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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Anne Hertz
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du hättest eine Bank überfallen. Dann tauchst du urplötzlich wieder auf, nur um sofort erneut zu verschwinden und die Nacht bei irgendeiner Freundin zu verbringen. Und jetzt stehst du hier und brichst eine absurde Grundsatzdiskussion vom Zaun! Entschuldige bitte, wenn ich dir da nicht ganz folgen kann!«
    »Ich will doch nur wissen, warum du mich eigentlich liebst. Also, warum gerade mich? Und ob ich dein Deckelchen bin und du mein Töpfchen?«, sage ich leise und wohl sehr kläglich. Denn nun kommt Alexander auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
    »Deckelchen, Töpfchen, was für ein Unfug! Schatz, ich liebe dich. Warum, ist doch völlig egal. Das muss doch auch so reichen – ohne großartige Begründung. Gefühle kann man halt nicht immer erklären.«
    Vorsichtig löse ich mich wieder aus seinen Armen. »Alexander, es tut mir wirklich leid. Aber ich glaube, das reicht mir nicht.«
    »Wie meinst du das jetzt?«
    Auf einmal sieht der Arme ganz verwirrt aus. Kein Wunder! Alexander ist wohl davon ausgegangen, dass er mir einmal ordentlich die Leviten liest und wir dann wieder zum Tagesgeschäft übergehen, als wäre nichts gewesen. Stattdessen steckt er hier im allerschönsten Problemgespräch.
    »Alex, wir wollten heiraten! Unser Leben miteinander verbringen! Und ich weiß noch nicht einmal, ob du mal eine Familie gründen willst, ob du Kinder magst?«
    »Solange es nicht die eigenen sind«, versucht er einen müden Scherz.
    »Haha, sehr witzig. Mal im Ernst: Du spielst Golf, ich gehe im Park joggen. Du segelst, ich werde auf einem Boot sofort seekrank. Du agierst als Global Player auf internationalem Parkett, ich schlage mich damit herum, dass die kleine Luisa schon wieder ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat.«
    »Ach, Tine, du kennst doch den Spruch: Gegensätze ziehen sich an. Ich finde es gut, dass du auch noch deine eigenen Interessen hast.«
    »Alex, es geht hier doch nicht nur um unterschiedliche Hobbys. Kennst du den Spruch: Gleich und Gleich gesellt sich gern?«
    »Was willst du damit sagen?« Alexander sieht nun etwas blässlich um die Nase aus. Und natürlich tut er mir sofort leid. Aber es nützt nichts, da muss er jetzt durch. Und ich auch.
    »Alex, sei mir nicht böse. Wir passen einfach nicht zueinander. Die Zeit mit dir war wirklich schön. Und ich war auch wirklich verliebt in dich. Aber nur Verliebtsein reicht nicht, um eine Ehe zu führen. Ich glaube einfach, dass das mit uns auf Dauer nicht gutgeht. Dass wir viel zu unterschiedlich sind. Das ist mir in den letzten Tagen irgendwie klargeworden.«
    Dass ich mich außerdem in einen anderen Mann verguckt habe, verschweige ich lieber. Ich finde, das tut hier auch nichts zur Sache. Auch ohne Jan passen Alex und ich nicht zusammen. Jan ist sozusagen nur das Symptom und nicht die Ursache.
    »Bitte?«, krächzt Alexander. »Heißt das etwa, du verlässt mich?«
    Ich nehme all meinen Mut zusammen. »Ja, genau das heißt es. Tut mir leid, es geht einfach nicht mehr.«
    »Aber unsere Hochzeit! Wie soll ich das meinen Eltern erklären? Was sollen denn die Leute denken? Meine Geschäftspartner, unsere Freunde?«
    Unsere Freunde? Er meint wohl eher seine Freunde. Aber das reibe ich ihm jetzt nicht auch noch unter die Nase.
    »Alex, es ist meine Schuld. Du kannst nichts dafür«, sage ich, obwohl ich das eigentlich anders sehe. Aber ich hoffe, dass das in dieser Situation hilft und er sich vielleicht etwas weniger schlecht fühlt.
    Kurz steht er mit hängenden Schultern vor mir, dann strafft er sich. »Du hast wahrscheinlich recht. Es passt wirklich nicht. Im Grunde sollte ich dir dankbar sein. So bleibt mir zumindest eine teure Scheidung erspart!«
    Zum Abschied drücke ich ihn noch einmal. »Mach es gut. Ich wünsche dir wirklich nur das Beste. Und vor allem, dass du irgendwann dein passendes Deckelchen findest …«
    Und dann gehe ich einfach.

23 . Kapitel

    G uck mal, Frau Samstag, das hab ich für dich gebastelt.« Jan-Ole hält mir ein kleines Buch entgegen, eine Art Fotoalbum. »Mama hat gesagt, damit kannst du jetzt bestimmt gar nix mehr anfangen, aber ich dachte, vielleicht willst du es trotzdem haben. Ich hab mir nämlich echt Mühe gegeben. Weil ich so doof war vor den Ferien.«
    Ich nehme das Buch und betrachte es genau. Den vorderen Buchdeckel ziert ein Foto von mir, umrahmt von lauter Herzchen, die wiederum ein großes Herz formen. Außerdem gibt es noch ein paar weiße Tauben, die ihre Schnäbel aneinanderreiben, und ein Bild von einem
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