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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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Moment wunderte er sich, wie das hatte geschehen können, dann wurde ihm klar, was passiert war. Jemand hatte auf ihn geschossen. Aber wer? Vincent hatte doch gar keine Pistole.
    Vage erinnerte er sich, dass der Schuss von draußen gekommen war. Er drehte sich um und starrte auf das Fenster, dessen Glas zersprungen war.
    “Du hast auf mich geschossen!”, heulte Vincent. “Das ist ja Wahnsinn! Du hast auf mich geschossen, und nun werde ich sterben!”
    Das verblüffte Preston vollends. Denn es stimmte, Vincent lag vor ihm auf dem Boden und blutete ebenfalls heftig. Vielleicht sogar noch stärker.
    “Ich habe nicht auf dich geschossen”, sagte Preston, aber es fiel ihm selbst schwer, das zu glauben. Er suchte nach seiner Waffe, erinnerte sich aber, dass er sie fallen gelassen hatte, als er nach vorn geschleudert wurde. Sie war über den Fußboden gerutscht und lag jetzt direkt neben Vincent, der mit der Hand ein kleines Loch in seiner Brust bedeckte und sich bemühte aufzustehen.
    “Doch, du hast es getan”, stieß er nach Atem ringend hervor.
    Die friedlichen Klänge der klassischen Musik im Hintergrund wollten so gar nicht zu der gewaltsamen Szene passen. Preston näherte sich Vincent, um die Pistole an sich zu nehmen, bevor sein ehemaliger Nachbar es tun konnte. “Nein”, sagte er. “Jemand anderes hat geschossen. Und er hat mich auch erwischt.”
    Diese Information schien Vincent genauso langsam zu verarbeiten wie Preston kurz zuvor. Beide waren verwundet. Aber Preston glaubte, dass Vincents Verletzung wesentlich schlimmer war als seine eigene. Sein Arm tat höllisch weh, aber normalerweise starb man nicht an einer Kugel, die in den Armmuskel eingedrungen war. Aber Vincent war in der Brust getroffen worden. Das Blut lief über seinen Bauch.
    “Wer denn?”, fragte er ungläubig. “Gibt es denn noch jemanden, der mich töten will? Christy?”
    Preston stöhnte, als eine weitere Schmerzwelle seine ganze rechte Seite erfasste. “Nein, Christy ahnt ja gar nichts von deinem wahren Charakter.” Jetzt hatte er die Pistole beinahe erreicht. Er griff danach, aber Vincent bemerkte es und kam ihm zuvor.
    “Die hast du wohl verloren”, sagte er und versuchte zu lachen.
    Preston verzog das Gesicht, als er in den Lauf seiner eigenen Waffe starrte. “Irgendjemand da draußen will uns …”
    Sie hörten ein Geräusch und bemerkten eine Bewegung vor dem zerborstenen Fenster. Die Umrisse eines Mannes wurden sichtbar. Preston war sich ziemlich sicher, dass er ihn noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Aber ganz klar erkannte er das erst, als der Fremde über die Terrasse zur Verandatür ging und eintrat.
    “Den kenne ich nicht”, sagte Preston, als der Mann ins Licht trat. “Und du?”
    Groß und schlaksig, mit Armen voller Tattoos stand der Fremde vor ihnen, ein Band hielt seine ungepflegten Haare zusammen. Er trat direkt vor die beiden Männer und kommandierte: “Los, aufstehen!” Dann sah er, dass Vincent eine Pistole in der Hand hielt und richtete seine Waffe auf ihn: “Lass das fallen!”
    “Wenn du das machst, bringt er uns beide um”, sagte Preston.
    “Wer … wer sind Sie?”, fragte Vincent stöhnend.
    “Ich bin nicht deinetwegen gekommen, sondern wegen ihm hier.” Dabei deutete er mit seiner Pistole auf Preston. “Lass die Waffe fallen, dann passiert dir nichts.”
    Vincent rückte ein Stück zur Seite, um sich gegen den Schreibtisch zu lehnen. Ganz offensichtlich konnte er nicht mehr gerade sitzen, ohne sich abzustützen.
    “W-was haben Sie denn gegen … Preston?”, brachte er stöhnend heraus.
    “Ich hab überhaupt nichts gegen ihn. Für mich ist das nur ein Job. Sie können sich bei Manuel Rodriguez bedanken.
    Manuel. Preston spürte, wie sein Herz einen Sprung machte. “Weiß er etwa, wo Emma ist?”, fragte er.
    “Emma?” Der Mann lachte hämisch. “Du meinst Vanessa. Klar weiß er das. Er ist jetzt bestimmt schon bei ihr und macht da weiter, wo du aufgehört hast.” Er zwinkerte ihm obszön zu und der Gedanke an das, worauf er anspielte, bereitete Preston Übelkeit. Emma … um Himmels willen!
    “Wie hat er sie denn gefunden?”
    “Ganz zufällig.” Der Mann kniff die Augen zusammen und sah Vincent finster an. “Ich hab doch gesagt, du sollst die Waffe fallen lassen!”
    Wenn ich die Pistole doch noch hätte, dachte Preston, ich würde einfach abdrücken. Aber sein rechter Arm wäre für so etwas nicht mehr zu gebrauchen, und wer weiß, ob er mit der linken Hand sicher
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