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Flirt mit der Unsterblichkeit

Flirt mit der Unsterblichkeit

Titel: Flirt mit der Unsterblichkeit
Autoren: Raachel Caine
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das?«
    Den Rest der Fahrt über schwiegen sie. Das Wagendach war durchsichtig und gewährte ihnen einen faszinierenden Ausblick auf die hohen Gebäude und die bunten Lichter. Claire spürte, wie ihr Herz klopfte. Das passiert wirklich. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was in Michaels Kopf vorging - oder in seinem Herzen. Es schien wie ein Traum. Auch Morganville schien wie ein Traum - ein Traum, den jemand anderes geträumt hatte. Der Gedanke, dass sie dorthin zurückkehren würden...
    Shane brauchte nicht zurückzukehren, dachte Claire wieder. Von ihnen allen war er derjenige, der einfach weggehen konnte, nichts hielt ihn in Morganville. Nichts außer ihr zumindest.
    Das Studio war ein unscheinbares Gebäude am Rand der Innenstadt. Der Fahrer lud die Gitarren aus und führte sie hinein. Dort wurden sie von zwei Leuten erwartet, die sich sofort auf Michael konzentrierten. Claire, Eve und Shane wurden auf einmal zur bloßen Eskorte, was komisch war und irgendwie auch toll. Sie hörten zu, wie die beiden Aufnahmetechniker Michael den Ablauf erklärten.
    Shane trug die beiden Gitarren mit einem Lächeln, das zeigte, wie stolz er auf seinen Freund war. Michael sah grimmig aus - er konzentrierte sich und Claire merkte, dass er sich schon in jene Bühnenstimmung versetzte, in der er so anders wirkte als sonst.
    An der Studiotür hielt einer der Aufnahmetechniker Eve, Claire und Shane zurück. »Ihr müsst in der Box warten«, sagte er. »Durch diese Tür.« Er zeigte auf eine dicke Metalltür mit Fenster und nahm Shane die Gitarren ab. Dann grinste er sie an. »Er wird großartig sein. Glaubt mir, er wäre nicht hier, wenn er das nicht wäre.«
    »Das wissen wir«, sagte Shane und führte die beiden Mädchen in die Box, bei der es sich – wie sich herausstellte – um den Kontrollraum des Studios handelte. Ein dicker Mann mit krausem Haar saß am Mischpult, das komplizierter aussah als das Innere eines Spaceshuttles. Er sagte Hallo und wies auf ein großes Plüschsofa hinten im Raum, auf das sie sich setzen sollten.
    Das Studio war großartig - mit lauter Leuten, die alle wirklich gut waren in dem, was sie taten. Der Techniker hinter dem riesigen, komplizierten Mischpult war entspannt, ruhig und sehr locker. Die beiden auf der anderen Seite der Glasscheibe halfen Michael beim Aufbau, führten Soundchecks durch und ließen ihn dann allein, um zu den anderen in den Kontrollraum zu kommen.
    »Okay«, sagte der Tontechniker und nickte seinen beiden Assistenten zu - wenn sie überhaupt Assistenten waren, da war sich Claire nämlich nicht sicher. »Schauen wir mal, was er drauf hat.« Er legte einen Hebel um. »Michael? Wenn du fertig bist, kannst du loslegen.«
    Mit gesenktem Kopf fing er an, einen langsamen Song zu spielen, und Claire spürte, wie das Interesse der Techniker wuchs, während sich Michael in die Musik einfühlte. Sie floss förmlich aus ihm heraus, seidig, glatt, wunderschön und so natürlich wie Sonnenschein. Er spielte auf der akustischen Gitarre und Claire traten die Tränen in die Augen. Die Musik hatte so etwas Sanftes, Trauriges und Schmerzhaftes an sich. Als das Lied zu Ende war, hielt Michael für einen langen Augenblick den Akkord, dann seufzte er, lehnte sich auf seinem Hocker zurück und blickte durch die Glasscheibe zu ihnen herüber.
    Der Mund des Tontechnikers stand offen. Er klappte ihn zu, räusperte sich und sagte: »Wie heißt der Song, Junge?«
    »Sam's Song«, sagte Michael. »Er ist meinem Großvater gewidmet.«
    Der Techniker schaltete das Mikro ab, sah die anderen beiden an und sagte: »Das klingt so lebendig.«
    Wie lustig, dachte Claire. Wenn die wüssten.
    »Er ist großartig«, sagte Shane leise, als hätte er das noch nie zuvor bemerkt. »Im Ernst. Er ist großartig. Ich bin nicht verrückt, oder?«
    »Du bist nicht verrückt«, sagte der Tontechniker. »Dein Kumpel hat ein abartiges Talent. Die da draußen werden ihn lieben.«
    Die da draußen. In der Welt. In der realen Welt. In der sich Michael nie lange aufhalten konnte.
    Die Tür ging auf und Oliver kam herein. Er war in einem normalen menschlichen Modus und wirkte väterlich und harmlos. Der alternde Hippie mit Batik-T-Shirt, verwaschenen Jeans und Sandalen. Claire wäre jede Wette eingegangen, dass der Tontechniker gelacht und gesagt hätte, sie sollten die Finger vom Crack lassen, wenn sie ihm erzählt hätten, dass Oliver ein Vampir war.
    Oliver saß auf der Sofalehne und lauschte. Sie rückten alle ein wenig
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