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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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»aber ich wurde im Haus von alten Freunden aufgehalten.«
    »All deine Freunde sind alte Freunde, nicht wahr?« fragte er, und das war ein fauler Hieb, einfach weil ich vor ewigen Zeiten mal seine Eltern kannte, an die er sich kaum erinnerte.
    »... Außerdem brauche ich deine Hilfe«, setzte ich hinzu. Ich überging seine Stichelei, und drängte mich behutsam durch den Kreis aufregender Weiblichkeit. »Ich würde die ganze Nacht brauchen, um durch die Halle bis dorthin vorzudringen, wo Sands mit dem Weganer Hof hält – Pardon, mein schönes Kind –, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit. – Verzeihen Sie, meine Gnädigste. – Also möchte ich, daß du ein paar Interferenzen für mich einbaust.«
    »Sie – Sie sind doch Nomikos!« hauchte eine zierliche Schöne und starrte auf meine Wange. »Ich habe mir schon immer gewünscht ...«
    Ich nahm ihre Hand, drückte sie gegen meine Lippen, bemerkte, daß ihr Camaieu-Ring rötlich schimmerte, sagte: »... und das Kismet steht negativ, was?« und ließ ihre Hand fallen.
    »Also, wie steht's damit?« fragte ich Graber.
    »Schaff mich von hier da hinüber, in einem Minimum an Zeit und in deiner berühmten typischen Höflingsmanier, mit einem so angeregten Gespräch, daß kein Mensch es wagen wird, uns zu unterbrechen. Also? Ziehn wir los!«
    Wir machten uns auf den Weg, quer durch den Raum, wanden uns durch Spaliere von Menschen hindurch. Hoch über unseren Köpfen schwammen die Kronleuchter und drehten sich wie Satelliten aus Eisfacetten. Die Thelinstra – eine intelligente Äolsharfe – warf ihre Klangscherben in die Luft; bunte Glasstücke. Die Menschen summten und wuselten durcheinander wie manche der Insekten George Emmetts, und wir vermieden es, in die Schwärme zu geraten, setzten einen Fuß vor den anderen, ohne stehen zu bleiben. Wir traten niemandem von den Herandrängenden auf die Füße.
    Die Nacht war warm. Die meisten Männer trugen die federleichte schwarze Uniform-Kleidung, in die sich Stabsmitglieder bei solchen Gelegenheiten laut Protokoll wohl oder übel hineinzwängen müssen.
    Diese schwarzen Gesellschaftshüllen sind trotz ihres geringen Gewichts unbequem. Sie werden an den Seiten magnetisch zusammengehalten, und so entsteht eine glatte Front, auf der oben auf der linken Brustseite, etwa siebeneinhalb Zentimeter groß, das grün-blau-weiße Erdabzeichen prangt; darunter trägt man das Symbol der Behörde, für die man arbeitet, darunter das Rangabzeichen. Nach zehn Minuten entwickelt sich der Kragen bei dieser Kleidung zu einer Garrotte.
    Die Damen trugen zumeist leuchtende Farben in Verbindung mit einem Pastell-Simimake-up; ausgenommen natürlich weibliche Stabsmitglieder, die waren hübsch in schwarze Gesellschaftsgarderobe mit Miniröcken verpackt.
    »Ich habe gehört, Dos Santos soll hier sein«, sagte ich.
    »Das ist er.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, und es interessiert mich auch nicht im geringsten.«
    »Nana. Was ist aus deinem wundervollen politischen Bewußtsein geworden? Das Ministerium für Literaturkritik hat dich deswegen doch immer so hoch gepriesen!«
    »In meinem Alter wird der Geruch des Todes mehr und mehr beunruhigend, je öfter man auf ihn stößt.«
    »Und Dos Santos riecht?«
    »Er beginnt bereits zu stinken.«
    »Ich habe gehört, daß er einen unserer ehemaligen Partner eingestellt hat – einen Mann aus den Tagen der Madagaskar-Affäre.«
    Phil warf den Kopf zur Seite und schoß mir einen neugierigen Blick zu.
    »Du hörst alles immer ziemlich rasch, wie? Aber schließlich bist du ja mit Ellen befreundet. Ja, Hasan ist auch da. Er hockt oben bei Don.«
    »Wen soll er denn diesmal von seiner Karma-Last befreien helfen?«
    »Wie ich schon sagte, ich weiß es wirklich nicht, und ich kümmere mich auch nicht um solche Sachen.«
    »Möchtest du nicht eine Vermutung riskieren?«
    »Nicht übermäßig gern.«
    Wir gelangten jetzt in einen lichteren Teil des Raumes. Ich blieb stehen und nahm einen Rum-und-weiß-ich-was von einem Senktablett, das über unseren Köpfen hinter uns hergeflogen war.
    »Was willst du trinken, Phil?«
    »Ich dachte, du hattest es eilig.«
    »Hab' ich, aber ich möchte mir einen Überblick über die Lage verschaffen.«
    »Na gut, ich nehme eine Simicola.«
    Ich schielte zu ihm hinüber und reichte ihm das Glas. Dann, als er sich abwandte, folgte ich seinem Blick zu den Liegestühlen, die in einer Nische standen, die von der Nordostecke und der Masse der Thelinstra gebildet wurde. Die
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