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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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zielen könnte. Aber auf diese kurze Entfernung wäre es wahrscheinlich auch egal gewesen.
    “Tu’s nicht, Vincent”, sagte er. “Du kannst ihn identifizieren, also wird er dich auch umbringen. Aber das hast du dir vielleicht auch schon selbst überlegt.”
    “Ich sterbe sowieso”, sagte Vincent kraftlos und sank noch weiter in sich zusammen. Sein Gesicht wurde aschfahl, die Gesichtszüge schlaff.
    “Dann gib mir die Pistole.” Preston ging einen Schritt auf ihn zu und wurde von einem ohrenbetäubend lauten Knall gestoppt. Ein Schuss. Aber er hatte nicht das Gefühl, getroffen worden zu sein. Überrascht schaute er an sich herab. Er erwartete eine weitere Wunde, noch mehr Blut, aber dann hörte er, wie der Mann mit dem Kopfband nach Luft schnappte und sah, wie er umkippte.
    Die Luft roch nach Pulverdampf. Preston ging in die Hocke und starrte Vincent an, der nach hinten gefallen war. Mit geschlossenen Augen versuchte er verzweifelt zu atmen.
    “Du hast ihn erwischt”, sagte Preston.
    Vincent schlug mühsam die Augen auf und lächelte schwach. “Hab ich? Gut. Vielleicht …” er rang erneut nach Atem, “kannst du … mir eines Tages … vergeben. Aber …” er hustete. “… ich glaube, daraus wird wohl … nichts … ich weiß ja … wie sehr du Dallas geliebt hast.”
    Preston wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er vermisste Dallas und würde niemals darüber hinwegkommen, dass er seinen Sohn verloren hatte, aber zum ersten Mal seit zwei Jahren machte er sich Sorgen um das, was um ihn herum geschah.
    Manuels Handlanger bewegte sich, aber nur ganz schwach. Preston kümmerte es nicht, ob er überlebte oder starb. Er konnte nur noch an Emma denken.
    Als er sich aufrichtete, musste er gegen den Schwindel ankämpfen, der ihn erfasste. Dann griff er nach dem Telefon, wählte die Nummer der Polizei und bat sie, je eine Streife zum Haus von Vincent und Emmas Motel zu schicken, aber vor allem zum Motel. Danach hob er die beiden Pistolen vom Boden auf, stolperte aus dem Haus und rannte zu seinem Wagen.
    Emmas Fingernägel kratzten über die Wand, als Manuel sie zu Boden drückte. Seine rechte Hand war verletzt, außerdem blutete er am Kopf, das bemerkte sie, als Max das Licht einschaltete. Offenbar hatte Manuel sich eine Schnittwunde an der Stirn zugezogen, als er durch das zerbrochene Fenster gestiegen war.
    “Du verdammtes Miststück, du hast mir die Hand gebrochen”, stieß er hasserfüllt hervor, hörte aber nicht auf, mit der anderen Hand auf sie einzuprügeln.
    Emma war froh, dass seine rechte Hand verletzt war, denn selbst mit der linken konnte er ihr schon sehr heftige Schläge verpassen. Als er sie am Kinn erwischte, meinte sie für einen kurzen Moment das Bewusstsein zu verlieren.
    “Daddy”, meldete sich der völlig verunsicherte Max.
    Emma wehrte verzweifelt seine Schläge ab und versuchte, an den Baseballschläger zu kommen, der ihr aus der Hand gefallen war. “Geh ins Badezimmer, Max”, rief sie ihm zu und schmeckte Blut in ihrem Mund. “Schließ dich ein. Los, schnell! Kümmere dich nicht um mich.”
    Aber anstatt zu gehorchen, begann Max zu schreien: “Du sollst meiner Mommy nicht wehtun, Daddy! Bitte, hör auf damit! Bitte, Daddy!”
    “Ich will ihr nicht wehtun, ich will sie töten!”, schrie Manuel und Emma wusste, dass er nun völlig von Sinnen war.
    “Geh endlich, Max!”, ächzte sie. Mehr brachte sie nicht hervor, denn sie hielt jetzt wieder den Schläger in der Hand und musste alle Kraft aufwenden, um ihn anzuheben und Manuel damit einen Schlag zu verpassen. Sie traf ihn sogar und es gab ein hässliches dumpfes Geräusch, aber im gleichen Moment erkannte sie, dass sie ihn nur am Arm erwischt hatte, den er schützend in die Höhe hielt. Damit hatte sie ihn noch lange nicht außer Gefecht gesetzt, im Gegenteil. Manuel trat ihr brutal in den Unterleib. Sie spürte einen grauenhaften Schmerz und fragte sich, ob das bedeutete, dass sie innere Verletzungen davongetragen hatte.
    “Glaubst du etwa, du kannst einfach mit meinem Sohn abhauen und mit einem anderen ins Bett gehen, hä?”, brüllte Manuel sie an.
    Wieder versuchte sie, den Schläger zu heben, taumelte aber und stürzte, sodass Manuel ihr einen weiteren Tritt verpassen konnte.
    “Mommy!” Die Verzweiflung in Max’ Stimme gab Emma die Kraft, wieder aufzustehen. Sie lief auf ihren Sohn zu, taumelte jedoch zur Seite und fiel auf die Knie. Max stürzte auf Manuel zu und umfasste sein Bein, um ihn zu stoppen.
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