen.
    Es erscheint mir merkwürdig, daß auf dem großen Schießstand des Schicksals ausgerechnet dieser Mann es schaffen sollte, und dann noch auf diese Weise.
    Seit der Madagaskar-Affäre waren mehr als fünfzig Jahre vergangen. Damals hatte die RADPOL Hasan für ihre Vendetta gegen die Taleriten benutzt. Er hatte im Sold des großen K. in Athen gestanden, und dieser hatte ihn ausgeschickt, den Grundstücks-Trust der Erdregierung wegzuputzen. Und Hasan hatte es getan. Mit einem einzigen kleinen Nuklearsprengsatz. Bumm! Sofortige Neuplanung der Urbanzentren. Eingeweihte nennen ihn den Killer. Er ist der letzte Söldner auf Erden.
    Und außerdem war Hasan neben Phil einer der ganz wenigen Leute, die sich noch an den alten Karaghiosis erinnern konnten.
    Also – Kinn und Wangenflechte nach vorn – versuchte ich mit dem ersten Blick seinen Verstand einzunebeln. Entweder herrschten hier uralte und geheimnisvolle Kräfte, was ich bezweifelte, oder er war higher, als ich angenommen hatte, oder er hatte mein Gesicht vergessen, oder er hielt sich an sein Berufsethos, oder er ersann gerade eine gemeine List. Er ließ sich jedenfalls nichts anmerken, als wir einander bekanntgemacht wurden.
    »Mein Leibwächter Hasan«, sagt Dos Santos und strahlte sein Magnesiumblitz-Lächeln, während ich die Hand schüttelte, die einstmals die Erde geschüttelt hatte.
    »Conrad Nomikos«, sagte Hasan und blinzelte nach unten, als läse er den Namen von einer unsichtbaren Liste ab.
    Alle andern im Raum kannte
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