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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise
Autoren: oliver Hassencamp
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ein Motorrad aus dem Wald geknattert. Der Fahrer war ungewöhnlich groß. Unter ihm sah die Maschine aus wie ein Spielzeugmotorrad. Er fuhr auf den Parkplatz, wo ihm August entgegeneilte. Sie redeten aufeinander ein und verschwanden hinter dem Anbau.
    Also kein Gast, kein Kunde von Madame! kombinierte Florian. Nicht aus Neugier, eher wie ferngelenkt, ging er hinunter.
    In der Küche stand Agathe am Fenster und beobachtete die beiden, die vor dem Gemüsegarten wild aufeinander einredeten.
    „Was ist denn das für ein Typ?“ fragte er.
    „Polizei.“ Agatha lächelte merkwürdig. „Kriminalpolizei. Fridolin heißt er. Sein Vorgesetzter, Kommissar Oskar Kollo, ist ein Freund von August. Manchmal kommt er mich besuchen...“
    „Der Mann fürs Leben, den Tante dir versprochen hat?“ kombinierte Florian.
    „Ich weiß es noch nicht.“ Agathe zog die Schultern hoch. „Und ich trau mich auch nicht, Madame zu fragen. Heute muß aber irgendwas los sein.“
    „Dann schaun wir mal.“ Florian öffnete die hintere Küchentür und hörte August sagen: „Wenn er was will, soll er selber kommen und sich einen Termin geben lassen. Aber nicht mit leeren Händen! Wir machen keine Ausnahme!“
    „Das alte Thema!“ Agathe atmete auf und weihte Florian ein. „Augusts Freund Oskar will vor seiner Pensionierung unbedingt noch befördert werden. Dazu braucht er einen Fall, den er mit Erfolg abschließt. Da er aber alles andere als ein überragender Kriminalist ist, versucht er immer wieder über August an Madame Thekla heranzukommen. Sie soll ihm sagen, wo kriminelle Elemente etwas im Schilde führen und wann. Und das kostenlos. Der Polizei behilflich zu sein, sei Pflicht eines jeden Bürgers….“ Hier endete Agathes Bericht, denn Fridolin kam herein. Sie machte ihn mit Florian bekannt und tischte ihm auf. August hatte sich in den Hühnerstall begeben.
    An Fridolin mußte Florian ziemlich steil hinaufschauen, aber der junge Beamte gefiel ihm sofort. Nicht nur, weil er sich gleich mit ihm unterhielt.
    „Morgen wird am Waldweiher gefilmt!“ erzählte er. „Scheint eine große Sache zu sein, mit weltberühmten Schauspielern.“
    So ähnlich muß es sein, wenn der Blitz einschlägt! dachte Florian. Eine Idee war in ihn hineingeschossen, daß er förmlich zusammenzuckte.
    Das wird ein Ding!
    Zur Tarnung streckte er die Arme von sich und verließ gähnend die Küche. In der Diele war niemand. Vom Fensterbrett, wo die Telefonbücher lagen, holte er sich das von Neustadt und rannte damit die Treppe hinauf in sein Zimmer. Die Nummer fand er auf Anhieb. Um sie nicht zu vergessen, murmelte er bei jeder Stufe zwei Ziffern vor sich hin. Auf der unteren Treppe begegnete ihm eine Frau, die gerade aus Tantes Zimmer gekommen war. Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie bemerkte Florian überhaupt nicht. Der flitzte vorbei, wollte gerade das Buch an seinen Platz zurücklegen, da sah er durch die offene Eingangstür August mit Frau Treitschke- Zwiebenich auf das Haus zukommen. Umgehend verschwand er in den leeren Speisesaal. Von hier konnte er die Diele durch die Glastür beobachten.
    Sie traten ein. August stellte zuerst eine eingewickelte Flasche in das Wandschränkchen. Dann brachte er die parfümierte Ziege zur Tante, kehrte ans Wandschränkchen zurück, wo Florian ihn nicht sehen, aber Papier rascheln und Laute des Entzückens hören konnte. August hätte sich bestimmt noch länger an seinem Lieblingsplatz aufgehalten, wäre nicht ein älterer Herr die Treppe heruntergekommen und hätte ihn nach einem Wanderweg gefragt. Beide traten vor die große Landkarte unmittelbar neben der Glastür. August erklärte und verließ mit dem Herrn das Haus.
    Endlich!
    Florian kam aus seinem Versteck heraus, trat an den Apparat, sah sich noch einmal um und — hatte die Nummer vergessen. Wieder holte er sich das Telefonbuch und verschwand damit im Speisesaal.
    So was Dummes! wollte er gerade mit sich selber schimpfen, da entdeckte er zufällig an der Wand neben dem Serviertisch eine Telefonsteckdose.
    Die ist ja wie bestellt! freute er sich. Draußen in der Diele wäre es doch sehr riskant. Gesehen durfte er von niemandem werden, auf keinen Fall. Und gehört schon gar nicht. Mit der Nummer im Kopf schlich er hinaus, legte das Telefonbuch an seinen Platz, wollte gerade den Stecker herausziehen, da sah er, was er an sich wußte: daß es ein Wandapparat mit festem Anschluß war.
    Ob Tante Thekla das jetzt merkt? fragte er sich. Vielleicht strahlt
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