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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise
Autoren: oliver Hassencamp
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verrennst und verbohrst dich gern. Dabei entsteht tatsächlich ein Sog...“ Florians Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, das aber wieder zusammenbrach, als sie fortfuhr: „Du ziehst zum Beispiel einen Reifendefekt förmlich herbei. Damit du einen Grund hast, hierbleiben zu können.“
    „Aber... das... das...“, stotterte Florian. „Dann hätte ich ja Kräfte...“
    „Die hat jeder!“ dämpfte die Tante. „Wieso werden denn Prüfungskandidaten am entscheidenden Tag ernstlich krank, mit Fieber? Es geschieht unbewußt . Wünsche sind Kräfte!“
    „Dann müßte ich ja hierbleiben dürfen!“ kombinierte Florian blitzschnell. „Ich wünsche mir doch nichts mehr, als daß ich meine Ferien bei dir verbringen darf.“
    „Du fängst es falsch an. Nämlich negativ!“ kam die Antwort. „Wenn du etwas willst, dann kämpfe offen dafür und versuche nicht, auf Schleichwegen eine Lage zu schaffen, in der die Umstände dir scheinbar zu Hilfe kommen. Sonst fällst du womöglich vom Rad und verletzt dich.“
    Ausnahmsweise hatte Florian keine Antwort bereit. Er sah die Tante nur groß an.
    „Du wirst jetzt den Schlauch flicken und sofort zurückfahren!“ entschied sie.
    „Komme ich dann wieder?“ fragte er.
    Die Tante lächelte. „Das liegt einzig und allein an dir, Schlauberger!“
    Frech schaute er in die grünen Augen. „Wenn ich wiederkomme, gibst du mir dann ein paar Nachhilfestunden?“
    Sie lachte. „Ich fürchte, ich bin in Mathematik genauso schlecht wie du.“
    „Doch nicht in Mathe! In Parapsychologie.“
    Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Bescheidenere Wünsche hast du nicht?“
    „Was ist daran unbescheiden?“ fragte er zurück.
    „Alles“, sagte sie. „Du scheinst mir einer von denen zu sein, die bei der Torte nur das Marzipan, die Früchte und die Schokolade oben runterfressen und den Rest den anderen lassen.“
    „Und du bist für eine Hellseherin erstaunlich ungerecht! Wer bei einem anderen mediale Begabung feststellt, muß sie auch fördern.“
    „So? Muß er das?“ Die grünen Augen blinzelten. Diese Tonart schien ihr zu gefallen. „Dann sieh mal zu, ob du wiederkommst, wo du angeblich so begabt bist!“
    Es klopfte.
    „Frau Treitschke- Zwiebenich !“ meldete August und ließ die Kundin eintreten.
    Die habe ich jetzt aber nicht herbeigezogen! dachte Florian. Ausgerechnet die Besitzerin des Frisiersalons, der seine Mutter für die goldene Hochzeit aufgedonnert hatte, diese Oberklatscherin, mußte ihn hier treffen.
    Auch ihr paßte seine Anwesenheit nicht. Sie sah ihn an, als habe er silberne Löffel gestohlen: „Du? Florian?“
    „Ja. Ich!“ antwortete er. „Verwandtenbesuch.“ Mit großen Schritten durchquerte er ihre Parfümwolke und landete bei Augusts Schnapsfahne.
    „So. Auch wieder da?“ sagte der, unterwegs zum Wandschränkchen auf der gegenüberliegenden Seite. Er nahm eine Flasche heraus, gönnte sich einen ordentlichen Schluck, stellte sie zurück, wischte den Mund mit der Hand ab und die Hand an seiner grünen Schürze und klagte: „Heut ist wieder ein Tag! Lauter zentnerschwere Schicksale, sag ich dir!“
    „Ja, der Flori !“ Mit vollem Tablett kam Agathe aus der Küche. „Heut mittag hab ich so ein Gefühl gehabt, daß du bald mal wiederkommst!“
    „Na klar!“ Diese verschlüsselte Antwort sollte besagen: Ich hab dich angepeilt! Das ist aber nichts für unseren neugierigen August!
    Agathe verstand. Sie lächelte und trug das Tablett hinaus. Umgehend brachte Florian das Gespräch auf sein Fahrrad, und August entpuppte sich als große Hilfe. Bis Florian sich’s recht versah, war der Schlauch geflickt, ein leichter Achter im Vorderrad beseitigt, und die Felgenbremsen waren nachgestellt. Agathe brachte drei Stück Torte, die Florian im Nu wegputzte. Total. Nicht nur den Zuckerguß obendrauf.
    Hinter dem Anbau herum, wo keine Gäste ihn mit dummen Sprüchen behelligen konnten, fuhr er über den Parkplatz davon in den Wald.
    Wie sag ich’s meinen Eltern?
    Während der ganzen Fahrt beschäftigte ihn diese Frage. Mit Hinstehen und Wünscheäußern allein war es nicht getan. Florian mußte die Unterredung sehr geschickt einfädeln, und das zweifach, denn es gab zwei Möglichkeiten: Entweder waren die Eltern schon zu Hause und fragten ihn, wo er herkomme, oder sie feierten noch, und er brauchte ihnen nicht zu sagen, daß er überhaupt weg gewesen war.
    Halt! Es gab doch nur eine Möglichkeit. Frau Treitschke- Zwiebenich würde ihren Mund bestimmt nicht
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