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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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waren mit Blut bespritzt. An Max’ Schläfe klaffte eine hässliche Platzwunde. Aber sie waren allein, und sie lebten noch.
    “Preston!”, murmelte Max lächelnd und streckte die Hand nach ihm aus.
    Emma starrte ihn ängstlich an. “Du bist ja verletzt!”
    Preston sah auf sein blutgetränktes T-Shirt. “Ich werde es überleben. Ich glaube, die Kugel ist glatt durchgeschlagen.”
    “Du musst sofort ins Krankenhaus.”
    “Da müssen wir alle hin. Die Polizei ist gleich da.” Das Sirenengeheul stoppte vor dem Haus. Preston zog Max an sich und umarmte ihn – unendlich erleichtert, dass der kleine zarte Körper nichts allzu Schlimmes abbekommen hatte. Als er Emma den Arm um die Schulter legte, zuckte sie kurz vor Schmerz zusammen, aber dann lehnte sie sich an ihn und seufzte tief.
    “Ist alles in Ordnung mit dir?”, fragte er sanft.
    Er spürte ihre Tränen auf seiner Haut, aber sie nickte.
    “Und was ist mit dir, Schlaufuchs?”
    “Mein Daddy hat uns geschlagen”, murmelte Max und klammerte sich an Preston, als hätte er Angst, er könne ihn verlieren. “Aber Mommy hat gesagt, er ist jetzt weg und kommt nie mehr wieder.”
    “Das stimmt”, sagte Preston. “Aber wenn du willst, kann ich ja jetzt dein Daddy sein.”
    Emma hob den Kopf und starrte ihn an. “Was hast du gesagt?”
    Preston spürte, dass er kurz davor war, bewusstlos zu werden. Er schloss die Augen und kämpfte dagegen an. Doch er musste sich gegen die Wand lehnen, um nicht zur Seite zu kippen. “Ich will, dass wir heiraten, Emma.”
    “Aber was ist mit dieser Sache in Iowa? Was ist mit deiner Vergangenheit?”
    “Das ist jetzt alles vorbei.” Er sog den Geruch ihres Haars ein, um sich zu versichern, dass sie wirklich hier bei ihm war und lebte. “Was meinst du dazu? Ich kaufe dir das kleine Häuschen, das du dir gewünscht hast, das mit dem weißen Lattenzaun … hier in Nebraska … oder woanders … wo du willst … Wir fangen ganz neu an.”
    Sie lächelte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. “Ich würde dich sogar heiraten, wenn wir in deinem verbeulten Wagen leben müssten. Ich liebe dich, das weißt du doch.”
    Von draußen hörten sie die Polizisten. “Wir sind hier drin”, rief Preston so laut er konnte und kippte zur Seite.
    “Preston?”, rief Emma. “Bitte halte durch, ja? Lass uns jetzt nicht allein.”
    “Hat er gesagt, dass wir jetzt eine Familie sein wollen?”, fragte Max hoffnungsvoll.
    Preston nickte. “Du hast es erfasst, Schlaufuchs, eine Familie … du … und ich … und deine Mommy.”
    “Und ein Hund. Wir brauchen auch einen Hund.”
    “Wir werden … auch einen … Hund haben”, versprach Preston. Dann hörten sie Schritte näher kommen, und das Gesicht eines Polizisten tauchte in der Türöffnung auf.
    Alles würde gut werden. Preston wusste es jetzt und konnte beruhigt ohnmächtig werden.

EPILOG
    E in Jahr später …
    Die Vögel zwitscherten laut in den Bäumen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Äste krochen und das Zelt mit ihrer Wärme erfüllten. Emma streckte sich und gähnte, dann kuschelte sie sich näher an Preston. Sie liebte es zu zelten, sie liebte die Einsamkeit in der Natur, die Schönheit der Berge, die Wildnis. Glücklicherweise ging es Max und Preston genauso.
    Draußen knackten einige Zweige, und Emma fragte sich, ob sie womöglich Besuch von einem Bären bekommen hatten. Wenn sie Bob dabei gehabt hätten, den Schäferhund von Max, hätten sie das sicher schnell herausgefunden. Aber den hütete Prestons Mutter, weil es ihnen zu riskant erschienen war, ihn ins Reich der Bären mitzunehmen.
    Sie drehte sich zur Seite und spähte durch den Zelteingang – auf ein Eichhörnchen. Ihre Verpflegung und die Säcke mit den Abfällen lagen unberührt unter dem hölzernen Picknicktisch einige Meter von ihrem Schlafplatz entfernt.
    “Bist du schon wach?”, murmelte Preston.
    Emma schob eine Hand unter sein T-Shirt, um die warme glatte Haut seines Oberkörpers zu spüren. Obwohl sie jetzt schon seit neun Monaten verheiratet waren, hatte sie immer noch das Gefühl, auf Hochzeitsreise zu sein. “Ich hätte große Lust zu wandern. Was meinst du?”
    “Ich hätte große Lust, erstmal eine Portion Schinken mit Ei zu vertilgen”, sagte er. “Wenn ich zelte, bekomme ich immer einen Bärenhunger.”
    Max kroch aus seinem Schlafsack, den er direkt neben Preston gelegt hatte. Er verehrte seinen neuen Daddy sehr und wollte alles genau so machen wie er. “Glaubst du, wir werden
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