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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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Thelinstra-Spielerin war eine alte Dame mit verträumten Augen. Erd-Direktor Lorel Sands rauchte seine Pfeife ...
    Diese Pfeife gehört zu den interessanteren Facetten in Lorels Persönlichkeit. Es ist eine echte Meerschaumpfeife, und es gibt nicht mehr allzu viele davon auf der Erde. Er ist der politische Beauftragte der Erdregierung auf Taler, und er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Das geht sogar soweit, daß er seine Hingabe mit periodisch auftretenden Anfällen von Magengeschwüren demonstriert. Er ist bestimmt nicht der intelligenteste Mann auf Erden. Er ist mein Chef. Außerdem ist er auch noch einer der besten Freunde, die ich habe.
    Neben ihm saß Cort Myshtigo. Ich konnte beinahe spüren, wie sehr Phil ihn haßte: von den blaßblauen Sohlen der sechszehigen Füße bis zu dem rosa gefärbten Haarstreifen der Hohen Kaste, der von Schläfe zu Schläfe reichte. Er haßte ihn nicht so sehr aufgrund seiner Person, sondern er haßte ihn, dessen war ich sicher, weil er der nächsterreichbare nahe Verwandte – nämlich der Enkel – von Tatram Yshtigo war, der vor vierzig Jahren zu beweisen begonnen hatte, daß der größte zeitgenössische Schriftsteller in englischer Sprache ein Weganer sei.
    Aus dem Augenwinkel sah ich Ellen die breite prächtige Treppenflucht am andern Ende der Hall hinaufsteigen. Aus dem Winkel des anderen Auges sah ich, daß Lorel zu mir herüberschaute.
    »Ich bin ertappt«, sagte ich, »und jetzt muß ich leider gehen und dem William Seabrook von Taler meine Aufwartung machen. Kommst du mit?«
    »Also ... Na schön«, sagte Phil. »Leiden ist gut für die Seele.«
    Wir gingen zu der Nische hinüber und blieben vor den zwei Liegestühlen stehen, zwischen der Musik und dem Lärm: dort auf den heiligen Boden der Macht.
    Lorel erhob sich langsam und reichte uns die Hand. Myshtigo erhob sich noch langsamer und reichte uns nicht die Hand: er starrte uns mit ausdruckslosem Gesicht aus Bernsteinaugen an, als wir ihm vorgestellt wurden. Sein weites orangefarbenes Hemd flatterte beständig im Luftstrom, den seine Lungenkammern aus den vorderen Nasenlöchern an der Basis seines breiten Brustkastens hervorpreßten. Er nickte mir kurz zu, wiederholte meinen Namen. Dann wendete er sich zu Phil.
    »Hätten Sie gern, daß ich Ihre ›Maske der Demeter‹ ins Englische übersetze?« fragte er. Seine Stimme klang wie der sterbende Ton einer Stimmgabel.
    Phil drehte sich um und ging davon.
    Dann dachte ich einen Moment lang, dem Weganer sei schlecht, bis mir einfiel, daß bei den Weganern das Lachen etwa so klingt, wie wenn ein Ziegenbock Erstickungsanfälle hat.
    »Setzen Sie sich«, sagte Lorel. Er wirkte verlegen hinter seiner Pfeife.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und ließ mich ihnen gegenüber darauf nieder.
    »Na und?«
    »Cort will ein Buch schreiben«, sagte Lorel.
    »Das haben Sie mir neulich schon gesagt.«
    »Über die Erde.«
    Ich nickte.
    »Er hat den Wunsch geäußert, daß Sie ihn auf seiner Tour zu einigen der Alten Orte führen sollen ...«
    »Ich fühle mich geehrt«, antwortete ich ziemlich steif. »Aber ich würde gern wissen, was ihn dazu veranlaßte, gerade mich als Führer auszuwählen.«
    »Und Sie würden noch viel lieber wissen, wieviel er über Sie weiß, nicht wahr?« sagte der Weganer.
    »Das stimmt«, gab ich zu, »ich bin in dieser Beziehung noch ein paar hundert Prozent neugieriger.«
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und trank mein Glas aus.
    »Als mir der Plan zu diesem Unternehmen kam, begann ich mit Nachforschungen in den Vite-Statist-Registraturen der Erde – mir ging es einfach um allgemeine Daten über die Menschheit – dann, nachdem ich eine interessante Sache ausgegraben hatte, versuchte ich es bei der Datenbank für das Personal des Erdbüros ...«
    »Hm-hm«, machte ich.
    »... und ich war mehr von dem beeindruckt, was ich dort über Sie nicht erfuhr, als von den tatsächlich erhaltenen Angaben.« Ich zuckte die Schultern.
    »Es sind viele blanke Stellen in Ihrer beruflichen Laufbahn. Sogar jetzt weiß niemand ganz genau, wasSie die meiste Zeit wirklich treiben. – Übrigens, wann sind Sie eigentlich geboren?«
    »Das weiß ich nicht. Es war in einem winzigen griechischen Dorf, und der Kalender war in jenem Jahr völlig durcheinandergeraten. Am Weihnachtstag, hat man mir jedenfalls erzählt.«
    »Nach ihrem Personalbogen sind Sie siebenundsiebzig Jahre alt. Nach den Vite-Statist-Daten sind Sie entweder hundertundelf oder hundertdreißig.«
    »Ich habe mein
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