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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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heute einen Bären sehen?”, fragte er.
    Die Zeiten, als die Bären des Yellowstone Nationalparks bettelnd am Straßenrand gestanden hatten, waren vorbei. Inzwischen achteten die Verantwortlichen sehr genau auf die Einhaltung des Fütterverbots, und inzwischen hielten sich die Bären wieder von den Menschen fern. Aber Preston hatte ihnen einen abgelegenen Zeltplatz ausgesucht, von dem aus man Wanderungen in die Wildnis unternehmen konnte. Wenn sie ihr Fernglas mitnahmen, bekämen sie vielleicht sogar irgendwann einen echten Grizzly zu Gesicht.
    “Wer weiß”, sagte Preston. “Aber zuerst mal sollten wir dein Blut testen, du Schlaufuchs.”
    “Ja, sofort”, sagte Max und begann sich anzuziehen.
    Preston schaute Emma an. “Du weißt, was heute für ein Tag ist, nicht wahr?”, fragte er, während er gleichzeitig ihre widerspenstigen Haarsträhnen hinters Ohr strich.
    Sie nickte. Heute würden mehrere Mitglieder der Rodriguez-Familie wegen Drogenhandels vor Gericht kommen. Sie hoffte, dass es ihnen so ergehen würde wie Hector Linz, der wegen der Ermordung von Vincent Wendell zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war.
    “Hast du Angst, dass man sie laufen lässt?”
    “Nein.” Sie warf Max einen Blick zu, der damit beschäftigt war, sein T-Shirt überzuziehen. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass du-weißt-schon-wer niemandem davon erzählt hat, dass ich im Besitz dieser Liste war”, sagte sie. “Wenn er es getan hätte, wären sie längst hinter mir her.”
    “Warum hat er es nicht getan?”
    “Wahrscheinlich wollte er sich den Ärger mit seiner Mutter ersparen, den er deswegen bekommen hätte”, sagte sie lachend. “Und außerdem hatte er gedacht, es würde kein Problem sein, die Liste wiederzubekommen.”
    “Die Informationen anonym an die Polizei zu schicken, war eine gute Idee.”
    Sie hauchte einen Kuss auf seine Lippen. “Meine Zeit mit Manuel erscheint mir endlos weit entfernt. Wäre es nicht alles so gekommen, hätte ich Max jetzt nicht. Seinetwegen hat sich das Leid gelohnt. Und ohne all diese schrecklichen Dinge hätte ich dich nie kennengelernt. Aber ich bin wirklich froh, dass das alles jetzt endgültig vorbei ist.”
    Er lächelte sie an. “Wie froh bist du denn darüber, dass du mich gefunden hast?”
    So vielsagend, wie er sie jetzt ansah, schien er auf etwas Besonderes hinauszuwollen. “Willst du mich etwa irgendwie reinlegen?”, fragte sie.
    “He, Max”, sagte Preston.
    Max kroch auf allen vieren zu ihm und fragte: “Was ist?”
    “Wollen wir deiner Mommy mal sagen, was wir gern möchten?”
    Max sah zuerst ein wenig verwirrt aus, grinste aber breit, nachdem Preston ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte. “Ja, klar!”
    Max war so begeistert, dass Emma skeptisch die Augen zusammenkniff. “Falls es jetzt wieder darum geht, dass du dir ein Motorrad wünschst, dann lautet die Antwort auch weiterhin nein. Ich hätte furchtbare Angst, dass ihr einen Unfall haben könntet.”
    “Diesmal geht es aber gar nicht um ein Motorrad”, sagte Max.
    Emma schaute ihre beiden Männer forschend an. “So? Um was geht es denn?”
    “Wir wollen ein Baby”, sagte Preston.
    “Bitte, bitte”, fügte Max hinzu und hob bettelnd die Hände und schaute sie treuherzig an.
    Emma schaute ihren Ehemann überrascht an. Nachdem sie Max bekommen hatte, war sie eigentlich sicher gewesen, dass sie kein weiteres Kind mehr wollte. So wie Manuel Max als Faustpfand gegen sie benutzt hatte, hatte ihr der Gedanke daran bisher eher Angst gemacht. Aber mit Preston …
    “Was meinst du?”, fragte Preston hoffnungsvoll. “Glaubst du, du kannst mir vertrauen?”
    Sie wusste, dass er ein guter Vater war, denn sie sah ihn täglich fürsorglich mit Max umgehen. Und er liebte sie und behandelte sie gut. Sie war noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen.
    Ein Baby … Sie stellte sich vor, wie sie ein gut riechendes Neugeborenes im Arm hielt – ein Kind von Preston – und musste lächeln. “Und wann?”, fragte sie.
    “Sobald du dazu bereit bist”, sagte Preston.
    “Okay.” Sie beugte sich vor, küsste Max auf die Wange und dann Preston auf den Mund. “Sieht so aus, als würde sich unsere Familie über kurz oder lang vergrößern.”
    “Aber wie kriegen wir denn so ein Baby?”, fragte Max.
    Emma und Preston mussten lachen. “Oh, ich glaube, dein Daddy und ich wissen ganz genau, was man dafür tun muss”, erklärte sie ihrem Sohn strahlend.
    – ENDE –
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